Mercedes-Sieg in der Formel 1:Hamilton sammelt Glitzerstücke

Australia Formula One Grand Prix

Glitzerhelden: Lewis Hamilton, r., mit Brilli und Arnold Schwarzenegger mit Klunkern an den Fingern bei der Siegerehrung.

(Foto: dpa)
  • Start-Ziel-Sieg für den Weltmeister: Mercedes dominiert den Formel-1-Auftakt in Melbourne.
  • Doch dahinter erlebt das Feld eine stetige Schrumpfkur. Am Ende erreichen nur elf Autos das Ziel.
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Von René Hofmann, Melbourne

Lewis Hamilton trug eine mächtige silberne Kette um den Hals, als er am Sonntagmorgen das Fahrerlager betrat. Ob er sich für den Saisonauftakt besonders hübsch gemacht habe, wurde er gefragt. Seine Antwort: "Nein. Ich dachte nur, es wäre eine gute Gelegenheit, ein bisschen Glitzer auszupacken." Als er das Fahrerlager am Sonntagabend verließ, hatte Hamilton noch ein weiteres mächtiges Glitzer-Stück einpacken dürfen: die runde Siegertrophäe des Australien-Grand-Prix. Nachdem er von den letzten sieben Rennen der Saison 2014 sechs gewonnen hatte, setzte der Weltmeister seine Erfolgssträhne ansatzlos fort.

Schnellster in der Qualifikation, Schnellster im Rennen: Sein Mercedes-Kollege Nico Rosberg konnte vom besten Platz aus nur zuschauen, wie Hamilton sein Können vorführte. "Es ist ein tolles Gefühl, so weiterzumachen", sagte Hamilton nach der Pokalübergabe und maß sich umgehend mit Arnold Schwarzenegger, der die drei besten auf dem Siegertreppchen vernahm: "Ich dachte, Du wärst größer, Mister Terminator", begrüßte der 1,74-Meter-Mann Hamilton den 1,88-Meter-großen Terminator-Mimen.

Der Zweitplatzierte Rosberg erkannte die Niederlage im ersten Aufeinandertreffen nach dem verlorenen WM-Duell an, versprach aber umgehend, Hamilton nicht ziehen lassen zu wollen: "Ich werde mein Bestes geben, damit er wirklich hart für sein Geld arbeiten muss. Die ganze Saison."

Sebastian Vettel wurde in seinem ersten Auftritt für Ferrari Dritter - mit mehr als 30 Sekunden Rückstand auf das Mercedes-Duo. In Sichtweite sind die Branchenbesten für ihn derzeit nicht. Im Auge behalten muss er erst einmal die unmittelbaren Verfolger: Felipe Massa im Williams konnte er nicht wirklich abschütteln. Der Brasilianer wurde in Vettels Windschatten Vierter. Ordentlicher Siebter in einem Auto, das nur mit Verspätung fertig geworden war: Nico Hülkenberg, der weiter für Force India antritt.

Eine Schrumpfkur: In der Startaufstellung standen nur 15 Autos

Es war ein ungewöhnliches Rennen gewesen: Es erinnerte an eine Schrumpfkur. Manor, das Team, das aus der Konkursmasse des ehemaligen Marussia-Rennstalls entstanden ist, hatte zwar zwei Bausätze mit nach Melbourne gebracht. Aus diesen entstanden aber keine fahrtüchtigen Autos. Weder der Brite Will Steven noch der Spanier Roberto Mehri drehten eine Runde. Ein Auftritt, der so viele Zweifel aufwarf, dass der Automobilweltverband das Team am Samstagabend vorlud, um zu eruieren, ob es überhaupt je die Absicht hatte, an den Start zu gehen - oder das in Zukunft tun will.

Ohne die Manors schrumpfte das Feld auf 18 Autos. Ein kleineres Feld hatte es in Melbourne noch nie gegeben, wo der Grand Prix seit 20 Jahren stattfindet. Aber es kam noch schlimmer: Williams-Fahrer Valtteri Bottas musste auf einen Start verzichten. Nachdem er in der Qualifikation den sechsten Platz belegt hatte, wurde der Finne mit Rückenschmerzen ins Krankenhaus gebracht. Diese waren so stark, dass er am nächsten Tag keine Starterlaubnis erhielt.

"Heute könnte es schon fürs Ankommen Punkte geben"

Weil Ersatzfahrerin Susie Wolff in den drei Trainingssitzungen nicht gefahren war, durfte sie nicht kurzfristig einspringen. Die große Stunde der Schottin könnte in zwei Wochen beim Malaysia-Grand-Prix in Sepang schlagen.

Nach dem Bottas-Aus brachen noch 17 Wagemutige auf, um in die Startaufstellung zu rollen. Zwei schafften es nicht dorthin. Der Däne Kevin Magnussen strandete, weil der Honda-Motor im Heck seines McLaren dem wolkenlos blauen Himmel sehr viel Rauch entgegenschickte. Auch der Russe Daniel Kwiat schaffte es nicht einmal, eine Installationsrunde zu absolvieren. Sein Red Bull rollte wegen eines Getriebeproblems aus.

In den Trainingsläufen hatte das Schicksal seinen Teamkollegen, den Australier Daniel Ricciardo, gleich zweimal ereilt. Bereits am Freitag hatte an seinem Red Bull der Motor getauscht werden müssen. Weil jedem Fahrer nur vier Aggregate zur Verfügung stehen, war das ein Rückschlag mit Auswirkungen auf die ganze Saison. Die Unzufriedenheit beim einstigen Weltmeister-Team über Motoren-Partner Renault ist inzwischen nicht mehr zu überhören: "Sie haben uns über den Winter große Fortschritte versprochen. Diese sind leider nicht gekommen", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner über den Lieferanten: "Was wir haben, ist einfach nicht gut genug."

Nach der ersten Safety-Car-Phase waren es nur noch 13

15 Starter: Zuletzt hatte es so wenige Autos 1963 beim Start in Monaco gegeben, damals der Saisonauftakt. Die Veranstaltung im Albert Park aber sollte schnell noch übersichtlicher werden. In der zweiten Kurve hinter der Startampel wurde es, wie so oft, im Mittelfeld eng. Kimi Räikkönen im Ferrari, Felipe Nasr im Sauber und Pastor Maldonado im Lotus kamen einander so nahe, dass am Ende einer nicht mehr weiterkam: Lotus-Lenker Maldonado drehte sich in die nahe Mauer. Das Safety Car kam und bremste das Feld drei Runden lang ein. In der ersten davon bog ein weiteres Auto final an die Box: Maldonados Lotus-Kollege Romain Grosjean. Den Franzosen bremsten Motorenprobleme.

Da waren es nur noch 13 Grand-Prix-Teilnehmer.

Diese fuhren erst einmal brav hintereinander her. Die kleine Prozession zog sich allerdings schnell weit auseinander. Das Packendste: Als nach zwölf Umläufen McLaren-Mann Jenson Button und Force-India-Fahrer Sergio Perez begannen, um einen Platz zu streiten. Es handelte sich um den vorletzten. Das Gegeneinader endete zwei Runden weiter mit einer Kollision, die Perez verschuldete und aus der Button als Sieger hervorging. Dieser bekam anschließend ins Cockpit gefunkt, er sollte sich um sein Tempo nicht groß kümmern: "Heute könnte es schon fürs Ankommen Punkte geben." Gerade einmal 15 der 58 Runden waren da absolviert - und die Spitze schon fast eine Minute enteilt.

An der Spitze duellierten sich die beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg, ohne einander nahe zu kommen. Dritter, mit einem wirklich großzügig bemessenen Sicherheitsabstand: Felipe Massa (Williams) vor Sebastian Vettel (Ferrari). Die Reihenfolge entsprach der in der Startaufstellung, die Spannung der einer Live-Übertragung einer Morgenandacht. Auch die erste Boxenstopp-Runde änderte daran nichts. Bei Kimi Räikkönen und Toro-Rosso-Fahrer Carlos Sainz junior gab es Probleme - bei der Führungsgruppe nicht. Weil Vettel auf dem Weg zum Halt einen Zwischenspurt einlegte, schaffte er es bei der Gelegenheit allerdings an Massa vorbei.

Verstappen raus, Räikkönen raus: Da waren´s nur noch elf

Max Verstappen, der Sohn des ehemaligen Formel-1-Fahrers Jos Verstappen, hatte schon vor dem Rennen viele Schlagzeilen geerntet: Der 17-Jährige ist der Jüngste, der je in einen Grand Prix zog - und das wird er auch bleiben. Der Automobilweltverband hat die Regeln geändert. Wer sich um einen Formel-1-Führerschein bewirbt, muss künftig mindestens 18 sein. Im Auto war Verstappen seine Jugend beim Debüt nicht anzumerken. In der Qualifikation sorgte er im ersten Durchgang mit der viertbesten Zeit für Furore. Im Rennen, das er vom elften Startplatz aus hatte aufnehmen dürfen, befand er sich auf Punktekurs. Dort aber kam er nicht an. Nach 33 Runden funkte er, was auch zu sehen war: "Rauch am Auto." Das Aus kam umgehend.

Da waren es nur noch zwölf Teilnehmer.

Das viele Öl, das sich nach all den Defekten auf der Strecke befand, war die größte Herausforderung für Hamilton, der unbedrängt vorausjagte. Für Kimi Räikkönen hielten die Ferrari-Mechaniker beim zweiten Boxenhalt eine andere bereit: Sie schickten den Fünftplatzierten mit einem nicht festgeschraubten linken Hinterrad los. Das ging nicht lange gut.

Da waren es nur noch elf Teilnehmer.

Weniger wurden es dann nicht mehr, was bedeutete, dass bis auf einen am Ende alle mindestens mit einem Punkt belohnt wurden. Der Einzige, der den ganzen Tag arbeitete und leer ausging, war Jenson Button. Der Weltmeister des Jahres 2009 wurde von Hamilton zweimal überrundet, der sich vom Publikum im Albert Park mit einem Terminator-Versprechen verabschiedete: "I will be back" - Ich werde wiederkommen!

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