Messi bei Argentiniens Nationalelf:Leo, erlöse uns!

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Lionel Messi beim Qualifikationsspiel gegen Kolumbien (Foto: REUTERS)

"Es geht mir nicht gut": Lionel Messi bringt zu den WM-Qualifikationsspielen der Nationalelf sogar seinen eigenen Physiotherapeuten mit. Doch Messi ist nicht fit genug, um Argentinien zu retten. Und die Mannschaft kann ihn nicht ersetzen.

Von Peter Burghardt, Buenos Aires

Als sie merkten, dass es ohne ihn doch nicht ging, lief er aufs Feld. Nach 57 Minuten legte Argentiniens Nationaltrainer Alejandro Sabella den Arm um Lionel Messi und schickte ihn für Walter Montillo ins WM-Qualifikationsspiel gegen Kolumbien. Zuvor hatte der beste Stürmer der Welt auf der Bank gesessen wie auf glühenden Kohlen, den rechten Oberschenkelmuskel offenbar gerade erst ausgeheilt.

Seit 2007 war Messi in der Auswahl nicht mehr Ersatz gewesen, diesmal musste es aus Gründen der Schonung sein. Im April hatte sich das bald 26-jährige Wunderkind des FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League gegen Paris verletzt, gegen Atlético Madrid brach die Blessur im Mai wieder auf. 25 Tage lang hatte Messi nicht gespielt. Jetzt kam er zurück, beim Spielstand von 0:0.

Ein Raunen ging durch das Stadion Monumental von Buenos Aires. Javier Mascherano nahm sofort die Kapitänsbinde ab und legte sie Messi um, damit es auch da keine Missverständnisse gab. Leo, erlöse uns! Der Anführer schnappte sich gleich den Ball und dribbelte und passte und schoss, von einem Moment auf den anderen drängte das Team in den himmelblauweißen Hemden auf das kolumbianische Tor.

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Sergio Agüero traf sogar hinein, aber der Schiedsrichter sah Messi im Abseits, eine optische Täuschung. Dann verebbte der explosionsartige Schwung, es blieb beim Unentschieden ohne Tor.

Bestätigt wurden Lionel Messi und Argentinien drei Erkenntnisse. Erstens: Ohne Messi ist die beste Elf Amerikas nur guter Durchschnitt, trotz erstklassiger Spieler wie Ángel di María kann ihn niemand ersetzen. Zweitens: Auch Messi braucht eine stabile Physis, um brillant zu spielen. Drittens: Es gibt Gegner, die seine körperlichen Probleme auszunützen wissen.

Jupp Heynckes und der FC Bayern haben das im Halbfinale der Champions League vermocht, und nun tat es José Pekerman. Der Trainer der Kolumbianer schickte ihm den Manndecker Alexander Mejía auf den Hals, was zu viel war für den Patienten und Pekerman wahrscheinlich selbst leid tat. Mit Messi war er U20-Weltmeister gewesen, bis 2006 hatte er Argentinien betreut, er kennt die meisten argentinischen Profis seit deren Anfängen.

Seine früheren Schüler umarmten ihn vor der Partie, doch dann musste Pekerman ihnen zeigen, welch erstklassiger Lehrer er auch für Kolumbien ist. Mit ihm haben die Kolumbianer gute Chancen, bei der WM 2014 zu landen. Sie sind Gruppenzweiter hinter den Argentiniern, die mit dem gesunden Messi so viele Punkte gesammelt haben, dass es reichen dürfte.

Am Dienstag geht es weiter, für Kolumbien gegen Peru (1:0 gegen Ecuador, Torschütze Claudio Pizarro) und für Argentinien in der Höhe von Quito gegen Ecuador. Sabella muss einen neuen Stürmer neben Agüero aufstellen, Gonzálo Higuaín sah gegen Kolumbien wegen eines harmlosen Fouls Rot.

Und er muss sehen, ob und wann er Messi diesmal auf den Rasen beordert. "Messi hatte uns daran gewöhnt, zu sehr in seine Anatomie zu vertrauen", klagt die Zeitung La Nación. "Ich wusste nicht, wie mein Bein reagieren würde", sagte Messi, er hat gar seinen Physiotherapeuten aus Barcelona mitgebracht. "Es geht mir noch nicht gut."

© SZ vom 10.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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