Markus Schopp über den neuen Bayern-Trainer:"Guardiola wird den Fußball nicht neu erfinden"

FC Bayern München - Vorstellung Trainer Guardiola

Josep Guardiola während seiner Vorstellung.

(Foto: dpa)

Markus Schopp ist einer, der viele Gesichter von Pep Guardiola kennt. 2001 wechselte der ehemalige österreichische Nationalspieler wie Guardiola zu Brescia Calcio und war dabei, als der Spanier wegen Dopings gesperrt wurde. Im SZ-Interview erklärt Schopp, worüber sich Guardiola die meisten Gedanken macht.

Von Manuel Fischer

SZ: Herr Schopp, was zeichnet Pep Guardiola aus?

Markus Schopp: Pep ist ein ganz toller Mensch, der trotz seiner Erfolge, die er als Spieler und Trainer gehabt hat, immer mit beiden Beinen am Boden gestanden ist. Außerdem ist er ein hervorragender Trainer, der sein Fach versteht. Pep arbeitet ganz detailliert und will aus jedem Spieler das Maximum herausholen.

Am Mittwoch leitet Guardiola seine erste Übungseinheit beim FC Bayern. Wie wird das Training bei ihm künftig aussehen?

Eines ist klar: Er wird den Fußball nicht neu erfinden. Es geht ihm darum, die Mannschaft zu entwickeln und die Spieler von seiner Vision und Spielidee zu überzeugen, sodass der maximale Erfolg dabei rauskommt. Bei Bayern wird es ähnlich sein wie beim FC Barcelona. Nur haben die Bayern halt andere Typen.

Wie sieht denn seine Idee vom Fußball konkret aus?

Mit dem FC Barcelona hat er immer irrsinnig offensiv gespielt. Er hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Leute zu begeistern, ihnen eine Show zu bieten, ohne dabei aber das Resultat zu vernachlässigen. Das hat er in Barcelona hervorragend geschafft. Das wahre Geheimnis von Pep liegt aber in ihm selbst, in den eigenen vier Wänden, bei der Ansprache an seine Spieler. Er ist ein sehr intelligenter Mensch und macht sich über viele Kleinigkeiten Gedanken.

Glauben Sie, dass er bei den Bayern viel verändern wird?

Wenn einer so viel gewonnen hat, wie der FC Bayern in der vergangenen Saison, wäre es dumm, groß etwas zu ändern. Aber jeder Trainer hat seine eigenen Ideen, die er seinen Spieler vermitteln will. Es wäre vermessen, von ihm zu verlangen, dass er das Triple wiederholen muss. Wenn du solche Erfolge feierst, gehört auch immer ein Quäntchen Glück dazu.

Bayern hat in der vergangenen Saison die Champions League, die Meisterschaft und den DFB-Pokal gewonnen. Recht viel mehr geht nicht. Guardiola kann jetzt eigentlich nur verlieren.

Wenn er in den letzten Jahren beim FC Barcelona etwas geschafft hat, dann das Feuer immer aufrecht zu erhalten. Er hat jeden in seinen Bann gezogen, jedes Jahr hat er die Mannschaft entwickelt. Ich bin mir deshalb sicher, dass er bei den Bayern jedes Spiel der vergangenen Saison schon bis ins kleinste Detail analysiert hat und die Spieler schnell von seiner Idee überzeugen kann.

Waren Sie überrascht, dass er schon so gut Deutsch spricht?

Mir war klar, als ich im Januar von seiner Verpflichtung erfahren habe, dass er bei seiner Vorstellung Deutsch sprechen wird. Dass er das so gut macht, habe ich nicht erwartet. Das spricht für ihn. Wenn Pep etwas angeht, dann macht er das richtig. Er fängt immer zuerst bei sich an, das Maximum herauszuholen.

"Es war keine Überraschung, dass er ein guter Trainer wird"

Passt Pep Guardiola vom Typ her gut zu den Bayern?

Ich war schon etwas überrascht, als ich davon gehört habe, denn einer seiner größten Waffen als Trainer liegt in der Kommunikation mit den Spielern. Wenn man in ein Land kommt, in dem man die Sprache nicht spricht, dann ist das eine Beeinträchtigung. Deshalb hat er auch sofort die deutsche Sprache gelernt. Es war schon überwältigend, wie er sich bei seiner Vorstellung auf der Pressekonferenz auf Deutsch präsentiert hat.

Sie sind 2001 in der gleichen Woche in die italienische Serie A zu Brescia gewechselt. Wie haben Sie ihn als Spieler in Erinnerung?

Wie er auf dem Platz das Spiel lesen konnte, war einfach unglaublich. Seine Pässe waren an Präzision und Genauigkeit nicht zu überbieten. Für mich war es keine Überraschung, dass er ein guter Trainer wird, denn er hat sich schon immer viele Gedanken über die Organisation auf dem Platz gemacht.

Guardiola wird oft als der "beste Trainer der Welt" bezeichnet. Ist er das wirklich?

Es gibt viele sehr gute Trainer. Er ist auf jeden Fall ein toller Mensch, der immer gewusst hat, wie er zu erden ist. Wie er sein Leben und für den Sport lebt, ist toll. Wichtig ist, wenn du die Erfolge einmal nicht feierst, dass du zumindest Stil bewahrst, das tut er. Er spricht die Menschen an und kann sie begeistern, das hat man auch bei der Pressekonferenz am Montag gesehen. Fußball ist mittlerweile so ein wichtiges Instrument, da ist es für den Sport nur förderlich, wenn du als Bayern so einen Vorzeigetypen präsentieren kannst.

Eine schwierige Zeit erlebte Guardiola 2001, als bei ihm Spuren von Nandrolon nachgewiesen wurden. Die FIFA hat ihn deshalb wegen Dopings für vier Monate gesperrt. Wie sehr hat ihn das mitgenommen?

So wie ich das damals miterleben durfte, war er sehr überrascht, dass so etwas überhaupt passieren konnte. Damit hat er nicht gerechnet. Die Wahrheit ist aber, dass er 2009 von allen Vorwürfen freigesprochen wurde, ich habe daran nie gezweifelt. Pep war ein absoluter Vorzeigeprofi außerhalb und innerhalb der Kabine. Das finale Urteil war nur eine Bestätigung dessen. Es geht im Leben nicht immer nur nach oben und so wie ihn kennenlernen durfte, hat er im Innenleben sehr gelitten.

Sie haben ihn während Ihrer Trainerausbildung mehrmals in Barcelona besucht. Von Graz nach München wäre es jetzt näher. Wann werden Sie bei ihm vorbeischauen?

Beim FC Barcelona hat er für viele seiner ehemaligen Mitspieler eine offene Tür gehabt. Jetzt ist er beim FC Bayern, einer der besten Adressen derzeit im Fußball. Ich weiß aber, wie es zu Beginn eines neuen Jobs ist. Da ist man rund um die Uhr beschäftigt. Daher würde es mir nicht in den Sinn kommen, ihn im nächsten halben Jahr zu besuchen.

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