Motorsport: Neuer Fia-Chef Todt:Gefahr der Spaltung

Jean Todt ist neuer Präsident des Automobilweltverbandes Fia. Todt gilt als unabhängiger Geist und steht für frische Ideen. Seine Wahl birgt allerdings eine Gefahr.

René Hofmann

Die Vertreter der Automobilklubs aus der ganzen Welt, die am Freitag in Paris zusammenkamen, haben eine wegweisende Entscheidung getroffen: Sie haben sich für Konstanz entschieden und den 63 Jahre alten Jean Todt zum neuen Präsidenten des Automobilweltverbandes Fia gewählt. Der Fia-Chef hat mehr Macht als die meisten Führer internationaler Sportverbände: Er lenkt die Geschicke der weltweit bedeutenden Motorsportserien und damit Millionenströme der Industrie.

Er kann bestimmen, wie umweltfreundlich sich der Motorsport gebärdet und wie viel Wert dem Thema Sicherheit beigemessen wird. Bei diesen Themen wirkt er weit über die Rennstrecken hinaus stilbildend. Das Internationale Olympische Komitee mag politisch mehr Macht haben und der Fußball-Weltverband das populärere Spiel veranstalten, die Mobilität aber spielt in der modernen Welt im Leben der meisten Menschen eine Schlüsselrolle. Das bringt dem Amt des Fia-Präsidenten eine Bedeutung über den Sport hinaus.

Max Mosley, der es fast 20 Jahre lang inne hatte, war klug genug, diese Besonderheit zu sehen. Aber genutzt hat er sie nicht. Dem Briten reichte es, sich persönlich an der Macht zu berauschen, die sich ihm bot. Als Regelgeber hat Mosley die Sicherheitsstandards der Formel 1 erhöht, so die tödlichen Unfälle gestoppt und das martialische Spektakel aus dem finsteren Mittelalter in die Neuzeit gehievt. Abgesehen davon aber hinterlässt er wenig. Er hat die Fia zu einem starren System geformt, das auf einen Alleinherrscher wie ihn zugeschnitten ist. Diese überkommenen Strukturen aufzubrechen, wird die erste Aufgabe für seinen Nachfolger sein. Die Zeit ist reif für mehr Miteinander und für frische Ideen.

Als Nachfolger standen zwei Männer zur Wahl, die beide Motorsport-Karrieren hinter sich haben: der Franzose Jean Todt, einst Rallye-Beifahrer und danach Teamchef bei Peugeot und bei Ferrari, sowie der einstige Rallye-Weltmeister Ari Vatanen. Beide versprachen vor der Wahl einen Neuanfang. Todt gilt als unabhängiger Geist. Dass der umstrittene Mosley ihn unterstützte, wurde im Wahlkampf am Ende zu einer Belastung. Dass es letztlich trotzdem für Todt reichte, dokumentiert, wie sehr sich die meisten Automobilklubs auch künftig nach einer starke Führungsfigur sehnen.

Dass Ergebnis birgt allerdings eine Gefahr: Vatanen war der Kandidat der großen Automobilklubs wie des ADAC. Ihr Verhältnis zur Fia gilt schon lange als äußerst angespannt. Sollten sie sich nun abspalten, wäre das fatal und es würde das Amt des Fia-Präsidenten nachhaltig beschädigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: