Mario Götze beim FC Bayern:Wiedergutmachung, erster Teil

Bayern München - FC Augsburg

Hat es beim FC Bayern München derzeit nicht leicht: Mario Götze.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Gegen den FC Augsburg ist Mario Götze der mit Abstand kreativste Münchner, doch auch er kann die Niederlage des FC Bayern nicht verhindern.
  • Die Fans hatten ihm bereits vor dem Spiel verziehen, Karl-Heinz-Rummennigge kündigte an, Götze schützen zu wollen.
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Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Mario Götze ließ sich auf den Boden fallen, er nahm das Schweißband ab und zupfte an seinen Schienbeinschonern herum. Minutenlang saß der 22-Jährige auf dem Rasen der Arena in Fröttmaning. Ganz allein.

Soeben hatte der FC Bayern mit 0:1 gegen den FC Augsburg verloren. Es war die zweite Niederlage für den Klub innerhalb von nur drei Tagen, der vierte Reinfall hintereinander zudem. Doch Mario Götze hatte an diesem Samstag etwas zurückgewonnen.

Nach dem 0:3 in Barcelona hatte Götze mit Marc-André ter Stegen herumgealbert, sein Kumpel, der jedoch an diesem Abend sein Gegner gewesen war. Das hatte viele Bayern-Fans derart erzürnt, dass Götze sich gezwungen sah, öffentlich um Entschuldigung zu bitten. Als nun am Samstag Augsburgs Sascha Mölders vorbeikam, schaute Götze nur kurz auf. Er klatschte den Gegner ab und blickte danach wieder zu Boden. Keine Umarmung. Keine freundschaftlichen Worte. Kein Lächeln. Götze hatte sich offenbar viele Gedanken gemacht über die Ereignisse der vergangenen Tage.

Mit Abstand kreativster Münchner

Das Erstaunliche war jedoch, dass Götze bereits während des Spiels eine Antwort auf die heftige Kritik gefunden hatte. Er spielte endlich wieder von Beginn an - und war mit Abstand der kreativste Münchner.

Es waren sicherlich keine leichten Tage gewesen für Götze. Am Mittwoch gegen Barcelona war der 37-Millionen-Euro-Mann erst spät eingewechselt worden. Franz Beckenbauer beschimpfte ihn im Fernsehen als "Jugendspieler, der leichtfertig die Bälle weggibt". Ex-Kapitän Stefan Effenberg urteilte: "Er hat überragende Fähigkeiten, bei Bayern kann er diese jedoch nicht abrufen." In Fußball-Talk-Shows waren Götze und seine Form ein beliebtes Thema, nur wenige Gäste fanden positive Worte. Zuletzt war sogar über einen Abschied aus München und eine mögliche Rückkehr nach Dortmund spekuliert worden, was BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Samstag allerdings in der WAZ als "völlig unrealistisch" bezeichnete.

Öffentlich reden? "Erst am Dienstag!"

Am Samstag hatte sich zunächst Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge gegen die Kritiker gewehrt: "Es ist unsere Verpflichtung, diesen Jungen jetzt in einer nicht einfachen oder schwierigen Situation zu unterstützen. Das tun wir."

Als dann der Stadionsprecher vor der Partie gegen Augsburg die Aufstellung verlas, schrie das Münchner Publikum den Namen Götze laut heraus. Die Anhängerschaft hatte dem Fußballer nach seiner Entschuldigung verziehen. Doch auch die vielen Götze-Kritiker verstummten schnell. Götze dribbelte in der fünften Minute in den Strafraum, tänzelte geschmeidig an Paul Verhaegh vorbei, schoss dann jedoch ein wenig zu unplatziert. Es gab das erste Mal Szenenapplaus für den Gescholtenen. Das zweite Mal nur vier Minuten später. Götze zog aus halbrechter Position ansatzlos ab - der Ball streifte den Außenpfosten.

Vor allem in der ersten Halbzeit präsentierte sich Götze motiviert, aufmerksam und präsent wie nur selten in dieser Saison. 67 Pässe spielte er. Zum Vergleich: Thomas Müller schaffte nur 28. Mit präzisen Vorlagen bediente er Lewandowski mehrmals und scheute sich nicht vor Mann-gegen-Mann-Duellen. Einmal nahm Götze den Ball so geschmeidig mit der Brust an wie im WM-Finale. Doch ein Tor gelang auch ihm nicht, die Niederlage konnte er nicht verhindern.

Nach der Partie schritt Götze in kurzen Hosen aus dem Stadion. Er hatte gute Laune, lachte, wirkte erleichtert. Doch zu seiner Leistung äußern wollte er sich nicht. "Erst am Dienstag", rief er. Götze weiß: Erst wenn er endlich wieder eine starke Leistung in einem wichtigen Spiel zeigt, hat er es den Kritikern wirklich gezeigt.

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