Mönchengladbach vor dem Saisonstart:Geld macht mutig

Granit Xhaka, Álvaro Domínguez, vielleicht auch noch Luuk de Jong: Gladbachs Sportdirektor Max Eberl hat bereits rund 30 Millionen Euro für Transfers ausgegeben. Erstmals in seiner Amtszeit steht Eberl im Blickpunkt - mit Trainer Favre hat er den ein oder anderen Konflikt ausfechten müssen.

Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Jetzt fehlt nur noch Luuk de Jong. Wenn der Wechsel des 21-jährigen Stürmers vom niederländischen Erstligisten Twente Enschede vertraglich besiegelt wird, dann ist Max Eberl erst mal am Ziel seiner Träume. "Ich hätte nie gedacht, dass wir alle unsere Wunschspieler wirklich bekommen", sagt der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach. Vor ein paar Wochen wusste Eberl allenfalls, dass er mehr als 20 Millionen Euro zur Verfügung hat, um einen Innenverteidiger, einen Mittelfeldspieler und einen Stürmer zu verpflichten, die auch für die Champions League taugen.

Trainingsauftakt Mönchengladbach

Neu in Mönchengladbach: Lukas Rupp, Granit Xhaka, Peniel Mlapa, Álvaro Domínguez und Bamba Anderson (von links).

(Foto: dpa)

Jetzt, fünf Wochen vor den Qualifikationsspielen zur europäischen Meisterklasse, hat Gladbach seine Wunschspieler tatsächlich gewiss: den 23-jährigen spanischen Innenverteidiger Álvaro Domínguez von Atlético Madrid, den 19-jährigen Schweizer Mittelfeldspieler Granit Xhaka vom FC Basel und - wohl noch in dieser Woche - den 21-jährigen niederländischen Nationalstürmer Luuk de Jong aus Enschede. "Der Verein Borussia Mönchengladbach macht gerade einen großen Schritt", sagt Eberl in würdigem Ton. Auch finanziell: Die Ausgaben für die Neuen summieren sich auf geschätzte 30 Millionen Euro.

Die Aussicht auf Transfererfolge bei den Wunschspielern hat den Gladbacher Verantwortlichen Mut zur erhöhten Investition injiziert. Als der Verkauf der Topspieler Marco Reus nach Dortmund (17 Millionen Euro) und Dante nach München (fünf Millionen) besiegelt war, sprachen Eberl und Geschäftsführer Stephan Schippers noch rein theoretisch über den Umbau der Mannschaft und schlossen aus Gründen der Seriosität den Sprung über gewisse finanzielle Grenzen aus.

"Auf keinen Fall werden wir einen einzelnen Transfer für 15, 16 Millionen machen, das passt nicht in die Gladbacher Landschaft", hatte Eberl gesagt. "Wir haben keine 40 und auch keine 30 Millionen zur Verfügung, aber die 22 Millionen aus den Transfererlösen werden wir schon ausgeben", hatte Schippers gesagt. Nun geben die Gladbacher wohl doch eine Summe nahe der 15 Millionen Euro alleine für Luuk de Jong aus und insgesamt vielleicht sogar ein bisschen mehr als 30 Millionen.

Das liegt auch daran, dass man sich attraktive Chancen im schnellen und hochpreisigen Transfermarkt nicht entgehen lassen darf. "Für solche Spieler sind wir bereit, Geld zu investieren", sagt Eberl, betont aber, man begehe damit "kein Harakiri". Die Borussia hat neben den hohen Transfereinnahmen auch beim Ticketverkauf und im Merchandising mehr Geld als je zuvor erlöst. Zudem haben sich weitere Einnahmen aus Verkäufen von verliehenen Spielern ergeben. Sogar vom Wechsel des Amerikaners Michael Bradley von Verona zum AS Rom profitiert Gladbach nun noch. "Es gab einen gewissen Spielraum", sagt Eberl.

"Unsere Hausaufgaben sind gemacht"

Der Sportdirektor spannt jetzt schnell noch ein paar Tage aus, ehe es am Wochenende ins Trainingslager nach Rottach-Egern geht. Sogar die Entspannung muss in diesem Sommer schnell gehen. Eberl steht mit den hohen Investitionen erstmals seit seinem Amtsantritt vor vier Jahren besonders im Blickpunkt. Man wird seine Leistung als Sportdirektor maßgeblich davon abhängig machen, wie gut die neue Mannschaft spielt.

Seine momentane Freude über die gelungenen Transfers lässt Eberl sich von dem wachsenden Druck aber nicht nehmen. "Es hat schon eine gewisse Faszination, Transfers zu realisieren, mit denen niemand gerechnet hat", sagt Eberl. Gladbach ist stolz auf seine neuen Fußballer und darauf, dass sich Nationalspieler wie Domínguez, Xhaka und de Jong für die Borussia und gegen anderweitige Angebote entschieden haben. "Gladbach ist ein Verein, bei dem man Spaß haben und sich weiterentwickeln kann", sagt Eberl und begründet damit auch, warum er den Vertrag von Trainer Lucien Favre kürzlich bis 2015 verlängern konnte.

Mit Favre, dem die Verpflichtung qualitativer Perspektivspieler enorm wichtig war, hat Eberl dafür freilich ebenso manche Verhandlung ausfechten müssen wie mit Spielerberatern und Vereinsmanagern. Wenn man Eberl fragt, wer der härtere Verhandlungspartner sei, Enschedes hartnäckiger Klubchef Joop Munsterman oder der eigene Trainer Lucien Favre, flüstert er grinsend: "Fiese Frage!"

Er deutet damit an, dass beim Unterfangen, mit Favre zu verlängern, nicht alles in eitler Harmonie ablief. "Das war auch mal zäh", gesteht Eberl. Der Trainer rang mit harten Bandagen um wirkungsvolle Verstärkungen und seinen eigenen neuen Vertrag. Doch jetzt sind erst einmal alle zufrieden.

Was sich bis zum Ende der Transferperiode am 31. August noch tut, lässt Eberl offen. "Unsere Hausaufgaben sind fürs erste gemacht", sagt er. Mit der möglichen Qualifikation zur Champions League im Rückspiel am 28. oder 29. August (gegen einen Gegner, der erst noch ermittelt werden muss) täte sich noch einmal ein neuer millionenschwerer Spielraum auf, doch dann blieben nur noch zwei oder drei Tage zur Umsetzung. Viele Millionen und nur wenige Stunden. Eberl ist jetzt schon froh, dass das Gladbacher Transferglück von dieser durchaus erhofften Konstellation Ende August nicht mehr abhängig sein wird.

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