Martin Ødegaard:Bayern wirbt um den nächsten Højbjerg

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Nationalspieler mit 15: Bayern München buhlt um den jungen Norweger Martin Ødegaard. (Foto: AP)

Beidfüßig, dribbelstark und sicher im Passspiel: Der FC Bayern wirbt um das 15-jährige norwegische Ausnahmetalent Martin Ødegaard - doch auch andere europäische Topklubs zeigen Interesse.

Das große Talent aus Skandinavien antizipiert den Ball. Es ist kalt an der Säbener Straße in München, Geheimtraining, der Platz ist mit einer großen grünen Plane gegen Blicke von Außen abgeschirmt. Außer dem großen Talent, von dem sein Trainer Pep Guardiola mal gesagt hat, es könne wie sonst nur wenige den "letzten Pass" spielen, stehen nur noch zwei andere vermummte Gestalten auf dem Rasen. Eine Flanke kommt, das Talent nimmt den Ball volley mit Links, er schlägt im Winkel ein.

Pierre-Emile Højbjerg hat das Video auf der Plattform Instagram gepostet. Man sieht danach noch, wie er über den Rasen rutscht, und sich freut, dass er den Ball so gut getroffen hat. Ansonsten hat sich dieser Pierre-Emile Højbjerg in letzter Zeit selten gefreut. Der Däne war unzufrieden, weil er nicht gespielt hat und sprach offen über einen Wechsel.

Beidfüßig soll er sein, dribbelstark, schnell

Das Schicksal und die Laune von Højbjerg sind deswegen interessant, weil beim FC Bayern in dieser Woche der nächste Højbjerg vorgespielt hat. Er heißt Martin Ødegaard, ist 15 Jahre alt, kommt aus Norwegen und gilt wie Højbjerg als Ausnahmetalent. Beidfüßig soll er sein, dribbelstark, schnell, sicher im Passspiel.

Ein Youtube-Video, das Spiel-Szenen von ihm zeigt, hat bereits über zwei Millionen Aufrufe. Aktuell spielt er beim norwegischen Klub Strømsgodset IF, aber in Wirklichkeit ist er auf Probe-Tour durch ganz Europa. Am Freitag kickte er im Training des FC Bayern mit.

Auch beim VfB Stuttgart war er mal, ließ ein stolzer Fredi Bobic (damals noch Sportdirektor) wissen. Stuttgart ist wahrscheinlich auch noch weiter interessiert, aber wohl aus dem Rennen, wenn die Konkurrenten Manchester, Madrid oder eben München heißen. Vorige Woche spielte Ødegaard auch beim FC Liverpool vor.

Unter Europas Topklubs hat sich die Meinung durchgesetzt, dass man sich die Dienste dieses Wunderknaben frühzeitig sichern muss. "Das ist ein interessanter Spieler, der allerdings auch Angebote aus ganz Europa hat. Wir bemühen uns um ihn. Ob er sich am Ende des Tages für Bayern München entscheidet, wird man abwarten müssen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem 4:0 der Bayern in Augsburg.

Am 13. Oktober lief der 15-Jährige zum ersten Mal für die norwegische Nationalmannschaft auf und wurde zum jüngsten Spieler, der jemals in einem EM-Qualifikationsspiel mitspielte. Und wenn sowas passiert, hebt die Elite des europäischen Fußballs den Kopf.

Dass Ødegaard nun intensiv bei möglichen Arbeitgebern vorspielt, hat einen Grund. Am 17. Dezember, also kommenden Mittwoch, wird er 16 Jahre alt und ab dann darf er aus einem Nicht-EU-Land wie Norwegen in einen EU-Mitgliedsstaat wechseln. Wenn er sich denn für München entscheiden sollte, bleibt aber die Frage, was mit ihm dann passiert?

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Von Maik Rosner, Augsburg

Bayern hat gute Erfahrungen mit Leihgeschäften

Eine Option wäre, dass Bayern den Norweger verpflichtet und ihn direkt wieder ausleiht, eventuell postwendend wieder nach Norwegen, damit er sich im gewohnten Umfeld weiter entwickeln kann. Der FC Bayern hat gute Erfahrungen mit Leihgeschäften von Talenten gemacht. Philipp Lahm (nach Stuttgart), Toni Kroos (nach Leverkusen) und David Alaba (nach Hoffenheim) sind die prominentesten Beispiele.

Das Problem ist nämlich, dass im üppig bestückten Kader des FC Bayern teilweise auch für ausgewachsene Weltklasse-Spieler kein Platz ist - gerade dann, wenn die entscheidenden Spiele kommen und die Verletzten (Thiago, Lahm, Martinez) wieder zurückkehren. Als 16-Jähriger hat man es da schwer, selbst wenn man als größtes Talent Europas gilt. Pierre-Emile Højbjerg weiß das.

Er ist übrigens bis heute der jüngste Spieler, der je für den FC Bayern in der Bundesliga auflief. Schon früh legten sich angesehene Experten (Hermann Gerland) fest, dass dieser Højbjerg einmal ein Großer werden würde. Genutzt hat ihm das bisher wenig, jedenfalls hat es sich nicht in Startelf-Einsätzen niedergeschlagen.

Jetzt ist Højbjerg eventuell kurz vorm Absprung und Ødegaard möglicherweise kurz vorm Kommen. Es wäre sicher interessant, wenn sie sich vorher mal unterhalten würden.

© SZ vom 14.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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