Motorsport:Die neuen Formel-1-Autos machen stutzig

Motorsport: Der neue Rennwagen des Force India-Teams - mit Haifischflosse.

Der neue Rennwagen des Force India-Teams - mit Haifischflosse.

(Foto: AFP)
  • In der Formel 1 werden dieser Tage die Autos für die kommende Rennsaison vorgestellt.
  • Das Design überrascht, denn es gibt beispielsweise ausladendere Flügel als zuvor.
  • Die Frage ist auch, ob die Neuerungen den Sport sicherer machen.

Von René Hofmann

Es sind spannende Tage für die Formel 1. Am Montag präsentierte der Schweizer Rennstall Sauber als erstes Team sein Auto für die Saison, die am 26. März in Melbourne beginnt. Am Dienstag zog Renault nach. Am Mittwoch folgte Force India, am Donnerstag ist Titelverteidiger Mercedes dran, am Freitag wollen die beiden Traditionsteams Ferrari und McLaren die Hüllen fallen lassen.

Die neuen Autos sind in diesem Jahr besonders interessant, weil neue Vorschriften gelten: Breiter dürfen die Flitzer sein, ausladendere Flügel dürfen sie tragen, und noch dazu dürfen sie auf breiteren Reifen rollen. Den Fans soll so mehr geboten werden. Aggressiveres Design, schnellere Rundenzeiten: Die Show, die unter der Mercedes-Dominanz in den vergangenen drei Jahren reichlich gelitten hat, soll so belebt werden. Die ersten Bilder der neuen Boliden aber: Sie ließen erst einmal stutzen.

Weil die Autos auch in der Länge gewachsen sind, hat sich an den Proportionen nicht viel geändert. Was aber auffällt: Die ersten präsentierten Wagen tragen zwischen Überrollbügel und Heckflügel alle ein Bauteil, das stark an den Bootsbau erinnert - ein großes Segel. Dieses soll die Luft auf ihrem Weg zu dem Teil, das den Wagen auf den Boden drückt, beruhigen, vor allem bei Kurvenfahrten. Neu ist der Trick nicht. 2009 war er schon einmal in Mode. Weil die Konstrukteure es im Jahr darauf aber übertrieben und die Finne bis hin zum Heckflügel führten, wurde er anschließend untersagt. Nun gibt die Haiflosse ein Comeback, was keineswegs jedem gefällt. Die Fachzeitschrift auto, motor und sport beispielsweise ätzt, die Autos sähen aus "wie Kombis mit Steilheck". Für Rennwagen ist das so etwas wie die größtmögliche Beleidigung.

Es ist keineswegs das erste Mal, dass es bei den Autopräsentationen Überraschungen gibt. 2004 stellte der britische Rennstall Williams den FW26 vor, der seinen Frontflügel an zwei ausladenden Streben trug und so an einen Säbelzahntiger erinnerte. Das Design setzte sich nicht durch.

Festgeschriebene Regeln zu ändern, ist nicht so leicht

Die Formel 1 geriert sich gerne als wissenschaftliche Disziplin. Beim Regelschreiben aber ging schon öfter einiges schief. 2009 schnitten die Regelhüter des Automobilweltverbandes FIA die vielen Flügelchen zurück, die zuvor wild aus so gut wie jedem erdenklichen Karosserieteil wucherten. Ein größerer Front- und ein schmalerer Heckflügel sollten mehr Überholmöglichkeiten schaffen. Als die neuen Autos losrollten, wurden sie wegen ihrer breiten Front und ihres schmächtigen, hohen Hecks als "Schneepflüge" oder "Einkaufswagen" verspottet.

Wunderbar war auch der Lapsus 2012, als die FIA die Höhe der Fahrzeugnasen aus Sicherheitsgründen auf 55 Zentimeter absenkte, die Höhe des Cockpits aber unverändert bei 62,5 Zentimetern beließ. Als Konsequenz rückten so gut wie alle Teams mit einem hässlichen Knick in der Fahrzeugnase aus, und statt von High Tech war plötzlich viel von "Entenschnäbeln" die Rede und von "Schnabeltieren". Selbst im Jahr darauf wurde der Brutalismus nur kaschiert: mit einem Bauteil, das sich "Eitelkeitsblende" nannte.

Einmal festgeschriebene Regeln zu ändern, ist nicht so leicht. Wenn es nicht um sicherheitsrelevante Dinge geht, sind dafür überwältigende Mehrheiten nötig. Teams, die sich im Vorteil sehen, geben diesen aber selten freiwillig auf. So war es wohl auch diesmal. Die Segel geben ein Comeback, weil sich die Luft wegen der veränderten Fahrzeug-Dimensionen zwischen dem Cockpit und dem Heckflügel nun stärker verwirbelt als zuletzt. Um Titelverteidiger Mercedes ein Bein zu stellen, wollte Red Bull die Finnen dem Vernehmen nach verbieten lassen - formal aus ästhetischen Gründen. Das scheiterte offenkundig.

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