McEnroe vs. Borg:Der Rüpel und der Schüchterne

Immer wieder triezten sich Björn Borg und John McEnroe in packenden Matches, jetzt auch im Kinofilm "Borg/McEnroe". Die Geschichte einer außergewöhnlichen Rivalität.

Von Lisa Sonnabend

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björn borg john mcenroe

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Der eine cool, ja geradezu emotionslos: Björn Borg (im Bild hinten). Der andere aufbrausend, manchmal jähzornig: John McEnroe (vorne). Sie sind zwei der größten Tennisspieler aller Zeiten. Zwischen 1978 und 1981 duellierten sie sich 14 Mal, jeder gewann sieben Partien. Sie kämpften um Titel, Trophäen und die Weltranglistenspitze, sie trieben sich zu Höchstleistungen - und konnten dabei unterschiedlicher nicht sein. Das Duell Borg gegen McEnroe war eine der größten Rivalitäten im Sport. Kein Wunder, dass der Stoff nun verfilmt wurde.

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Quelle: imago/ZUMA Press

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Als Borg 1978 beim Turnier in Stockholm antrat, war er bereits seit fünf Jahren Profi, er hatte sechs Grand-Slam-Turniere gewonnen und die Weltranglistenspitze erklommen. Im Halbfinale stand ihm ein 19-jähriger Amerikaner mit viel zu kurzen Hosen und ungestümen Locken gegenüber: John McEnroe. Der junge Spieler stürmte ständig ans Netz vor, während Borg an der Grundlinie von einer Seite auf die andere rannte, um seine kraftvollen Schläge zu streuen. 6:3 und 6:4 gewann McEnroe schließlich. Später erinnerte er sich an jene Partie: "Ich fühlte, nun war ich einer der großen Jungs - dieses Match war die offizielle Krönung." Es war nicht nur der Beginn einer großen Karriere, sondern auch der einer großen Rivalität.

björn borg john mcenroe

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1980 trafen die zwei Spieler erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier aufeinander, im Finale von Wimbledon. Vier Mal in Serie hatte Borg in Wimbledon triumphiert, sein Herausforderer stand erstmals im Endspiel. Es wurde eines der epischsten und hochklassigsten Matches der Tennisgeschichte. Die Zuschauer buhten den Außenseiter noch vor dem ersten Ballwechsel erbittert aus, sie trugen ihm seine Zetereien und Diskussionen mit dem Schiedsrichter im Halbfinale gegen Jimmy Connors nach. Doch sie verstummten, als das Match begann...

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Quelle: imago sportfotodienst

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Es ging hin und her, McEnroe stürmte ans Netz, während Borg ihn mit seinen Topspinbällen triezte. Im vierten Satz wehrte der Amerikaner sieben Matchbälle ab, ehe er schließlich den 20-minütigen Tie-Break 18:16 gewann. Doch am Ende siegte der Favorit Borg 8:6 im fünften Satz. Er hatte den jungen Rivalen noch einmal auf Distanz halten können.

john mcenroe

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Wenige Wochen später trafen die beiden im Finale der US Open 1980 erneut aufeinander. McEnroe war auf der Tour mittlerweile berüchtigt für sein bedingungsloses Angriffstennis, aber auch für seine Wutausbrüche. Er schimpfte, er pöbelte, er schüchterte Linienrichter ein, er nannte den Schiedsrichter mal "jerk" (Trottel), mal rief er ihm zu: "You cannot be serious!" McEnroe war der Rüpel mit dem Frottee-Stirnband. Das amerikanische Publikum rieb sich an ihm, am Ende feierten ihn die Fans: In fünf Sätzen rang McEnroe Borg nieder. Es war sein zweiter Grand-Slam-Titel, er hatte Borg sogar kurzzeitig von der Nummer-Eins-Position der Weltrangliste verdrängt.

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Quelle: imago/Laci Perenyi

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In der Saison 1981 spielte Borg noch einmal groß auf, er eroberte die Weltranglistenspitze zurück, triumphierte zum vierten Mal in Serie bei den French Open. Im Wimbledon-Finale wartete wie im Vorjahr McEnroe - und der war bereit für die Revanche. McEnroe agierte inzwischen mit noch mehr Risiko, sein Serve-and-Volley-Spiel war noch kompromissloser geworden. Und er behielt die Ruhe, auch als im vierten Satz Nieselregen einsetzte. Nach drei Stunden und 22 Minuten rückte McEnroe nach einem Return ans Netz vor, Borg wollte ihn passieren - doch der Amerikaner kam noch mit den Schläger an den Ball und platzierte diesen unerreichbar im Eck. McEnroe schrie laut auf, er sackte auf die Knie. Er gewann 4:6, 7:6, 7:6, 6:4, Es war McEnroes größter Sieg, sein erster von drei Titeln an der Church Road. Für Borg war es die erste Niederlage in Wimbledon nach 41 Siegen in Serie. Die Kontrahenten trafen sich am Netz, der Handschlag fiel arg kühl aus.

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Quelle: imago/ZUMA Press

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Anfang August übernahm McEnroe erstmals für einen längeren Zeitraum die Weltranglistenführung, Borg sollte sie nicht mehr zurückerobern. Im Finale der US Open trafen die Rivalen erneut aufeinander, es war ihre letzte Begegnung. McEnroe lag der schnelle Hartplatz, er fegte Borg nach wackeligem Start mit 4:6, 6:2, 6:4, 6:3 vom Platz. Borg verließ das Stadion noch vor der Siegerehrung, zur Pressekonferenz erschien er nicht. Ein Sieg bei den US Open hatte ihm in seiner Karriere noch gefehlt, doch wieder war er gescheitert.

björn borg 1981

Quelle: imago sportfotodienst

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Im September - beim Turnier in Genf - holte Borg noch einmal einen ATP-Titel, doch danach zog er sich immer mehr zurück, er spielte nur noch wenige Matches, trat bei keinem Grand-Slam-Turnier mehr an. Im Alter von nur 26 Jahren beendete er schließlich seine Laufbahn. Damit endete nicht nur eine große Tenniskarriere, sondern auch eine einzigartige Rivalität. Für McEnroe begann nun die erfolgreichste Zeit seiner Laufbahn, doch er vermisste seinen ehemaligen Konkurrenten. "Wenn du deinen größten Gegner verlierst, verlierst du auch einen Teil deiner selbst", sagte er.

1991 kehrte Borg überraschend noch einmal auf die Tour zurück, er spielte zwölf Partien, verlor aber alle. Noch immer schlug er die Bälle mit seinem kleinen Holzschläger. 1992 beendete McEnroe seine Karriere.

Kinostart - 'Borg/McEnroe'

Quelle: Julie Vrabelova

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Am 19. Oktober läuft "Borg vs. McEnroe" nun in den deutschen Kinos an (im Bild: Sverrir Gudnason als Borg und Shia LaBeouf als McEnroe). Im Mittelpunkt steht das Wimbledon-Finale 1980 - doch im Film geht es um mehr als um ein Match, er erzählt viel über die zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. McEnroe, der inzwischen als Kommentator für die BBC arbeitet, hat natürlich an dem Film etwas auszusetzen. Seiner Meinung nach ist die Rivalität zwischen den beiden Spielern zu dramatisch dargestellt. Borg dagegen gibt sich mal wieder gelassen: Einige Szenen sind wohl nicht ganz korrekt wiedergegeben, zum Beispiel wurde Borg in der Realität nie als Teenager von seinem Trainer geschlagen. Doch dem Schweden ist das ziemlich egal.

© SZ.de/ebc/dd
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