Mehmet Scholl und das Kegeln:Zweite Heimat

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Er wird ein letztes Mal tricksen und dribbeln, sie werden ihm ein letztes Mal zujubeln. Und danach? Danach will Mehmet Scholl kegeln gehen.

Martina Farmbauer

Das klingt erstaunlich. Scholl hört Brit-Pop, ist mit den Sportfreunden Stiller befreundet und stellt Sampler seiner Lieblingsmusik auf CD zusammen. Cool. Und dann betreibt er einen uncoolen Sport wie Kegeln?

Scholl berichtete bereits vor vielen Jahren, dass er oft nach dem Training mit einem Angestellten des FC Bayern in Harlaching kegeln gehe. Schon in seiner Heimatstadt Karlsruhe hatte Scholl gekegelt, er war sogar zweiter deutscher Mannschaftsmeister in der Jugend geworden.

Dieser Sport hat für ihn eine besondere Bedeutung. Nachdem Scholls Vater die Familie früh verlassen und sein Stiefvater die Familie aus dem sozialen Abseits geführt habe, seien Fußballplatz und Kegelbahn so etwas wie die gute Stube der Scholls gewesen, schrieb der Spiegel. ,,Oft stand ich mit Stutzen und dreckigen Knien auf der Bahn, weil keine Zeit zum Umziehen blieb'', erzählte Scholl.

Nachdem er die erste Heimat, den Fußballplatz, aus Altersgründen verlassen hat, bleibt noch die zweite. Diese hat er wieder beim FC Bayern gefunden, diesmal in der Kegel-Abteilung.

Scholl ist dort für die Saison 2007/2008 in der zweiten Mannschaft gemeldet, und allein diese Tatsache hat zu einem solchen Rummel geführt, dass die Mitglieder der Abteilung kurz vor dessen Abschied plötzlich gar nichts mehr über ihren prominenten Zugang sagen dürfen. Als sie dies noch durften, äußerte sich Kegel-Sportwart Uwe Klaß skeptisch: ,,Mal sehen, ob er auch spielt.''

Rosemarie Hess, die Frau des Bahnwarts, hat Scholl jedoch schon zu Gesicht bekommen. ,,Er hat sich erkundigt, auf welcher Bahn er spielen kann'', erzählte Hess. Allerdings habe er nur 50 Schub gemacht - in einem Wettkampf sind 200 Schub gefordert.

Aber Scholl hatte bereits vor einigen Jahren gesagt, dass er nach 100 Schub Muskelkater habe, auch wenn er austrainiert ist. Immerhin kann man für das Kegeln nicht zu alt werden. Dort sind die Alten oft die Besten.

© SZ vom 14.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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