Motorsport:Glücksgefühle vor der Hochzeit

DTM in Moskau

Nasser Mann: DTM-Fahrer Maro Engel lässt sich nach seinem Sieg in Moskau feiern.

(Foto: Hoch zwei/dpa)

Maro Engel hat sein erstes DTM-Rennen gewonnen. Nach dem Ausstieg seines Herstellers Ende 2018 könnte der Münchner zum Brückenbauer werden.

Von Maximilian Länge

Die Rennstrecke in Moskau ist eigentlich eine der kürzeren im Kalender der DTM. 3,9 Kilometer, nicht einmal anderthalb Minuten Fahrzeit. Doch für den Rennfahrer Maro Engel dauerten die letzten 20 Kilometer in seinem Wagen dort trotzdem eine Ewigkeit. "Wenn man der Gejagte ist, fühlt sich jede Runde doppelt so lange an", sagt der Mercedes-Pilot. Engel weiß, wovon er spricht. Am Sonntag blieb er am Ende bis zur Ziellinie der Gejagte und feierte seinen ersten Sieg in der Deutschen Tourenwagen-Masters - in seinem 52. Rennen.

Vor einem Jahr gewann Engel bereits das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring

Maro Engel, 31, gebürtiger Münchner, saß in seinem Leben schon in vielen verschiedenen Rennwägen. In Fachkreisen bezeichnen sie ihn als Alleskönner, er selbst nennt sich dagegen lieber Rennfahrer aus Leidenschaft. In seiner Karriere habe er die Möglichkeit bekommen, in vielen tollen Autos zu sitzen, sagt Engel und zählt Rennserien auf: "In der Formel 3, vielen GT-Rennen, der V8-Supercars-Serie und auch mit Straßenwägen durfte ich schon Rennen fahren und dabei die Geheimnisse der Fahrzeuge entdecken." Vielleicht werde er deshalb als versierter Fahrer bezeichnet, mutmaßt Engel. Sein neuestes Engagement: die Formel E. Seit dieser Saison fährt er auch in der Rennserie für Autos mit Elektromotor, in der sich Mercedes ab 2018 anstelle der DTM engagieren will. Engel könnte für den Hersteller ein Brückenbauer beim Wechsel in die neue Serie sein.

Seine Vielseitigkeit half Engel auch vor einem Jahr. Damals war er beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring noch der Jäger gewesen, bevor er sich in der letzten Runde mit einem riskanten Überholmanöver auf Platz eins vorschob und diesen nicht mehr hergab. Den Triumph in der Eifel setzt Engel in seiner Vita gleich mit dem Weltmeistertitel beim FIA GT in Macau 2015 - und seit Sonntag eben auch mit seinem ersten DTM-Sieg.

Die Erfolge in Macau und auf dem Nürburgring bildeten die Grundlage für die Rückkehr in die DTM. Dort war Engel bereits von 2008 bis 2011 für Mercedes gefahren, mit mäßigem Erfolg. Eine Herzmuskelentzündung beendete die Saison und auch das Engagement in der deutschen Rennserie. "Das war ein harter Moment für mich." Er musste den Rennsport ruhen lassen. "Im Winter 2011 war ich zwar wieder fit, doch im DTM-Programm von Mercedes war dann kein Platz mehr für mich vorgesehen." Im gleichen Atemzug bot ihm sein bisheriger Arbeitgeber aber neue Möglichkeiten als Markenbotschafter. "Das war eine lehrreiche Zeit für mich." Die DTM verlor er auch dann nicht aus den Augen, als er fernab ihrer Strecken seine Rennen fuhr. "Mir war klar, dass ich die Möglichkeit ergreifen wollte, wenn sie sich noch mal bieten würde." 2017 kam dann der Ruf aus der DTM und er sagte zu. Weil ihm die Veränderungen im Regelwerk der Rennserie gefielen. Aber auch, weil er nach vier durchwachsenen Jahren und nur 16 Punkten aus 42 Rennen noch eine Rechnung offen hatte.

Jetzt macht Engel "einen riesen Haken an ein großes Ziel". Dass er seine offene Rechnung so schnell begleichen würde, hatte er nicht erwartet. Der Münchner und sein Team profitierten am Sonntag in Moskau von einer Strategie mit frühem Boxenstopp und einer anschließenden Safety-Car-Phase. Am Ende stand er auf der Motorhaube seines Mercedes' und jubelte seinen Mechanikern zu.

Unter den ersten Gratulanten nach dem Rennen war auch Engels enger Freund Nico Rosberg, mit dem er in Monte Carlo, seinem Wohnsitz, zur Schule ging. "Die ganze Familie Rosberg hat sich mit mir gefreut", sagt er. "Das war bei Nicos Erfolgen andersherum genauso." Rosberg und Engel verfolgen sich gegenseitig, egal ob im Rennsport oder privat.

Privat steht bei Engel im August die Hochzeit an. Diese habe freilich einen höheren Stellenwert als der erste DTM-Sieg, sagte er in einem Interview am Sonntag. Eine Hochzeit sei ein einmaliges Erlebnis im Leben. Das Gefühl des Siegens hingegen "macht süchtig, das will man dann immer wieder haben".

Allzu viele Chancen auf die Wiederholung des Erfolgs wird Engel im Mercedes nicht mehr bekommen, nachdem der Hersteller nach der Saison 2018 aussteigen und in Zukunft auf die Formel E setzen wird. Wo Engel als Allrounder gute Chancen auf einen der begehrten Plätze haben dürfte. Fünf Rennen hat er ja bereits im Elektroauto absolviert. Zudem hat die Serie möglicherweise bald etwas, das die DTM Engel nicht bieten kann: Ein Rennen in seiner Geburtsstadt München.

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