1860 München:Und Spanferkel gab es auch nicht

TSV 1860 München - Wacker Burghausen

Unzufrieden: Trainer Bierofka (Archivbild)

(Foto: Tobias Hase/dpa)
  • Der TSV 1860 erlebt erstmals die Härten der Regionalliga.
  • Beim 0:1 in Buchbach ärgern sich die Münchner über ein Eigentor, Schiedsrichterentscheidungen - und pöbelnde Gesänge gegnerischer Spieler.

Von Markus Schäflein, Buchbach

Anton Bobenstetter ist ein dermaßen großer Fan des TSV 1860 München, dass er sogar die Ziffernfolge 1860 in seiner Handynummer hat. Über Jahre hinweg war das kein Problem, weil die Löwen in der zweiten Bundesliga spielten und der TSV Buchbach, dessen Trainer Bobenstetter ist, in der Regionalliga Bayern. Nun allerdings ist Sechzig in die vierte Liga abgestürzt, und nachdem beim Auftaktgegner FC Memmingen der Zeugwart glühender Löwenfan war, war es nun in Buchbach der Trainer. Bobenstetter sah vor der Partie am Mittwochabend keinen großen Konflikt zwischen seinem Trainer- und seinem Fandasein: "Für uns ist das eigentlich kein Punktspiel, weil wir wahrscheinlich eh keine Punkte holen werden."

Seine Mannschaft trat allerdings ganz und gar nicht nach diesem Motto auf, zeigte sich kampfstark und kompakt und selbstredend interessiert an Punkten. Spanferkel, wie sonst üblich am TSV-Sportplatz, gab es diesmal nicht, laut Auskunft des Grillmeisters durfte aus Sicherheitsgründen kein Besteck ausgegeben werden, es tue ihm sehr leid. Aber sonst präsentierten sich die Buchbacher vor mit 2500 Zuschauern ausverkauftem Haus und trotz der deutlichen Überzahl der Löwenfans wie von ihren anderen Heimspielen gewohnt - giftig und mutig. Am Ende siegten sie 1:0, und bei Bobenstetters Jubel-La-Ola vor der Haupttribüne wurde klar, dass sich der Trainer in ihm gegen den Fan in ihm eindeutig durchgesetzt hatte.

Bierofka ist völlig bedient

Löwen-Trainer Daniel Bierofka hingegen war völlig bedient und verließ die Pressekonferenz, die im Regen auf dem Platz stattfand, sofort nach seinem Statement - und noch, bevor Kollege Bobenstetter angefangen hatte zu reden. "Ich habe Respekt vor den Buchbachern, aber was da an der Kabine los war, kann ich nicht akzeptieren", sagte Bierofka; die Buchbacher Spieler hätten in der Kabine "Giesinger Bauern" gesungen. Zum Spiel sagte er das Erwartete: "Es ist hier passiert, was wir nicht wollten: dass wir früh in Rückstand geraten. Dann war es sehr schwer, auf dem Platz das Spiel zu machen." Wie in Berlin und in München hatte es auch im Landkreis Mühldorf am Inn ausgiebig geregnet.

Die Löwen traten dem funzeligen Flutlicht in ihren grellgrünen Auswärtstrikots entgegen und übernahmen von Beginn an das Kommando. Doch die Buchbacher lauerten auf Konter und waren bereits mit ihrem zweiten Versuch erfolgreich - mit Hilfe von Löwen-Kapitän Felix Weber. Nach einer Flanke von rechts versuchte Weber zu klären, bugsierte den Ball aber ins eigene Netz (10.). Die erste Gelegenheit der Münchner, die sich selten gegen die vielbeinige Buchbacher Abwehr durchsetzen konnten, hatte Nico Karger, aber sein Schussversuch war kein Problem für Buchbachs Torwart Daniel Maus. Aussichtsreicher waren Buchbachs Chancen zum 2:0: Bei einem Kopfball von Maximilian Bauer und einem Freistoß von Maximilian Drum verpasste der TSV knapp das Tor.

In der zweiten Hälfte wurde Buchbach noch defensiver, Sechzig fiel wenig ein, um zum Torabschluss zu kommen. Ein Flachschuss von Nicolas Andermatt strich am linken Pfosten vorbei (52.). Mehr gab es lange nicht zu sehen. Bierofka regierte mit drei Wechseln, es kamen Benjamin Kindsvater für Nico Karger (58.), Lino Tempelmann für Andermatt (61.) und Kilian Jakob für Christian Köppel. Bierofka kniete an der Linie, dann sprang er auf, schrie und gestikulierte, dann kniete er wieder. Zwischenzeitlich legte er sich mit dem vierten Offiziellen an, weil er mit den Entscheidungen des Schiedsrichters Christian Dietz nicht zufrieden war. In der 78. Minute hatte Sascha Mölders noch eine Chance, scheiterte aber an Maus. Die Löwenfans sangen ausdauernd "Scheiß FC Bayern", dem Spiel konnten sie nicht viel abgewinnen. Unmut gegenüber der Mannschaftsleistung brachten sie nicht zum Ausdruck. In der Nachspielzeit sorgte der gerade eingewechselte Buchbacher Maximilian Hain noch für einen Aufreger, indem er sich umgehend die rote Karte zuzog, dann war Schluss.

Nicht einmal in Buchbach werden sich alle 3100 Einwohner gefreut haben über das Ergebnis: In der Ortschaft gibt es viele Löwenfans und den Fanklub "1860 Buchbach-Steeg", der von Bierofkas Onkel Erwin Bierofka geleitet wird. Der eigene Fußballverein kann sich nun jedenfalls einen besonderen Sieg in die Chronik schreiben.

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