Meisterschaft der Handball-Bundesliga:Zwei Tore fehlen

VfL Gummersbach - Rhein-Neckar-Löwen

Kim Ekdahl Du Rietz (mi.): Trauer nach dem Abpfiff

(Foto: dpa)

Es hätte der größte Triumph der Vereinsgeschichte werden können, doch dann scheitern die Rhein-Neckar Löwen ganz knapp: Sie verlieren das Fernduell gegen den THW Kiel um die Deutsche Meisterschaft - in den letzten fünf Minuten. Oliver Roggisch erlebt einen traurigen Abschied.

Der THW Kiel ist nach dem spannendsten Finale in der Geschichte der Handball-Bundesliga zum 19. Mal deutscher Meister. Der Rekordmeister besiegte am letzten Spieltag die Füchse Berlin 37:23 (17:8) und fing damit die punktgleichen Rhein-Neckar Löwen dank einer um zwei Treffer besseren Tordifferenz in einem irre Kopf-an-Kopf-Rennen noch ab. Die Löwen waren mit einem Vorsprung von sieben Treffern in das Saisonfinale gegangen, am Ende verpassten sie den Gewinn ihrer ersten Meisterschaft trotz eines 40:35 (21:19)-Erfolgs beim VfL Gummersbach.

"Ich bin gerade total leer, am Boden zerstört, traurig. Das war heute nicht unser bestes Spiel. Am Ende lag es daran, dass wir nicht das Maximum leisten konnten, offensichtlich konnte das Kiel", sagte der tief enttäuschte Löwen-Nationalspieler Uwe Gensheimer, dessen 15 Treffer nicht zum zweiten Titel der Vereinsgeschichte nach dem Gewinn des EHF-Cups 2013 reichten.

In Kiel kannte der Jubel derweil keine Grenzen mehr. Die Spieler hüpften durch die Halle, Trainer Alfred Gislason konnte sein Glück kaum fassen. "Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft, auf den Willen, wie sie gekämpft haben. So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte der Isländer bei Sport1 und schickte einen "großen Dank an Gummersbach".

Seit 2005 gab es nur 2011 einen anderen Meister als Kiel. Vor drei Jahren holte sich der HSV Hamburg den Titel. Vor dem 34. Spieltag hatten aber die Rhein-Neckar Löwen auf der Jagd nach ihrem ersten nationalen Titel die besseren Karten in der Hand. Zu Beginn hielten sie auch dem Erwartungsdruck stand. Angetrieben von knapp 1000 mitgereisten Fans führten sie beim VfL schnell mit 7:3 (8.).

Gleichstand zur Halbzeit

Doch in der Abwehr agierten die Löwen teils vogelwild. Die Gastgeber verkürzten immer weiter und kamen kurz vor der Pause auf 19:20 heran. Da Kiel 16:7 führte, hatte der THW den Konkurrenten im Fernduell zu diesem Zeitpunkt sogar überflügelt. Zur Halbzeit lagen beide Teams wieder gleichauf.

"Wir müssen eine Schippe drauflegen, besonders in der Deckung", forderte Thorsten Storm. Die Löwen-Spieler erhörten ihren Manager zunächst und erzielten nach dem Wechsel vier Treffer in Folge zum 25:19 (34.). Doch auch Kiel ließ nicht nach und machte im Wettwerfen um den Titel ein Tor nach dem anderen.

Je länger die Spiele dauerten, umso nervöser wurden die Löwen. In der Schlussphase kam Gummersbach auf fünf Tore heran, Kiel baute seinen Vorsprung immer weiter aus und holte am Ende erneut den Titel, obwohl die Löwen seit der 25:38-Pleite Mitte Dezember beim HSV Hamburg 17 Bundesligasiege in Folge gefeiert hatten.

Oliver Roggisch geht ohne Meistertitel

"Wir haben versucht, in der ersten Halbzeit nur auf uns zu schauen und haben uns ein gutes Polster erarbeitet. Danach haben wir einfach weitergespielt, obwohl die Kraft nachgelassen hat. Heute wird richtig gefeiert", sagte Christian Zeitz, der den THW verlassen wird.

Löwen-Abwehrspieler Oliver Roggisch bleibt der erste Meistertitel zum Karriereende hingegen verwehrt, sein Abschiedsspiel gegen die Nationalmannschaft am Sonntag in Mannheim dürfte kein Freudenfest werden.

In Kiel steigt hingegen am Samstagabend eine riesige Party, auch wenn die echte Meistertrophäe in Gummersbach ist. Nach den Abgängen der Leistungsträger Marcus Ahlm, Daniel Narcisse, Thierry Omeyer und Momir Ilic spielte der THW eine starke Saison und triumphierte auch im Jahr des Umbruchs.

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