Max Verstappen bei Red Bull:Ohne Führerschein in die Formel 1

Dutch racing driver Max Verstappen

Soll 2015 in der Formel 1 fahren: Max Verstappen aus den Niederlanden

(Foto: dpa)

Vor wenigen Monaten fuhr Max Verstappen noch Kart. Nun soll der 16-Jährige in der kommenden Saison in Red Bulls Toro-Rosso-Team in der Formel 1 antreten - als jüngster Pilot der Geschichte. Der Rennstall traut dem Niederländer mehr zu als einst Sebastian Vettel.

Von Lisa Sonnabend

Die Mechaniker schrauben hektisch am Rennauto, ein Helfer hält einen Regenschirm über das Cockpit, um den Piloten Max Verstappen vor der Sonne zu schützen. Eine Szene vom Juni, das Formel-3-Rennen in Spa beginnt. Das Gesicht des Fahrers ist unter dem Helm zu erahnen: der konzentrierte Blick, die dicken Augenbrauen, die geröteten Wangen, die weichen, bubenhaften Gesichtszüge.

Rennfahrer Max Verstappen ist erst 16 Jahre alt. In der kommenden Saison wird er in der Formel 1 an den Start gehen - als jüngster Pilot der Geschichte. Dabei hat der Niederländer noch nicht einmal einen Führerschein.

Red Bull gab am Montagabend bekannt, Verstappen 2015 als Stammpiloten für seinen Nachwuchsrennstall Toro Rosso zu verpflichten. Bei seinem ersten Rennen in Melbourne wird er 17 Jahre alt sein. "Es ist ein unglaubliches Gefühl", sagte Verstappen bei seiner Präsentation, die opulent für den Haussender Servus TV inszeniert wurde.

Verstappen wechselt damit innerhalb von nur wenigen Monaten aus dem Kart in einen Formel-1-Wagen. Die Kart-Weltmeisterschaft 2013 gewann der Niederländer, die erste Saison in der Formel 3 verläuft erfolgreich: Acht Siege in 27 Rennen hat Verstappen bereits eingefahren, der 16-Jährige liegt in der Gesamtwertung auf Rang zwei hinter dem Franzosen Esteban Ocon.

Die rasche Beförderung von Verstappen kommt überraschend. Normalerweise müssen sich Rennfahrer erst in den niederen Motorsportklassen beweisen, ehe sie von einem Formel-1-Rennstall verpflichtet werden. Selbst Sebastian Vettel fuhr vier Jahre lang Formel BMW, Formel 3 und Formel Renault, ehe er in die Königsklasse durfte.

Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko sagt über Verstappen: "Er braucht keine weitere Erfahrung in anderen Nachwuchsklassen." Sein "außerordentliches Talent" habe sie alle überzeugt.

Auf den Supren von Vater Jos

In seiner Heimat ist Max Verstappen bereits eine Berühmtheit. Das niederländische Fernsehen begleitet ihn bei den Rennen, sendet minutenlange Interviews, lädt ihn zu Talkshows ein. Meist mit dabei: sein Vater Jos Verstappen, der bislang erfolgreichste niederländische Formel-1-Pilot. Der 42-Jährige fuhr zwischen 1994 und 2003 107 Rennen, zwei Mal schaffte er es aufs Podest. In die Schlagzeilen geriet er allerdings auch, als er 1998 am Rande eines Kart-Rennens einem Konkurrenten einen Schädelbruch zufügte. Vater Jos wurde zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Über seinen Sohn sagt er: "Er wirkt schon sehr erwachsen."

Ob das Projekt Max Verstappen gelingt? Fest steht: Red Bull hat die gewollte Aufmerksamkeit sicher. Mit dem 19-jährigen Russen Daniil Kwjat wird Verstappen - diese Prognose lässt sich schon jetzt wagen - das jüngste Fahrerduo des Formel-1-Zirkus bilden.

Der 24-jährige Jean-Eric Vergne dagegen ist seinen Job bei Toro Rosso los. Er passte nicht mehr recht in die Strategie von Red Bull. Denn der österreichische Konzern will in seinem Nachwuchs-Team junge Draufgänger präsentieren, um sie optimal vermarkten und sie später im Mutterteam Red Bull einzusetzen zu können. Sebastian Vettel ist diesen Weg gegangen, zuletzt auch der Australier Daniel Ricciardo.

Nach dem Start beim Formel-3-Rennen in Spa wollte Gegner Antonio Fuco Verstappen überholen. Der Niederländer drängte Fuoco weit zur Seite - und gewann das Rennen am Ende souverän. Genau solche Bilder sucht Red Bull.

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