Max Schmeling:Der große Abschied von einem Box-Idol

Mehr als 1000 Gäste fanden sich am Dienstag in Hamburg ein, um feierlich Abschied von Schmeling zu nehmen. Innenminister Schily würdigte den Boxer: "Er hat sich um unser Land verdient gemacht."

Von Jörg Marwedel

Ein großes, schwarz-weißes Max-Schmeling-Porträt stand neben dem Rednerpult, eingerahmt von weißen Lilien und weißen Rosen. Zwischen den Ansprachen erklangen Sätze aus "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms, wie Schmeling ein Sohn der Stadt Hamburg.

Max Schmeling: Otto Schily nimmt Abschied von Box-Legende Schmeling.

Otto Schily nimmt Abschied von Box-Legende Schmeling.

(Foto: Foto: AP)

Mehr als 1000 Gäste, darunter die Boxer Henry Maske, Wladimir Klitschko und Dariusz Michalczewski, die Fußballikonen Uwe Seeler und Franz Beckenbauer sowie Vertreter aus Politik und Kultur fanden sich am Dienstag in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis ein, um feierlich Abschied zu nehmen von Max Schmeling.

Der frühere Boxweltmeister war am 2. Februar im Alter von 99 Jahren gestorben und am 4.Februar im engsten Familien- und Freundeskreis in seinem Wohnort Hollenstedt in der Nord-heide beerdigt worden.

Für die Bundesregierung würdigte Innenminister Otto Schily das Jahrhundert-Idol als "Meister des Fairplay", der "auf den Trümmern des Militarismus zu einem zivilen Helden" geworden sei.

Nicht alle Avancen der nationalsozialistischen Machthaber habe Schmeling zurückgewiesen, sagte Schily, dennoch habe er "Rückrat und Zivilcourage" gezeigt, etwa indem er jüdischen Freunden zur Flucht nach Amerika verholfen habe.

Unter Fairplay habe Schmeling auch verstanden, "den Schwachen und Bedürftigen in dieser Gesellschaft zu helfen" und dies "oft als stiller, ungenannter Förderer" getan.

Schily hob Schmelings Beitrag zur deutsch-amerikanischen Freundschaft hervor und sagte: "Er hat sich um unser Land verdient gemacht." Schmeling habe auch bis zuletzt Humor gezeigt. So habe er kürzlich seine Absage zur Teilnahme am Ball des Sports auch damit begründet, dass man ja keine gleichaltrige Tanzpartnerin für ihn aufbieten könne.

Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust rühmte den Boxer als "Meister der hanseatischen Lebensart". Er sei "zu aufrecht für Verherrlichung und zu bescheiden für Personenkult" gewesen und gerade deshalb Idol und Vorbild mehrerer Generationen geworden.

Prälat Stephan Reimers, der als Vertreter der Evangelischen Kirche Deutschlands sprach, erklärte Schmelings Ruhm so: Seine Siege seien, ähnlich wie 1954 beim "Wunder von Bern", als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft unverhofft Weltmeister wurde, "Balsam für die Seele einer desorientierten Nation" gewesen. Und kritisch merkte Reimers an: "Die Zeit verlangte Helden, und in Deutschland war der Wunsch, aufzublicken, besonders ausgeprägt."

Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen Sportbundes, fasste Schmelings Lebenswerk so zusammen: "Verklärung und Wirklichkeit bilden bei ihm eine Einheit, die letztlich frei von Zweifeln ist."

Der Sport könne sich "mit seinen wachsenden Anfechtungen, zuweilen an die Grenzen der Glaubwürdigkeit gehend, glücklich schätzen, diesen Kronzeugen der Leistung, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft auch über den Tod hinaus zu den seinen zählen zu dürfen".

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