1860 München siegt im DFB-Pokal:Immerhin um 500.000 Euro reicher

Erst tut sich 1860 München schwer, dann siegt die Cleverness: Nach dem 3:0 beim Hoffenheim-Schreck Berliner AK steht der Münchner Zweitligist im Achtelfinale des DFB-Pokals. Der Erfolg soll nun Sicherheit geben für die kommenden Spiele.

Matthias Wolf, Berlin

Berliner AK 07 - TSV 1860 Muenchen

Tor in Berlin: Die 1860-Spieler Martin Tomasov, Ismael Blanco und Moritz Stoppelkamp (von links) jubeln.

(Foto: dapd)

Kann sich Verkrampfung so schnell in Rauch auflösen? Das wird sich noch zeigen für die Löwen und ihre Fans, die nach 38 Spielminuten allerlei Pyrotechnik zündeten - und sich so selbst einnebelten bei diesem DFB-Pokalspiel beim Berliner Athletik-Klub 07 im Jahn-Sportpark. Drei Zweitligaspiele ohne Sieg schienen mit einem Mal vergessen zu sein, als Daniel Bierofka den Ball auf Moritz Stoppelkamp passte, als dieser dann allein aufs Tor zulief, dessen Hüter Dominik Kisiel umspielte - und es 1:0 für den TSV 1860 München stand.

Der Treffer war quasi der Öffner für eine Partie, die zu diesem Zeitpunkt aus Münchner Sicht so verschlossen wirkte wie eine Konservendose. "Es war nicht einfach gegen einen nie aufsteckenden BAK", sagte Trainer Reiner Maurer nach dem Spiel des Zweitligisten beim Regionalligaklub: "Jetzt aber genießen wir das schöne Erlebnis." Lange hatte sich sein Team schwer getan gegen nicht nur geschickt verteidigende, sondern auch forsch und frech nach vorne spielende Halbprofis und Amateure.

Der BAK kämpfte fast auf Augenhöhe, hatte auch seine Chancen. Letztlich aber siegten Routine, Cleverness, auch die größere spielerische und taktische Reife. So sorgten erneut Stoppelkamp (62.) und schließlich Ismael Blanco (89.) für den Endstand von 3:0. Ein schmuckloser Sieg, hart erarbeitet - und verdient.

"Es hat keiner auf den Tischen getanzt", vermeldete Sportdirektor Florian Hinterberger aus der Kabine: "Aber wir haben uns gefreut, weil wir darauf hoffen, dass dieses Spiel für uns die Wende war. Hätten wir verloren, wäre bei uns richtig Unruhe aufgekommen." Nun sind die Löwen in Runde drei, um rund 500 000 Euro an Pokalgeldern reicher. Auch, weil sie den Gegner ernster nahmen als die TSG Hoffenheim, die sensationell mit 0:4 am BAK gescheitert waren. "Wir waren gewarnt", sagte Hinterberger: "Wir haben nichts dem Zufall überlassen und uns professionell wie auf ein Ligaspiel vorbereitet."

Offenbar haben auch die Berliner selbst zu dieser Konzentration beigetragen. Trainer Jens Härtel war jedenfalls alles andere als froh darüber, dass Manager Erdogan Dogan vollmundig erklärt hatte, der BAK werde mit einer Wahrscheinlichkeit von 51 zu 49 siegen. "Da sind die Gäule mit ihm durchgegangen", sagte Härtel vorab, "seine Aussage baute für uns einen Druck auf, der nicht natürlich ist." Der Satz habe auch den Sechzigern gefallen, sagte Stoppelkamp: "Der BAK hat ja ganzschön dick aufgetragen - das hat uns auch motiviert."

Pokalspiele als Feiertage

Der Respekt war dem Außenseiter also sicher. Sonst hätten die Löwen den BAK nicht gleich mehrfach beobachten lassen, und sonst hätte wohl auch kaum Christopher Schindler Berlins Atakan Yigitoglu schon nach sechs Minuten an der Eckfahne umgegrätscht. Da wollten die Profis früh Zeichen setzen. Aus dem fälligen Freistoß entsprang die erste Chance: Metin Cakmak, in Runde eins noch Doppeltorschütze, köpfelte aber zu harmlos in die Arme von Timo Ochs, der im Pokal statt Gabor Kiraly die Bälle fangen darf.

Pokaltage als Feiertage - nicht nur für ihn. Ob der Wichtigkeit des Wettbewerbs rückten prompt mehr als 600 Löwen-Fans an, deutlich mehr als zuletzt noch beim 0:1 in der Liga Cottbus. Auch für den BAK bedeutet dies ein kleines Trostpflaster, hatten sich die Amateure noch bei der Auslosung noch geärgert, den falschen Münchner Verein erwischt zu haben. Insgesamt waren es aber nur 2403 Zuschauer, immerhin doppelt so viele wie gegen Hoffenheim.

Jene, die ins zugige Rund gekommen waren, erlebten einen Viertligisten, der nach anfänglicher Nervosität geschickt die Räume eng machte - und dann mutig ausschwärmte. Daraus resultierten ab der 25. Minute drei gute Chancen in nicht einmal 180 Sekunden. Doch Justin Gerlach köpfte erst vorbei und blieb dann in der vielbeinigen Abwehr der Blauen hängen. Außerdem ging der Schuss von Christopher Blazynski knapp daneben. Es wirkte da, als wollten die Löwen nur noch auf einen Fehler der Gastgeber warten - und den bekamen sie auch, als Dominik Stahl einen schlampigen Berliner Rückpass erhaschte und Stoppelkamp bediente. Die Szene wirkte ein wenig, als würden sich die Unterklassigen selbst schlagen.

Denn nach der Führung spielten die Sechziger erst recht auf Konter gegen einen Gegner, der das Duell weiter ausgeglichen gestaltete, auch hoffnungsfroh nach vorne rannte - aber allzu oft an mangelnder Schnelligkeit und technischen Unzulänglichkeiten scheiterte. So richtig kamen die Berliner nicht mehr zum Abschluss. Auch nicht, als Cakmak, frei vor Ochs, den Ball nicht richtig traf (61.). Das sollte sich rächen.

Quasi im Gegenzug sorgte 1860 für die Entscheidung. Stoppelkampf verwertete eine flache Hereingabe von Daniel Halfar zum zweiten Tor. Der Rest war tatsächlich Routine. Ismael Blanco traf erst den Pfosten (76.), dann auf Vorarbeit des überragenden Stoppelkamp noch zum 3:0.

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