1860 München:Spezieller Abend für Michael Liendl

TSV 1860 München - SpVgg Greuther Fürth

Michael Liendl (links) jubelt neben Daylon Kayton

(Foto: dpa)

Von Markus Schäflein

Die Ultras des TSV 1860 München haben ihren Arenaboykott beendet, und das traf sich gut, schließlich galt es nach dem 2:1 (0:0) gegen die Würzburger Kickers einen beliebten Gassenhauer vorzutragen. "Michi Liendl, du bist der Beste", hallte es durch die Arena, und in der Tat war der Österreicher Michael Liendl der Beste in einem lange außergewöhnlich langweiligen Spiel gewesen.

Er brachte, zur zweiten Hälfte von Trainer Vitor Pereira eingewechselt, endlich ein bisschen Struktur ins Spiel, bereite das 1:0 vor und erzielte das 2:0 selbst. "Ich weiß natürlich, dass ich die Qualität habe, dass ich so ein Spiel lenken kann", sagte er. "Das war eine Bestätigung für mich, schön für mich - aber speziell schön für die Mannschaft, weil es ein wichtiger Schritt in der Tabelle war und wir Würzburg mit den Abstiegskampf gezogen haben."

Mit 28 Punkten stehen die Löwen nun auf Platz 13, einen Zähler hinter den Kickers, die in der Rückrunde nur zwei Punkte aus acht Partien geholt haben.

Zur Halbzeitpause zeigt sich 1860-Trainer Pereira verärgert

Bis es so weit war, war es allerdings eine überaus zähe Angelegenheit. Im Gegensatz zu den vergangenen beiden Heimpartien gelang es dem TSV 1860 - mit dem jungen Florian Neuhaus in der Mittelfeldzentrale statt Kai Bülow - nicht, von Beginn an Druck zu entwickeln. "Es war sehr schwierig gegen eine sehr gut organisierte Mannschaft", meinte Pereira, der zur Pause dennoch sehr verärgert über die Leistung seines Teams war. Gegen die auf Sicherheit bedachten Würzburger wagten die Löwen ebenfalls wenig, eine außerordentlich öde Partie war die Folge. "Da haben wir uns in Ballbesitz nicht gut bewegt und dem ballführenden Spieler keine Optionen gegeben", stellte Liendl fest.

Erst nach einer halben Stunde wurden die Münchner etwas zielstrebiger. Einen Distanzschuss von Maxi Wittek lenkte Robert Wulnikowski über die Querlatte (34.), eine Minute später scheiterte Sebastian Boenisch an dem Kickers-Torwart. Die erste Torszene der Unterfranken gab es kurz vor der Pause zu bestaunen: Der schon seit Längerem verhinderte Torjäger Elia Soriano schoss seinen Mitspieler Patrick Weihrauch an.

Angesichts des eklatanten Mangels an Ideen im Aufbau wechselte Pereira zur zweiten Hälfte Liendl für Romuald Lacazette ein. In der 47. Minute lief Ivica Olic, der diesmal bei Pereiras munterer Kapitäns-Rotation die Binde trug, über die linke Seite auf und davon, schloss aber selbst ab, statt den Querpass auf Stefan Aigner zu spielen, und traf das Außennetz (47.).

Pereira vollzog einen weiteren Tausch - Christian Gytkjaer kam für Olic (63.), kurz darauf gingen die Löwen in Führung. Liendl flankte nach einer Ecke in die Mitte, der aufgerückte Innenverteidiger Abdoulaye Ba traf per Kopf (67.) gegen Jörg Siebenhandl, der seit der Halbzeitpause für den angeschlagenen Wulnikowksi im Tor der Würzburger stand. Auf der Tribüne freute sich 1860-Investor Hasan Ismaik, der in der Halbzeitpause dem zur U21 versetzten und am Arbeitsgericht klagenden Mittelfeldspieler Karim Matmour eine Audienz gegeben hatte.

Liendl wird wohl nicht in Giesing bleiben

Hollerbach ließ seine Mannschaft nach dem 0:1 mit dem Mute der Verzweiflung offensiver agieren. Das brachte zwei gute Chancen zum Ausgleich: Einen verunglückten Schussversuch des eingewechselten früheren Sechzigers Valdet Rama nahm Soriano direkt, der Ball strich jedoch am entfernten Pfosten vorbei (71.); dann verstolperte Tobias Schröck ungedeckt eine Soriano-Hereingabe (73.). Für 2:0 war dann wieder Liendl zuständig: Nach einem Foul von Peter Kurzweg, der aus dem Nachwuchs der Löwen stammt, an Aigner entschied Schiedsrichter Arne Aarunk auf Elfmeter, Liendl verwandelte, die Anhänger sangen ihr Liendl-Lied.

Das alte Liendl-Lied - mal Ersatzbank, mal Matchwinner - geht ebenso weiter. "Ich kenn' mich auch nicht mehr aus", sagte er, "keine Ahnung, was da los ist, ich habe unter dem Strich genug Argumente geliefert, dass ich von Start weg spielen kann." Diesmal sprang er, nachdem sich sowohl die Sommerzugänge Olic und Aigner als auch die Winterzugänge Lumor und Amilton gegen den defensiven Gegner vergeblich mühten, als Kreativer in die Bresche - in seinem 100. Zweitliga-Spiel.

Über den Sommer hinaus wird Liendl allerdings wohl nicht in Giesing bleiben. "Prinzipiell muss der Verein ein Gespräch suchen, wenn er das nicht tut, will er nicht verlängern", erklärte er. Aber bis zum Vertragsende würde Liendl schon noch gerne ein paar Flanken, Ecken und Elfmeter zum Klassenverbleib beisteuern.

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