1860 München:Kirmaier bleibt Mitglied

Das Oberlandesgericht hebt den Vereinsausschluss gegen Helmut Kirmaier auf, sein Anwalt Heinz Veauthier kündigt eine Fortsetzung der "Tragödie" an. Den neuen 1860-Präsidenten Robert Reisinger bezeichnet er als "Scheinvorsitzenden".

Von Markus Schäflein

Bereits zum zweiten Mal hat im Fall Helmut Kirmaier gegen 1860 München das Oberlandesgericht ein Urteil des Landgerichts München I aufgehoben. Diesmal entschied es, dass der Vereinsausschluss Kirmaiers unrechtmäßig war. "Helmut Kirmaier ist nicht wieder Mitglied des TSV 1860 München, sondern ist es immer gewesen", sagt sein Anwalt Heinz Veauthier, "der Beschluss war von Anfang an nichtig." Damit könnte Kirmaier, der im Kern gegen die ungültige Wahl von Gerhard Mayrhofer zum Präsident aus dem Jahr 2013 geklagt und damit eine Reihe weiterer Prozesse losgetreten hatte, nun auch weiter gegen 1860 vorgehen. Vereinsanwalt Guido Kambli erklärt: "Was das für Konsequenzen hat, muss man abwarten." Veauthier kündigt an: "Das ist eine Tragödie, und die wird so nicht enden."

Alle Wahlen und Beschlüsse, die seit Kirmaiers vermeintlichem Vereinsausschluss auf Mitgliederversammlungen durchgeführt und getroffen wurden, erscheinen nun angreifbar. "Wenn ein Verein ein Mitglied nicht eingeladen hat, sind die Beschlüsse allesamt nichtig", sagt Veauthier. "Man muss den Nachweis führen, dass die Wahlen bei Kirmaiers Anwesenheit nicht anders ausgegangen wären. Man hat ihn aber gehindert, sich dort zu beteiligen und in Redebeiträgen auszuführen, was er aus dem Verfahren wusste."

Insbesondere der auf der jüngsten Versammlung von der Mehrheit der Mitglieder angenommene Antrag von Ulla Hoppen, den Kooperationsvertrag mit Investor Hasan Ismaik aufzukündigen, stößt Veauthier auf. "Der jetzige Scheinvorsitzende" - damit meint Veauthier den auf jener Veranstaltung im Juli gewählten Präsidenten Robert Reisinger - "hat einen Antrag zugelassen, dessen Inhalt ein Eingriff in die Geschäftsführung war." Diese sei laut Satzung aber "Sache des Präsidiums, in die die Mitgliederversammlung nicht hineinwirken" könne: "Das darf man auf der Tagesordnung nicht zulassen, das ist ein grandioser Fehler." Es gebe "weitere Personen", die sich in dieser Sache bereits an ihn gewendet hätten.

Der TSV 1860 teilte schriftlich mit, dass sich das Präsidium "zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zur Causa Kirmaier (...) erklären" werde. "Die schriftliche Urteilsbegründung liegt uns noch nicht vor", wird Reisinger zitiert. "Erst nach deren Prüfung in einigen Wochen können wir uns dazu und zum weiteren Vorgehen in diesem Fall äußern." Generell wolle er "versuchen, eine Einigung herbeizuführen, die keine weiteren Streitigkeiten nach sich zieht". Auch Veauthier kündigt an, es werde jetzt "viele Gespräche" geben. "Die Frage ist aber, ob der Vorstand überhaupt verhandlungsberechtigt ist." Schließlich ist er aus Veauthiers Sicht ja niemals rechtmäßig gewählt worden. Diese Argumentation zieht sich als roter Faden durch die Auseinandersetzung.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: