Milos Jojic zu Borussia Dortmund:Überraschende Lösung in der "Kuba-Krise"

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Künftig beim BVB: Milos Jojic.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die Dortmunder Verletzungskette hat Ähnlichkeit mit dem Treiben eines fiktionalen Serienkillers: jede Woche ein neues Opfer. Nun will der BVB mit dem Serben Milos Jojic seine Probleme kurzfristig lindern.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Die tröstlichsten Worte zum Zustand des lädierten Ballspielvereins Borussia 09 formulierte in diesen Tagen Sebastian Kehl, der erfahrenste Fußballer im Team. Kehl wird in zwei Wochen 34 Jahre alt und hat in seiner Karriere Phasen erlebt, die ihn jetzt vor Panik schützen. Ohne drei verletzte Stammspieler, aber mit zuletzt vier Bundesligaspielen ohne Sieg geht der BVB in die nächsten Wochen, die über Wohl und Wehe in drei lukrativen Wettbewerben entscheiden. Für Kehl ist vor dem Punktspiel an diesem Freitag bei Eintracht Braunschweig dennoch eines klar: "Es ist zu früh, um schon durchzudrehen."

Trainer Jürgen Klopp versuchte, einen ähnlichen Eindruck zu erwecken. "Ich bin ganz ruhig", sagte er autosuggestiv, und wohl auch, um etlichen Transfergerüchten entgegenzuwirken, nach denen allerhand Fußballstars zum Medizincheck im Knappschafts-Krankenhaus in Dortmund- Brackel gesehen worden sein sollen. Am Donnerstag entpuppte sich der 21 Jahre alte Milos Jojic von Partizan Belgrad als überraschende Lösung.

Einerseits wollte der BVB personellen Unwägbarkeiten mit einer kurzfristigen Verpflichtung begegnen, andererseits sind solche im Winter oft unverhältnismäßig teuer. Jojic soll rund zwei Millionen Euro kosten und vertraglich bis 2018 gebunden werden. Der Rechtsfuß hat für Partizan in 15 Spielen sechs Tore erzielt und sieben vorbereitet.

Er ist eine attraktive Ergänzung, aber wenn im kommenden Sommer auch noch Dong-Won Ji aus Augsburg hinzukommt und Jakub Blaszczykowskis Knie wieder verheilt ist, besitzt der BVB immerhin sechs Offensivspieler für drei Mittelfeldpositionen.

Die Verletzungskette in Dortmund hat in dieser Saison Ähnlichkeit mit dem Treiben eines fiktionalen Serienkillers: jede Woche ein neues Opfer. Neuerdings witzeln Medien von der "Kuba-Krise": Jakub ("Kuba") Blaszczykowski wird mit seinem am vergangenen Samstag erlittenen Kreuzbandriss in dieser Saison ebenso wenig mehr mitspielen können wie vermutlich der Innenverteidiger Neven Subotic mit seinem Kreuzbandriss aus dem November.

Wann der Mittelfeldmann Ilkay Gündogan wieder mitwirken kann, der sich seit Saisonbeginn mit Rückenbeschwerden und seit Kurzem mit einer Virusinfektion plagt, ist ungewiss. Immerhin kann Innenverteidiger Mats Hummels in Braunschweig nach zweimonatiger Pause vermutlich in die BVB-Startelf zurückkehren.

Gerüchte um Ramos

Sollte Hummels dann an der Seite von Sokratis verteidigen, wäre Sven Bender wieder für seine eigentliche Aufgabe im defensiven Mittelfeld frei. Zusätzlich könnte auf einem der Flügel auch Kevin Großkreutz helfen, sollte Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek ins Team zurückkehren. Mit Bender, Kehl und Sahin als Optionen für das defensive Mittelfeld sowie Reus, Mkhitaryan, Aubameyang, Großkreutz und Jojic für das offensive wäre die Dortmunder Borussia dann eigentlich wieder hinreichend wettbewerbsfähig.

Für den Augenblick hat sich auch die Bredouille in der Defensive derart entschärft, dass der BVB es wagt, seinen talentierten Innenverteidiger Koray Günter an Galatasaray Istanbul zu verkaufen. Dem türkischen Traditionsklub ist der 19-Jährige zweieinhalb Millionen Euro wert, allerdings hat sich Dortmund für 2016 eine Rückkaufoption in Höhe von sieben Millionen Euro gesichert.

Für die kommende Saison, berichten Medien, soll sich überdies der Wechsel des Berliner Stürmers Adrian Ramos, 28, nach Dortmund anbahnen. Dessen Vertrag bei Hertha BSC läuft 2015 aus, Ramos wäre mithin ablösepflichtig. Der Kolumbianer wäre für den BVB der mit Spannung erwartete Ersatz für den zum FC Bayern München wechselnden Torjäger Robert Lewandowski.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke war am Mittwoch Referent beim "Gipfeltreffen der Weltmarktführer". Zwar lautete so nur der Titel eines Kongresses in Schwäbisch Hall, allerdings machte Watzke am Abend noch einen Abstecher zum Nachholspiel des VfB Stuttgart, der den wahren Weltmarktführer des Fußballs empfing, den FC Bayern München. Zwischenzeitliche Hoffnungen, der Vorsprung der Bayern könnte stagnieren, zerschlugen sich bekanntlich. Die Dortmunder haben den Meistertitel für diese Saison aber sowieso bereits abgeschrieben. Auf die Frage, wie er die momentane Verkrampfung in seiner Mannschaft löse, witzelte Trainer Jürgen Klopp in dieser Woche: "Ich habe mir eine Clownsnase gekauft und trage sie im Training."

Die lindernde Wirkung von Clowns im Krankenhaus ist bekannt. Warum sollte das nicht auch verunsicherten Fußballprofis helfen?

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