1860 München im Abstiegskampf:Tief im Sumpf

DSC Arminia Bielefeld v TSV 1860 Muenchen - Second Bundesliga

1860-Trainer Vitor Pereira musste auch in Bielefeld eine Niederlage seiner Mannschaft ansehen - und konnte dem dennoch Positives abgewinnen.

(Foto: Thomas Starke/Getty)

Nach der Niederlage in Bielefeld werden die sportlichen Nöte bei den Sechzigern immer größer. Doch der neue Trainer, der nur vom Aufstieg im kommenden Jahr spricht, hat Positives gesehen.

Von Markus Schäflein, München

An zwei Stellen waren die Planen, die sonst die Sicht auf den Trainingsplatz des TSV 1860 München verdecken, nach oben gerollt worden; die Einheit am Samstag nach dem 1:2 bei Arminia Bielefeld war nach einer Reihe von Geheimtrainings mal wieder öffentlich. Möglicherweise haben sich die Anhänger allerdings schon daran gewöhnt, dass es bei Sechzig nichts zu sehen gibt. Jedenfalls erschienen nur gut 20 Menschen, die zusehen wollten.

Sie debattierten am Rande über das Spiel in Bielefeld, das ja Raum für unterschiedlichste Ansichten gab. Ob es nun entsetzlich war, dass die Löwen trotz viel mehr Ballbesitz in der zweiten Hälfte keine einzige Torchance mehr herausspielten gegen die Bielefelder, die so genannten typischen Zweitligafußball boten? Oder positiv, dass die Mannschaft von Trainer Vitor Pereira mit vier Zugängen in der Startformation zumindest keinen gänzlich ungeordneten Eindruck hinterlassen hatte? Vor allem jedoch gingen die Meinungen auseinander, ob es wirklich nötig war, im zu erwartenden Kampfspiel auf der Alm gegen einen direkten Konkurrenten schon auf vier Neue zu setzen, wo es doch um wichtige Punkte ging, deren Verlust die Löwen wieder tief in den Kampf um den Klassenverbleib zieht.

Trainer Pereira sieht trotz der Niederlage "eine Entwicklung"

Nachdem Pereira stets betont hat, den Aufstieg im nächsten Jahr zu planen, den diesjährigen Klassenverbleib aber nie thematisierte, ist die Personalentscheidung aus seiner Sicht nur konsequent. Und die Neuen, etwa Amilton als Vorbereiter und Christian Gytkjaer als Schütze des zwischenzeitlichen Ausgleichs, deuteten ihre Qualitäten durchaus an. "Trotz der Niederlage bin ich mit der zweiten Halbzeit zufrieden. Es war eine Entwicklung zu sehen", erklärte der Trainer dementsprechend. "Allerdings haben wir kein Mittel gefunden gegen einen Gegner, der defensiv gut stand. Für uns war es schwierig, richtige Chancen zu kreieren. Wir haben es durchs Zentrum und über die Außen versucht, aber der Gegner hat dicht gemacht."

Nachdem Stefan Aigner von dem Amt zurückgetreten war und Jan Mauersberger nicht in der Startelf stand, trug der dritte Kapitän Daniel Adlung diesmal die Binde. "Man hat schon in Ansätzen gesehen, dass wir das Spiel unter Kontrolle hatten", meinte er, "allerdings kam der letzte Pass nicht an, die Abschlüsse haben gefehlt." Er setzt nun darauf, dass am Mittwoch ein Sieg im Pokal-Achtelfinale beim Drittligisten Lotte gelingt. "Das ist die Chance, sich ein gutes Gefühl zu holen und mehr Mut und Selbstvertrauen in die Automatismen zu bekommen", sagte Adlung.

Als Kapitän ist er auch gefordert, dass sich die Zugänge aus Brasilien, Dänemark, Ghana, dem Senegal und Kamerun schnell integrieren - und dass diejenigen Akteure aus dem großen Kader, die angesichts des neuen Personals und der ambitionierten Pläne ihre Perspektive anzweifeln, nicht lustlos werden. Goran Sukalo löste seinen Vertrag auf, aber viele andere trainieren - und spielen - weiter mit. Allein verantwortlich dafür, diese Gemengelage zu moderieren, will Adlung trotz der Binde nicht sein. "Da sind alle gefragt", meinte er, und außerdem: "Ich war gestern Kapitän. Was der Trainer in Zukunft entscheiden wird, weiß ich nicht." Adlung droht ja selbst seinen Platz im Mittelfeld zu verlieren, wenn der Kameruner Frank Boya vom Afrika-Cup anreist. Es bleibt alles im Umbruch an der Grünwalder Straße.

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