Michael Ballack: Wechsel zu Bayer:Der logische Rückschritt

Michael Ballack bleibt nicht beim FC Chelsea, er wechselt nicht zu Real Madrid und auch nicht zum VfL Wolfsburg, sondern zu Bayer Leverkusen. Es ist der erste Rückschritt seiner Karriere - und dennoch eine vernünftige Entscheidung.

Jürgen Schmieder

Nun hat auch Michael Ballack den Wechsel bestätigt. "Mit meiner Rückkehr zu Bayer 04 schließt sich für mich ein Kreis. Ich hatte hier eine schöne und erfolgreiche Zeit, an die ich sehr gerne zurückdenke. Das hat mich in meiner Entscheidung für Bayer bestärkt", sagte er am Freitag. Mehrere Medien hatten bereits vermeldet, dass Michael Ballack in der kommenden Saison zu Bayer Leverkusen wechseln würde - und damit den interessierten Vereinen Real Madrid und VfL Wolfsburg abgesagt habe.

Ballack wechselt offenbar zu Bayer 04 Leverkusen

Vertrautes Bild: Michael Ballack im Trikot von Bayer Leverkusen.

(Foto: ag.ddp)

Michael Ballack ist ein formidabler Fußballer - einer der besten, den es in Deutschland je gab. Im September wird er 34 Jahre alt, nicht nur er traut sich zu, noch mindestens zwei Jahre auf höchstem Niveau spielen zu können. Ein Wechsel vom englischen Meister FC Chelsea, mit dem sich Ballack nicht auf eine Verlängerung des Vertrags einigen konnte, zu Bayer Leverkusen, in der vergangenen Saison Vierter der Bundesliga, mag da auf den ersten Blick wie der erste Rückschritt in einer Karriere wirken, in der ein Vereinswechsel stets einen Aufstieg bedeutete.

Seine Laufbahn begann beim Chemnitzer FC, wo Ballack 1995 im Alter von 19 Jahren seinen ersten Profivertrag erhielt. Ein Jahr später war er Stammspieler in der Regionalliga und erzielte zehn Tore. Bei den "Roten Teufeln" in der Pfalz entwickelte sich Ballack schnell zu einem wichtigen Spieler, der Anteil hatte an der Meisterschaft 1998. Kaiserslautern war der erste Verein, der als Aufsteiger den Titel gewinnen konnte.

Ballack wechselte im Jahr 1999 für acht Millionen Mark zu Bayer Leverkusen, wo er seinen endgültigen Durchbruch erlebte. Innerhalb von drei Jahren schoss er 27 Bundesliga-Tore, neun in internationalen Wettbewerben und führte die biedere Werkself an die Spitze des europäischen Fußballs. Der große Wurf indes blieb Ballack verwehrt: In der Saison 1999/2000 scheiterte Leverkusen am letzten Spieltag in Unterhaching - Ballack erzielte ein Eigentor. 2001/2002 wurde Ballack als Deutschlands Fußballer des Jahres ausgezeichnet und stand im Uefa-"All-Star-Team", seine Mannschaft jedoch wurde in der Bundesliga, im DFB-Pokal und der Champions League jeweils nur Zweiter.

Von Chelsea nach Leverkusen

Nach der WM, bei der Ballack die deutsche Elf ins Finale führte und zum international anerkannten Star aufstieg, folgte die nächste berufliche Verbesserung: Er wechselte zum FC Bayern, wo er in vier Spielzeiten drei Mal deutscher Meister wurde und zwei Mal den DFB-Pokal gewann. Es gab zwar Kritik, weil die Mannschaft gerade in der Champions League keine Erfolge feiern konnte - Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge etwa sagte: "Effenberg wird als der in Erinnerung bleiben, der die Champions League gewann. Ballack als torgefährlichster Mittelfeldspieler des FC Bayern" -, persönliche bedeutete der Abschied vom FC Bayern wieder eine Verbesserung.

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Michael Ballack wechselt wohl zu Bayer Leverkusen.

(Foto: afp)

Der FC Chelsea sicherte sich die Dienste Ballacks, sein Trainer José Mourinho sagte vor dem Wechsel: "Für mich ist er einer der weltweit besten Spieler. Er ist sehr intelligent, taktisch sehr stark und schießt viele Tore. Es gibt in Europa nur noch Frank Lampard, der auf dem gleichen Niveau spielt. Diese beiden werden ein Traumduo bilden." Zum Gewinn der Champions League reichte es zwar nicht - im Jahr 2008 scheiterte der FC Chelsea im Elfmeterschießen an Manchester United -, doch gewann Ballack in der vergangenen Saison das Double in England und darf auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken.

Die logische Konsequenz des steten Aufstiegs durch Vereinswechsel wäre nun ein Engagement bei Real Madrid gewesen, der neue Trainer José Mourinho soll bereits Interesse bekundet haben. Doch Ballack entscheidet sich für Bayer Leverkusen - und er tut dies offensichtlich nicht nur aus sportlichen Gründen. Mit Rudi Völler verbindet Michael Ballack eine tiefe Freundschaft. Völler holte ihn einst aus Kaiserslautern nach Leverkusen, als Teamchef der Nationalelf machte er Ballack zum Fixpunkt seines Systems. Auch Völler wechselte - nach den Stationen Werder Bremen, AS Rom und Olympique Marseille - am Ende seiner Karriere nach Leverkusen.

Nun ist der Sportdirektor nach Sardinien geflogen, um den 98-maligen Nationalspieler von der Rückkehr zum Werksklub zu überzeugen. Auch Ballacks Ehefrau Simone dürfte bei der Entscheidung eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben. Sie soll eine Rückkehr nach Deutschland einem Engagement in Spanien vorgezogen haben - auch wegen der drei Söhne. Dass Bayer Leverkusen von der Verpflichtung Michael Ballack profitieren wird, steht außer Frage. Gerade die vergangene Saison zeigte, dass der jugendhaften Elf ein Spieler mit der Erfahrung des 33-Jährigen helfen kann. Ballack wird im Mittelfeld wohl neben Simon Rolfes agieren, den er bereits von der Nationalelf kennt.

Als mögliches Ende seiner Karriere nannte Ballack kürzlich die Europameisterschaft 2012. Er hat nun zwei Jahre Zeit, sich bei Bayer Leverkusen zu präsentieren und den Verein sowohl in der Bundesliga als auch international zu etablieren. Er wäre nicht der erste Fußballer, dem ein vermeintlicher Rückschritt zum Ende ein würdiges Ende der Karriere bereitet. Rudi Völler hat es ihm vorgemacht.

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