Markus Babbel und Hertha BSC:Berliner Totalverweigerung

Es haben sich in der Bundesliga schon überraschendere, dramatischere, dreistere Trainerentlassungen ereignet als die von Markus Babbel in Berlin. Trotzdem ist die Geschichte zum Schreien: Hertha BSC hat sich von vielen möglichen Varianten, eine Trennung zu vollziehen, die mit Abstand schlechteste ausgesucht.

Boris Herrmann

Wenn diese Zeitung schreien könnte, dann würde sie jetzt mit maximaler Lautstärke rufen: Was bitte ist eigentlich das Problem? Der Fußballtrainer Markus Babbel hat also den Entschluss gefasst, seinen Vertrag bei Hertha BSC nicht zu verlängern. Er hat das irgendwann zwischen Anfang November und vergangenem Dienstagabend seinem Vorgesetzten Michael Preetz mitgeteilt.

1899 Hoffenheim v Hertha BSC Berlin  - Bundesliga

Wer gelogen hat, wird sich vermutlich nie ganz klären lassen: Hertha-Manager Michael Preetz (re.) und der entlassene Trainer Markus Babbel (li.). 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Was den genauen Zeitpunkt angeht, steht Aussage gegen Aussage, das ist Gegenstand des Zerwürfnisses. In jedem Fall aber wusste Preetz rechtzeitig vor Babbels Vertragsende im Juni 2012 Bescheid. Um es klar zu sagen: Es haben sich in diesem Geschäft schon überraschendere, dramatischere, dreistere Veränderungen in der Personalstruktur eines Klubs ereignet. Ende der Faktenlage.

Es gibt nun knapp eine Million Arten, auf solch einen angekündigten Trainerwechsel zu reagieren, ihn - wie man so sagt - öffentlich zu moderieren. Hertha BSC hat sich davon die mit Abstand schlechteste Variante ausgesucht: die abgesprochene, aber irgendwie dann doch nicht so ganz abgesprochene kommunikative Totalverweigerung. Mit allem, was sich in der Babbel-Preetz-Posse zuletzt ereignet hat, ließen sich locker drei Romane und ein Sachbuch füllen, Arbeitstitel: "Wie man ein kleines Problem vergrößert".

Wenn Preetz in dieser Sache überhaupt einen Plan hatte, dann muss er gelautet haben: keine Unruhe aufkommen lassen. So kolossal wäre dann aber schon lange kein Plan mehr gescheitert. Die Trainerfrage bei Hertha hat zuletzt ja nicht nur das Fußballstädtchen Berlin erschüttert, es hat auch in München, Gelsenkirchen, Basel und im türkischen Eskisehir für schlechte Laune gesorgt, wo Babbels potenzieller Nachfolger Michael Skibbe wirkt.

Das zweite Ergebnis dieses Berliner Kommunikations-Desasters ist, dass nun sowohl Preetz als auch Babbel als Lügner dastehen, während die Schlusspointe darin besteht, dass sie sich auch noch gegenseitig öffentlich vorrechnen, wer mehr geschwindelt hat. Für Babbel spricht, dass er in einem Aspekt mit Sicherheit ehrlich war: "Wir haben beide keine gute Figur abgegeben." Gegen Preetz spricht, dass unter seinem Management nach dem Fall Lucien Favre nun auch die zweite Berliner Trainer-Trennung in einem Rosenkrieg endet.

Eine Nachrichtenagentur meldete am Freitagabend: Skibbe ersetzt Preetz. Das war ein absurder Fehler, der von jedem vernünftigen Beobachter sofort als solcher erkannt wurde. Wobei: Für einen kurzen Augenblick war sich manch einer dann doch nicht mehr ganz sicher.

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