1860 München:Traumtor aus 24 Zentimetern

Mit einem 3:0 gegen Bayreuth sichern sich die Löwen am letzten Hinrunden-Spieltag die Herbstmeisterschaft in der Regionalliga. Zwei Fragen überlagern allerdings die Feierlichkeiten.

Von Markus Schäflein

Nun war sie also doch noch unter Dach und Fach, die so genannte Herbstmeisterschaft für den TSV 1860 München in der Fußball-Regionalliga Bayern. Es dauerte zwar bis zum letzten Spieltag der Hinrunde, dennoch ist der Vorsprung mit fünf Punkten auf Rang zwei nun komfortabel; sämtliche Verfolger spielten am Dienstag Unentschieden, während die Löwen ihr Heimspiel gegen die SpVgg Bayreuth 3:0 (2:0) gewannen. Kein Wunder, dass die Münchner bester Laune und zum Scherzen aufgelegt waren, wie etwa Jan Mauersberger. Über sein 1:0 (37.), als Sascha Mölders den Ball mit der Hand in den Strafraum und Mauersberger ihn aus dem Gewühl und aus kurzer Distanz ins Tor befördert hatte, sagte der Innenverteidiger: "Das war ein Traumtor. Ein schöneres habe ich selten geschossen. Es war schwierig, den Ball aus 24 Zentimetern über die Linie zu drücken."

Fauser arbeitet an "Strukturen, um schnellstmöglich wieder in den Profifußball zu kommen"

Ähnlich schwierig war für Markus Ziereis das 2:0, das noch vor der Pause folgte: Nach einem geblockten Schuss von Nico Karger durfte er ungedeckt einschießen (42.). Die Bayreuther, die ihr neuntes Spiel hintereinander verloren, trauerten spätestens jetzt einer Szene aus der siebten Minute nach: Dominik Schmitt hatte den Innenpfosten getroffen, der Ball war die Linie entlang gerollt, aber nicht ins Tor. "Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut dagegen gehalten, hatten eine Riesen-Torchance. Schade drum", meinte Bayreuths neuer Trainer Christian Stadler. "Wir haben derzeit das Quäntchen Glück nicht, haben dem Gegner das 1:0 und 2:0 aufgelegt."

Fussball 1.Bundesliga  TSV 1860 MUENCHEN - SpVgg BAYREUTH

12 500 Zuschauer dürfen derzeit, wie hier gegen Bayreuth, ins Grünwalder Stadion. Auch BFV-Präsident Rainer Koch wünscht sich einen Ausbau für mehr Menschen und mehr Luftballons.

(Foto: Peter Schatz)

Und so konnte Kollege Daniel Bierofka nach zuletzt zwei Niederlagen über die Rückkehr des so genannten "Spielglücks" zum TSV 1860 referieren. "In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel kontrolliert, hinten nichts mehr zugelassen", stellte er fest. "Worüber ich mich brutal ärgere: Wir hätten den Sack früher zumachen müssen, laufen zwei, drei Mal alleine auf das Tor zu." Es dauerte aber bis zur 89. Minute, bis das 3:0 fiel - Mölders machte alles klar.

Heimrecht winkt - Toto-Pokal-Halbfinale ausgelost

In der Halbzeitpause der Partie zwischen dem TSV 1860 und Bayreuth wurde das Halbfinale des Bayerischen Toto-Pokals ausgelost. Das passte, denn genau diese beiden Teams treffen sich am 9. Dezember (14 Uhr), dann allerdings in Oberfranken, um das letzte noch nicht gespielte Viertelfinale auszutragen. Die Auslosung ergab, dass der Sieger jenes Spiels im Halbfinale am 11. April 2018 ein Heimspiel haben wird - und zwar gegen den Regionalliga-Konkurrenten TSV 1860 Rosenheim. Im anderen Halbfinale treffen sich ebenfalls zwei Viertligisten, der FC Schweinfurt 05 tritt zu Hause gegen den FC Memmingen an. Der Sieger des bayerischen Toto-Pokals qualifiziert sich, wie es zuletzt den Schweinfurtern gelang, für die Hauptrunde des DFB-Pokals. SZ

Sechzig wäre allerdings auch in der vierten Liga nicht Sechzig, wenn es sich über so eine herrliche Herbstmeisterschaft einfach mal freuen könnte. Die von Bierofka aufgeworfene und von der Investorenseite um Hasan Ismaik klubpolitisch vereinnahmte Frage, ob die Löwen einen Sportdirektor brauchen, wurde von TV-Experte Thomas Hitzlsperger bejaht, und Geschäftsführer Markus Fauser hatte im Bayerischen Fernsehen zu erklären: "Wir diskutieren das Thema Sportdirektor, und wir sind intern absolut klar und einig. Wir müssen uns bis zur Winterpause noch Zeit geben, damit wir dann eine Lösung präsentieren können." Der Verein arbeite "an den Strukturen, um schnellstmöglich wieder in den Profifußball zu kommen", erklärte Fauser, ohne ins Detail zu gehen.

Bilder des Tages SPORT Daniel BIEROFKA TSV 1860 Trainer gestikuliert und gibt Anweisungen Aktion

„Wir hätten den Sack früher zumachen müssen.“ – 1860-Trainer Bierofka hatte Grund zur Aufregung.

(Foto: Peter Schatz/imago/ActionPictures)

Weil für Drittliga-Strukturen auch ein größeres Fassungsvermögen im Stadion an der Grünwalder Straße wünschenswert wäre, schlug sich in dieser Frage auch Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbands, auf die Seite der Löwen. "Heute waren Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und die für den Sport zuständige Stadtschulrätin Beatrix Zurek im Grünwalder Stadion. Natürlich habe ich beide auf die derzeit nicht nutzbare Nordwestkurve im Stadion angesprochen", erklärte Koch. "Zumindest der Unterrang dort müsste doch mit überschaubarem Mitteleinsatz den Fans sehr schnell zur Verfügung gestellt werden können." Derzeit sind 12 500 Besucher zugelassen, ein Ausbau auf 15 000 Plätze müsse "schnell umsetzbar sein".

Bierofka genoss unterdessen den Etappensieg. "Wenn man schaut, was im Sommer los war: Wir hatten nicht mal eine Mannschaft, Spieler sind erst dazu gestoßen, hatten noch keine Verträge. Wir haben 41 Punkte, damit können wir sehr zufrieden sein", bilanzierte er. Die Mannschaft sei zwar "noch nicht da, wo ich sie haben will", aber zumindest auf eine Qualität kann er sich verlassen: "Ich hoffe, dass die Fitness ein Aspekt ist, der uns durch die Saison tragen wird." Das könnte nützlich sein, denn trotz Herbstmeisterschaft ist noch lange nicht Winterpause.

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