Max Verstappen in der Formel 1:Schöne Überholmanöver ohne Führerschein

Malaysia Formula One Grand Prix

Siebter Platz in Malaysia: Max Verstappen

(Foto: dpa)

Max Verstappen ist der jüngste Fahrer der Formel 1 - bereits in seinem zweiten Rennen sammelt er WM-Punkte. Doch den Motorsport treibt eine Frage um: Wie jung ist zu jung, um an der riskanten Sportart teilnehmen zu dürfen?

Von Rene Hofmann

Max Verstappen ist 17 Jahre alt. Kein Wunder, dass ihn die Gratulationen per Twitter erreichten. Von seiner zwei Jahre jüngeren Schwester zum Beispiel. Aber auch von seiner Mutter. "Ja, die ersten Punkte! Schöne Überholmanöver. Gut gemacht" - so wurde der Niederländer nach dem Großen Preis von Malaysia von seiner Erziehungsberechtigten gelobt. Öffentlich. Manch einem Teenager mag so etwas peinlich sein. Aber dazu war Verstappen viel zu happy: "Ich bin sehr glücklich", gab er an, er habe das Rennen durch die schwüle Tropenluft einfach nur genossen.

Der siebte Platz bringt in der Formel 1 nach der aktuellen Punkteregelung sechs Zähler. Als die Rennkommissare das Resultat am Sonntagabend offiziell stempelten, war damit klar: Es gibt einen Rekord. Die Königsklasse des Motorsports hat einen neuen jüngsten Punkte-Fahrer. Max Verstappen wurde am 30. September 1997 in Hasselt in Belgien geboren. Damit war er beim zweiten Rennen der Saison 2015, seinem zweiten in der Formel 1, exakt 17 Jahre, fünf Monate und 27 Tage alt.

Jünger war nie einer, der WM-Punkte sammelte. Jünger wird wohl auch nie einer sein. Denn: Als der Getränkekonzern Red Bull im vorigen Jahr bekannt gab, dass er das Talent verpflichtet habe und für sein Nachwuchsteam Toro Rosso in die Wettfahrten schicken werde, entschloss sich der Automobilweltverband FIA zu einer Regeländerung. Künftig muss 18 sein, wer sich für eine Formel-1-Lizenz bewirbt.

Wie jung ist zu jung, um an einer der riskantesten Sportarten teilnehmen zu dürfen? Die Frage ist kniffelig. In der Vergangenheit begeisterten schon einige Jünglinge. Sebastian Vettel, der mit 19 in die Serie einstieg, ist das beste Beispiel dafür. Bei Verstappen aber wurde eine Grenze überschritten. Einst unkte der Kanadier Jacques Villeneuve, der 1997 im Alter von 26 Jahren Weltmeister geworden war: Das Schlechteste, was der Formel 1 passieren könne, sei, dass sie ungefährlich wirke wie ein Kinderspiel.

Vettel nur noch Nummer 3: Die jüngsten Formel-1-Punktefahrer

Toro-Rosso-Fahrer Max Verstappen hat beim Grand Prix in Malaysia einen Rekord gebrochen. Der Niederländer ist mit 17 Jahren und 180 Tagen der jüngste Rennfahrer, der in der Formel 1 Punkte holte. Verstappen belegte den siebten Platz. Beim Saisonauftakt in Australien hatte Verstappen schon die Bestmarke als jüngster Grand-Prix-Teilnehmer aufgestellt. Die jüngsten Formel-1-Fahrer in den Punkten:

Fahrer / Alter

1. Max Verstappen (Niederlande) / 17 J., 180 T.

2. Daniil Kwjat (Russland) / 19 J., 324 T.

3. Sebastian Vettel(Heppenheim) / 19 J., 349 T.

4. Jaime Alguersuari (Spanien) / 20 J., 12 T.

5. Jenson Button (England) / 20 Jahre., 73 Tage

Quatsch, kontern jetzt die Red-Bull- Offiziellen. Weil die Kinder im Kart-Sport immer früher unter immer professionelleren Bedingungen üben würden, seien sie auch immer früher bereit für die ganz große Bühne. Verstappen sei zudem ein Ausnahmetalent, was sich schon daran erkennen lasse, dass Mercedes ebenfalls hinter ihm her gewesen sei. Der Fahrer war nach Platz drei im Klassement seiner ersten Saison in der europäischen Formel-3-Meisterschaft tatsächlich heftig umworben. Das half, den Aufstieg zu beschleunigen.

Mutter im Kart, Vater neben Schumacher

F1 Grand Prix of Malaysia

Erinnerungsfoto mit dem Neuen: Der 17 Jahre junge Max Verstappen erfüllt Fan-Wünsche beim Malaysia-Grand-Prix in Sepang.

(Foto: Peter Fox/Getty Images)

Nun muss Verstappen sich im grellen Licht der Scheinwerfer beweisen. Beim ersten Rennen in Melbourne klappte das schon ganz gut. Nach 34 Runden aber kam das Aus wegen eines Defektes. Vergangenes Wochenende in Malaysia glänzte Verstappen bereits am Samstag in der verregneten Qualifikation. Position sechs - das bedeutete nicht nur, dass er recht nahe an die Startampel durfte. Es bedeutete auch, dass er seinen Teamkollegen, den drei Jahre älteren Carlos Sainz junior, hinter sich gelassen hatte. Für das Resultat hatte Verstappen eine simple Erklärung: "In den Niederlanden regnet es halt oft."

Am Sonntag regnete es in Sepang nicht mehr. Trotzdem blieb Verstappen nicht nur erneut vor Sainz, der Achter wurde. Er schaffte es auch an Daniel Kwiat (Russland) und Daniel Ricciardo (Australien) vorbei, den Fahrern des größeren der beiden Red-Bull-Teams, die die Plätze neun und zehn belegten. Als Zufall wurde das hausintern nicht gewertet. "Die Youngster haben das gut gemacht. Sie haben uns verdient geschlagen", räumte Red-Bull-Teamchef Christian Horner ein.

Wirklich unerwartet kommt das nicht. Wie Carlos Sainz junior, der Sohn des spanischen Rallye-Champions Carlos Sainz, hat auch Max Verstappen früh mit dem Motorsport begonnen. Schon im Alter von drei Jahren saß er auf knatternden Spielzeugen, stets ermuntert von seinen Eltern, die beide tief im Milieu verwurzelt sind. Die Mutter fuhr Kart-Rennen, Vater Jos 1994 in der Formel 1 bei Benetton neben Michael Schumacher. Der 43-Jährige begleitet seinen Sohn zu den Rennen und gibt vor und nach ihnen dort den Chauffeur. Denn einen gewöhnlichen Führerschein besitzt Max Verstappen noch nicht.

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