Merkel über Blatter-Rückzug:"Für Milliarden Fans eine wichtige Nachricht"

Blatter erhält Bundesverdienstkreuz

Ein Bild aus unbeschwerteren Tagen: Sepp Blatter nimmt das Bundesverdienstkreuz von Angela Merkel entgegen.

(Foto: Roberto Pfeil/dpa)
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt den angekündigten Rücktritt von Fifa-Präsident Joseph Blatter.
  • Dessen Mitarbeiter spenden ihm in der Fifa-Zentrale Applaus.
  • Die Uefa hat ihre für das Wochenende angekündigte Sondersitzung abgesagt.
  • Russische Medien werten den Blatter-Rücktritt als "unangenehme Nachricht".

"Für Milliarden Fans eine wichtige Nachricht"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Rücktritt von Fifa-Präsident Joseph Blatter begrüßt. "Ich denke, dass es für Milliarden Fans des Fußballs eine wichtige Nachricht ist", sagte sie. Es sei eine Situation geschaffen worden, "dass wir alle (...) sagen können, dass die Organisation, die den Weltfußball vertritt, nicht nach den Maßstäben funktioniert, die wir uns alle wünschen". Durch den Rücktritt seien neue Perspektiven für den Welt-Fußball gegeben: "Ich glaube, dass es jetzt besser möglich sein wird, die Arbeit der Fifa auf eine transparentere Grundlage zu stellen."

"Die Arbeit geht normal weiter", heißt es bei der Fifa

Bei einem Belegschaftstreffen in der Zentrale des Fußball-Weltverbandes wurde Blatter nach seiner Rücktrittsankündigung von den Mitarbeitern mit freundlichem Applaus bedacht. Die Geschäfte liefen weiter, hieß es aus Zürich. Der Präsident arbeite in seinem Büro. Medienvertreter hatten keinen Zutritt zum Gebäude auf dem Zürichberg. "Die Arbeit geht normal weiter. Die Vorbereitungen für die Frauen-WM und die WM-Auslosung laufen."

An Blatters Reiseplänen habe sich nichts geändert, sagte Mediendirektor Walter de Gregorio. Der scheidende Fifa-Chef werde in den kommenden 15 Tagen nicht ins Ausland reisen. Dies war auch schon vor seiner Rücktrittsankündigung am Dienstagabend so geplant. Als Termine stehen für Blatter die Reisen zu den Endspielen der U20-WM in Neuseeland (20. Juni) und der Frauen-WM (5. Juli) in Kanada an.

Uefa sagt Sondersitzung ab

Die Uefa wird sich nach der Rücktrittsankündigung von Blatter doch nicht zu einer Sondersitzung in Berlin treffen. "Da täglich neue Informationen ans Tageslicht kommen, denke ich, dass es klüger ist, sich Zeit zu nehmen, um die Situation besser einzuschätzen, um dann gemeinsam Position zu beziehen", begründete Uefa-Präsident Michel Platini die Absage.

Ursprünglich hatten die Blatter-Gegner in der Europäischen Fußball-Union am Freitag oder Samstag in Berlin ihre Strategie beraten wollen. Unter anderem sollte es dabei um die Frage gehen, ob DFB-Chef Wolfgang Niersbach und andere europäische Funktionäre ihre Sitze im Fifa-Exekutivkomitee einnehmen. Durch den angekündigten Abschied Blatters hat sich die Situation nun massiv geändert. "In den kommenden Wochen wird es weitere Gelegenheiten geben, sich zu treffen - und hoffentlich wird sich die Angelegenheit bis dahin erhellen", sagte Platini. Der Franzose gilt als logischer europäischer Kandidat für die Blatter-Nachfolge.

Russische Medien beklagen Blatter-Rücktritt

Russische Medien haben die Rücktrittsankündigung von Fifa-Präsident Joseph Blatter als eine "unangenehme Nachricht" für den WM-Gastgeber 2018 gewertet. Russland sei "einer von Blatters treuesten Verbündeten im Kampf um den Präsidentenstuhl" gewesen, schreibt die Zeitung Kommersant. "Der Rücktritt Blatters ist eine Tatsache, die für die russischen Interessen unangenehm und beunruhigend ist", meint Sport Express. Mit "fatalen Folgen" für die WM in drei Jahren rechnet das Blatt allerdings nicht, "da bislang nichts Ernstes (gegen Russland) bekanntgeworden ist".

Wegen der WM-Vergaben an Russland und auch Katar 2022 ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft. Der Verfahren war von der Fifa allerdings selbst initiiert worden. Blatter ist in dem Verfahren kein Beschuldigter. Das hatte die Bundesanwaltschaft am Dienstag in Bern nach der Rücktrittankündigung des 79 Jahren alten Schweizers bekräftigt.

Interpol unterstützt US-Justiz

Interpol leistet der US-Justiz im Auslieferungsverfahren gegen frühere Fifa-Spitzenfunktionäre Amtshilfe. Das teilte die internationale Polizeibehörde mit. Es geht nach den Angaben um den früheren Fifa-Vize-Präsidenten Jack Warner aus Trinidad und Tobago sowie um den Paraguayer Nicolás Leoz, ehemals Mitglied des Exekutivkomitees und früherer südamerikanischer Verbandschef. Auch vier Geschäftsleute werden genannt. Die Vorwürfe der US-Behörden lauten Korruption, Verschwörung und organisiertes Verbrechen.

Interpol bat seine Mitgliedsstaaten mit einer sogenannten roten Ausschreibung um Amtshilfe, die sechs Personen ausfindig zu machen und festzusetzen, damit sie ausgeliefert werden können. Interpol stellte klar, dass das Ersuchen für ein Mitglied nicht verpflichtend sei. Es ist kein internationaler Haftbefehl.

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