Formel 1:Michael Schumacher beendet seine Karriere

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Der siebenmalige Weltmeister Michael Schumacher wird in der kommenden Saison nicht mehr in der Formel 1 fahren. Er habe die Motivation und Energie verloren, sagte der Mercedes-Pilot - und zieht dennoch ein positives Fazit der vergangenen drei Jahre.

"Wer weiß, vielleicht ist es diesmal ja für immer": Bei der Verkündung seines zweiten Formel-1-Rücktritts war Michael Schumacher locker und gelassen, sogar zu Scherzen aufgelegt. Nach der laufenden Saison soll Schluss sein mit der Formel 1, das gab der 43 Jahre alte Mercedes-Pilot im Rahmen einer Pressekonferenz in Suzuka bekannt. "Obwohl ich immer noch konkurrenzfähig bin, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen. Wir haben nicht die Ziele erreicht, die wir uns gesteckt haben. Aber ich kann stolz sein auf das, was ich erreicht habe", sagte Schumacher.

Mercedes hatte bereits vergangene Woche bekanntgegeben, dass Schumachers am Saisonende auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Gleichzeitig hatte das Team den Briten Lewis Hamilton als Nachfolger des siebenmaligen Weltmeisters präsentiert. Das hatte aber laut Schumacher keinen Einfluss mehr auf seine Entscheidung. Im Gegenteil: "Ich war in die Entscheidungsfindung involviert und das hat mir in gewisser Weise auch geholfen bei meiner Entscheidung. Ich bin zufrieden, dass man einen guten Ersatz gefunden hat." Am 25. November in São Paulo wird Schumacher sein letztes Formel-1-Rennen bestreiten.

Mit einem Lächeln im Gesicht sagte Schumacher, dass mit seiner Entscheidung zum zweiten Rücktritt nach 2006 eine große Last von ihm abfalle. Schon lange habe er diesen Gedanken in sich getragen. "Ich war mir schon während der letzten Monate nicht mehr sicher, ob ich die nötige Motivation und Energie für ein oder zwei weitere Jahre noch aufbringen kann; und es ist nicht mein Stil, etwas zu tun, wovon ich nicht 100-prozentig überzeugt bin", sagte der Kerpener, "deshalb habe ich so lange gezögert, mich festzulegen. Mit meiner heutigen Entscheidung fühle ich mich von diesen Zweifeln befreit."

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Auch die schwachen Resultate, die Schumacher seit seiner Rückkehr 2010 in die Formel 1 erzielt hat, haben bei seinem Schritt eine Rolle gespielt. "Am Ende habe ich den Anspruch, nicht nur mitzufahren, sondern um Siege zu kämpfen; und die Lust am Fahren nährt sich bekanntlich auch durch Wettbewerbsfähigkeit. Und wenn die Batterie den roten Bereich erreicht, ist es Zeit, aufzuhören."

Bei seiner spektakulär inszenierten Rückkehr im Jahr 2010 in die Königsklasse hatte Mercedes vollmundig den Titel als Ziel ausgegeben. "Ich habe Ende 2009 gesagt, dass ich an meinen Erfolgen gemessen werden möchte, und daher habe ich in den vergangenen drei Jahren viel Kritik eingesteckt, die zum Teil berechtigt war", sagte der 91-malige Grand-Prix-Sieger, "es ist unbestritten, dass wir unser Ziel, innerhalb dreier Jahre ein WM-Auto zu entwickeln, nicht erreicht haben." Er könne - im Gegensatz zu Hamilton - dem Team keine langfristige Perspektive mehr bieten.

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Nach dem Aus für Michael Schumacher bei Mercedes äußern sich viele Weggefährten über den Fahrerwechsel. Sein früherer Manager Willi Weber kritisiert die Demission des siebenmaligen Weltmeisters, Schumacher selbst wünscht seinem Nachfolger alles Gute. Auch Teamkollege Nico Rosberg freut sich auf Lewis Hamilton.

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"Klar ist für mich aber auch, dass ich nach diesen drei Jahren nicht weniger glücklich sein kann über das, was ich in der Formel 1 erreicht habe", sagte Schumacher. Seine Zukunft ließ er offen. "Ich habe einige Optionen, aber erst mal werde ich mich voll auf die nächsten Rennen fokussieren", sagte Schumacher, "danach werde ich mich zu gegebener Zeit entscheiden."

Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte zuletzt betont, dass Schumacher weiter für den Konzern tätig sein soll: "Ich persönlich wünsche mir, dass er nach seiner aktiven Zeit im Mercedes-Cockpit Partner unseres Unternehmens bleibt." Schumachers ehemaliger Manager Willi Weber bezeichnete die Entscheidung seines ehemaligen Schützlings als "absolut vernünftig". Weber geht davon aus, dass Schumacher Mercedes die Treue halten wird: "Jetzt wird es darauf hinauslaufen, dass er für Mercedes als Markenbotschafter tätig sein wird. Aber er ist auch ein Adrenalinjunkie, er braucht die Kicks. Allerdings wird er bestimmt noch mehr machen in seinem Leben als nur den Pilotenschein. Michael weiß schon, wie er sein Leben gestalten wird", sagte Weber.

Teamchef Ross Brawn und Mercedes-Sportchef Norbert Haug würdigten Schumachers Leistungen bei dessen Rücktritt. Zwar habe man die erklärten Ziele nicht erreicht, trotzdem sei es ein "Privileg gewesen, mit ihn zusammenarbeiten zu können", sagte Brawn. "Er hat viel für das Team geleistet und besonders hinter den Kulissen wichtige Arbeit geleistet. Er ist der größte Rennfahrer dieses Jahrhunderts." Haug dankte "Michael von ganzem Herzen" für seine Arbeit und Loyalität. Trotz der durchwachsenen Resultate habe sich "das größte Renntier aller Zeiten" nie hängen lassen, das Team "konstrunktiv gepusht und wichtige Aufbauarbeit geleistet. Davon werden wir in den nächsten Jahren profitieren."

Zum Schluss dankte Schumacher seiner Frau Corinna und seiner Familie, die ihn bei der Entscheidung begleitet und unterstützt haben. "Nicht umsonst bin ich mit Corinna über 20 Jahre verheiratet. Jetzt freuen wir uns gemeinsam auf die Zeit mit mehr Freiheiten."

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