Mönchengladbach nach dem 0:0:"Hören Sie auf mit Trotzdem!"

Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Neu-Kieler: André Schubert, 47.

(Foto: Lennart Preiss/Getty)

Schon wieder mut- und ideenlos: Doch Gladbachs Trainer André Schubert reagiert ungehalten auf kritische Fragen nach dem Nullnull gegen Frankfurt. Die Bilanz seines Teams ist besorgniserregend.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

André Schubert will kein 'Trotzdem' hören. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach redet sich den Mund fusselig, um zu erklären, warum seine Mannschaft in der Bundesliga seit sechs Stunden und 14 Minuten kein Tor mehr geschossen hat, beim 0:0 gegen Eintracht Frankfurt am Freitagabend schon im vierten Liga-Spiel nacheinander keines.

Hohe Belastungen und hohe Erwartungen vermischen sich in Gladbach dieser Tage mit einer fünf wichtige Spieler entbehrenden Mannschaft, und diese defizitäre Melange genügt dem Trainer Schubert ebenso wie dem Manager Max Eberl, um verständnisvoll zu begründen, warum die Borussia mit nur zwei Punkten aus den jüngsten vier Bundesligaspielen ins bedeutunglose Tabellenmittelfeld abgerutscht ist.

Wenn Schubert dann gefragt wird, ob aber die verbliebenen Spieler nicht 'trotzdem' ein bisschen besser zu spielen in der Lage wären, wird der Trainer leicht ungehalten. "Hören Sie auf mit Trotzdem!", schimpft er, "warum immer Trotzdem? Nein, nicht Trotzdem!" Schubert akzeptiert keine Widerrede: "Auch wenn's viele nicht verstehen - wir können nicht ständig ein Feuerwerk abliefern."

Gladbach vermisst Raffael

Als wären die Gladbacher zuletzt kunstfertige Pyrotechniker gewesen! Bis auf das wirklich vorzügliche 2:0 in Glasgow ist ihnen in den vergangenen Wochen nicht viel Gutes gelungen. Erinnert sei an das 0:4 auf Schalke, das 0:2 in München und die beiden torlosen Heimspiele gegen Hamburg und nun Frankfurt. Gladbach vermisst seit Wochen sein Kreativzentrum Raffael, und ohne den Brasilianer mangelt es allen anderen Offensiven an Mut und Ideen. Wäre am Freitagabend ein Schuss von Oscar Wendt aus etwa zwölf Metern nicht an die Hand von Frankurts Torwart Lukas Hradecky gegangen und von dort an die Latte (72.), dann hätte sich Schubert sicher kein 'Trotzdem' anhören müssen, aber wie schon beim 0:0 gegen Hamburg, als man zwei Elfmeter und mehrere Großchancen vergab, fehlt den Borussen momentan die nötige Präzision.

Dass Gladbach in der Champions League im Heimspiel am kommenden Dienstag die große Chance besitzt, mit einem Sieg gegen Celtic Glasgow Platz drei halbwegs abzusichern und sich sogar die Chance aufs Achtelfinale zu bewahren; und dass man im DFB-Pokal im Achtelfinale steht und dort in Fürth ganz gute Chancen aufs Viertelfinale sieht, das tröstet die Verantwortlichen durch die derzeit schwierige Phase hinweg - allerdings lassen sie sich nicht mal angesichts des tabellarische Tiefflugs auf eine Diskussion über eine mögliche Krise ein.

"Eine Krise sehe ich hier definitiv nicht", sagt Sportchef Eberl kategorisch. "Das ist keine kritische Phase", sagt auch der Trainer Schubert und verweist auf die verletzten Spieler Raffael, Thorgan Hazard, Ibrahima Traoré, Tobias Strobl und Andreas Christensen. "Wir sind eigentlich breit genug aufgestellt", sagt Schubert, "aber wenn vier, fünf Spieler ausfallen, wird's trotzdem eng."

Schubert muss nicht unbedingt den Europapokal erreichen

Der Manager Eberl sieht das genauso. Schon vor dem Remis gegen Frankfurt hatte er Schubert und der Mannschaft prophylaktisch Absolution erteilt und ganz generell erklärt: "Viele Traditionsklubs fallen nach ein paar tollen Jahren wieder richtig auf die Fresse - aber das will ich nicht, und wenn wir doch mal nur Neunter werden sollten, dann will ich, dass wir die Saison darauf wieder heranrücken." Soll heißen: Schubert, mit dem man den Vertrag bis 2019 verlängert hat, darf in dieser Saison den Europapokal verpassen, ohne dass das Konsequenzen für ihn hätte.

Dass die Gladbacher Leistungsamplituden immer weiter ausschlagen und dass Schubert erstmals seit seinem Amtsantritt vor mehr als einem Jahr vier Bundesligaspiele nacheinander nicht gewinnen konnte, nimmt man ihm nicht übel. Dass die Gladbacher Mannschaft mit Zugängen wie Tobias Strobl, Jannik Vestergaard, Christoph Kramer und Jonas Hofmann vor dieser Saison als ausgeglichener, stärker und stabiler gefeiert worden war, ist allerdings auch kaum mehr der Rede wert.

"Ich verstehe, dass man von uns immer Champagnerfußball erwartet, aber dazu sind meine Jungs momentan nicht in der Lage", sagt Schubert. Am Dienstag ist im Borussia-Park wieder die Champions-League-Hymne zu hören. Es wird allgemein erwartet, dass die Gladbacher dann wieder einen prickelnderen Auftritt hinlegen. Sie warten für ihren Champagnerfußball eben auf die besonderen Momente.

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