Max Schmeling ist tot:Hamburg richtet Trauerfeier aus

Deutschlands Sport-Idol Max Schmeling ist bereits am Mittwoch im Alter von 99 Jahren gestorben. Der Weltmeister im Schwergewichtsboxen wurde am Freitag in seinem niedersächsischen Wohnort Hollenstedt beerdigt. Bis zur Gedenkfeier vergehen noch einige Wochen.

Das Begräbnis in Hollenstedt fand nach Angaben des Pfarrers am Freitag in einem sehr kleinen Rahmen statt. Wie der Pastor weiter mitteilte, hatte sich Schmeling, der im September 100 Jahre alt geworden wäre, ein christliches Begräbnis gewünscht.

Eine zusätzliche Trauerfeier ist in der Hamburger St. Michaeliskirche geplant für die Box-Legende wird am 1. März im Hamburger Michel stattfinden.

"Bürgermeister Ole von Beust wird mit Sicherheit teilnehmen, über andere Gäste können wir noch nichts sagen", sagte der Hamburger Senatssprecher Lutz Mohaupt. Der Prälat Stephan Reimers und Michel-Pastor Helge Adolphsen werden die Trauerfeier leiten.

Deutschlands einziger Boxweltmeister aller Klassen starb am Nachmittag des 2. Februar. Er war drei Tage zuvor ins Koma gefallen und nicht mehr aufgewacht, wie die Frau seines engsten Vertrauten Herbert Woltmann sagte. Schmeling hatte sich um Weihnachten eine schwere Erkältung zugezogen, von der er sich nicht mehr erholte.

Sieg über den unschlagbaren Joe Louis

Max Schmeling kam am 28. September 1905 in Klein-Luckow zur Welt, einem kleinen Ort in der Uckermarck zwischen Brandenburg und Mecklenburg. Er trug von 1930 bis 1932 den WM-Titel im Schwergewicht.

Zum Idol wurde Schmeling vor allem durch seinen legendären Sieg in der zwölften Runde über den als unbesiegbar geltenden "braunen Bomber" Joe Louis am 19. Juni 1936 in New York. Drei Jahre später holte sich Schmeling noch einmal die Europameisterschaft, indem er Adolf Heuser in Stuttgart nach 71 Sekunden K.o. schlug.

1940 wurde der Profiboxer in die Wehrmacht einberufen und zum Fallschirmjäger ausgebildet. Bei der Landung auf Kreta 1941 zog er sich eine Knie- und Rückenverletzung zu, 1943 wurde er entlassen.

Schmeling war mit vielen Schriftstellern und Künstlern der Weimarer Republik befreundet, in der Boxen zum gesellschaftlichen Leben gehörte. Wie erst 1989 bekannt wurde, hatte er 1938 in seiner Berliner Wohnung zwei jüdische Bekannte versteckt und ihnen so die Flucht in die USA ermöglicht.

Nach seiner Karriere als Sportler hatte Schmeling auch als Unternehmer Erfolg. Mit seiner Frau, der tschechischen Schauspielerin Anny Ondra (1902-1987), mit der er seit dem 6. Juli 1933 eine skandalfreie Ehe führte, widmete er sich zunächst der Landwirtschaft (Pelztierfarm, Geflügel, Karpfenteiche) auf seinem Gut in der Lüneburger Heide.

Deutschlands Sportler Nr. 1 auf Lebenszeit

1957 wurde er Konzessionär für den Vertrieb von Coca-Cola. Er gründete die Abfüllfirma "Max Schmeling & Co. KG" mit Niederlassungen in Neumünster und Reutlingen. Sein Unternehmen mit über 500 Angestellten verkaufte 1997 rund 48 Millionen Liter des Erfrischungsgetränks.

Aus Anlass von Schmelings 70. Geburtstag im Jahre 1975 versuchte der Psychologe Prof. Stemme in der Welt eine Deutung der ungebrochenen Popularität von Schmeling, der von deutschen Sportjournalisten zu "Deutschlands Sportler Nr. 1 auf Lebenszeit" gekürt wurde.

Stemme kam zu dem Schluss: "Das Bild, das fast alle von ihm haben, ist gleichbedeutend mit dem Image des einfachen, bescheiden gebliebenen Mannes, dem die großen sportlichen Erfolge nie zu Kopf gestiegen sind. Seinen Gegnern zollte er immer Achtung. Man schätzte an ihm die Treue zu sich selbst, die in sich ruhende Persönlichkeit, die auch nicht durch schicksalswidrige Umstände ins Wanken geriet ..."

Köhler wollte Schmeling ehren

1991 gründete er die Max-Schmeling-Stiftung, die nicht nur in Not geratene Sportler unterstützte, sondern auch Senioren in seinem Geburtsort in Mecklenburg-Vorpommern und in seinem Wohnort Hollenstedt.

Als stiller Wohltäter engagierte sich Schmeling auch für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe 1997, daneben u. a. für SOS-Kinderdörfer, das Diakonische Werk und den Behinderten-Sportverband. Sein hohes Alter führt er auf seine körperliche Fitness und seine eiserne Disziplin zurück und darauf, dass er keinen Alkohol getrunken und nie geraucht hat.

Schmeling sollte am Samstag beim 35. Ball des Sports in Frankfurt/Main geehrt werden. Bundespräsident Horst Köhler als Schirmherr der Veranstaltung wollte dem 99-Jährigen, der sich von einem persönlich ausgesuchten Sportler vertreten lassen wollte, die "Goldene Sportpyramide" für sein Lebenswerk überreichen.

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