Mislintat verlässt den BVB:Dortmunds teure Diamantenaugen

FUSSBALL DFL Dortmund Pressereise DORTMUND DEUTSCHLAND 06 APR 13 FUSSBALL DFL 1 Deutsche B; Sven Mislintat

Dortmunds Chefscout Sven Mislintat wechselt zum FC Arsenal.

(Foto: GEPA pictures/imago)

Der Wechsel von Chefscout Sven Mislintat zu Arsenal beweist: Der jüngste Trend geht dahin, die besten Personen aus dem Hintergrund zu verpflichten. Die Logik ist simpel.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Wer den Transfermarkt und seine Auswüchse verstehen will, der kann sich zum Beispiel dieses Rezept für Schokoladenpudding anschauen: bester Kakao, Mandelmilch, Melasse. Kein Zucker, nix aus der Tüte. Die Zutaten kosten in München ein paar Euro, in Liverpool ein paar Pfund, lächerliche Summen in einem Milliardengeschäft. Und doch gibt es auch für diesen Schokoladenpudding einen Markt: 2016 wechselte die Ernährungsberaterin Mona Nemmer mit all ihren Rezepten vom FC Bayern zum FC Liverpool.

Am Montagnachmittag bestätigte Borussia Dortmund, dass der Verein Sven Mislintat, dem Direktor Profifußball, die Freigabe erteilt habe. Mislintat wird nach zehn Jahren zum FC Arsenal nach London gehen, es ist ein Transfer, der als Trendtransfer bezeichnet werden darf.

Wo es Geld im Überfluss gibt, werden kleine Dinge wertvoller

Als Ablöse wird eine Summe von bis zu zwei Millionen Euro gehandelt, eine lächerliche Summe in einem Milliardengeschäft. Und doch ist es eine Personalie, die zeigt, dass die interessantesten Wechsel der Zukunft nicht nur auf dem Transfermarkt für Spieler verkündet werden, wo dann ein Neymar für 222 Millionen Euro nach Paris wechselt und daher ein Ousmane Dembélé für bis zu 150 Millionen nach Barcelona. Die Wechsel der Zukunft werden sich vielmehr auch um Gehirne, um Augen, um Zungen drehen.

Die Logik hinter Arsenals erfolgreichem Werben um Mislintat ist ja recht simpel: Wer dem Mann, der Diamantenauge genannt wird, die eigene Scoutingabteilung anvertraut, wird als erster Klub die Spieler entdecken, die heute noch für ein paar Milliönchen zu haben sind. Und die morgen schon für das Zehnfache weiterverkauft werden können. So wie bei Dembélé, den Dortmund 2016 für 15 Millionen Euro verpflichtet haben soll. Und wer die begehrtesten Spieler der nächsten Jahre bereits entdeckt hat, muss sie nicht für Summen im acht- bis neunstelligen Bereich abwerben.

Der jüngste Trend auf dem Transfermarkt geht also dahin, die Personen aus dem Hintergrund zu verpflichten. Stuttgart holte sich im Sommer als neuen Sportvorstand den Kaderplaner des FC Bayern, Michael Reschke. Der FC Bayern wiederum konnte im Herbst Jupp Heynckes nur zu einer dritten Rückkehr bewegen, indem er Peter Hermann für 1,75 Millionen Euro aus seinem Job als Co-Trainer in Düsseldorf rauskaufte. Der Großeinkäufer für die zweite Reihe bleibt aber Jürgen Klopp. Der Trainer des FC Liverpool warb aus München erst Fitnesstrainer Andreas Kornmayer, dann Ernährungsberaterin Nemmer ab.

Die Kosten auf diesem alternativen Transfermarkt sind lächerlich. Doch in einem Geschäft, in dem das Geld im Überfluss vorhanden ist, werden gerade die kleinen Dinge immer wertvoller. In Liverpool serviert Nemmer zum Beispiel in der Halbzeit keinen Traubenzucker mehr. Sondern Apfelsaft mit Koffein.

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