Mario Götze beim FC Bayern:Gesäuert und gerollt

FC Bayern Audi China Summer Tour 2015 - Day 2

Nicht nur wegen seiner Vorliebe für asiatisches Essen ein gefragter Gesprächspartner: Mario Götze bei einem Interview in China.

(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)
  • Die Debatte um einen möglichen Wechsel von Mario Götze zu Juventus Turin ist die nächste Episode in der Geschichte eines Missverstandenen.
  • Der Nationalspieler will nach SZ-Informationen gar nicht weg, sondern sich unbedingt beim FC Bayern durchsetzen.

Von Benedikt Warmbrunn

Die Geschichte des japanischen Nationalgerichts Sushi gehört jetzt auch zur Geschichte des deutschen Nationalspielers Mario Götze, und die Geschichte der kleinen Röllchen beginnt am Fluss Mekong, in Südostasien. Dort wurden Süßwasserfische in einem Gefäß mit gekochtem Reis eingelegt, eine Methode, die sich die Chinesen abschauten. Aus China kam der Fisch im säuerlichen Reis schließlich nach Japan, wo der Reis erstmals mitgegessen wurde, ein Gericht, das Menschen auf der ganzen Welt mögen. Wie man seit dem vergangenen Wochenende weiß, gehört auch der Fußballer Mario Götze dazu. "Ich mag chinesisches Essen, besonders Sushi", sagte Götze der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, und so erweiterte sich seine eigene Geschichte um eine weitere Episode. Es ist die Geschichte eines Missverstandenen.

Dass Sushi auch eine chinesische Vergangenheit hat, spielt dabei kaum eine Rolle, durchaus aber, dass Götze in einem vernachlässigten Nachsatz seine Vorlieben auf japanisches und asiatisches Essen im Allgemeinen ausgeweitet hat. Und so sind seine Aussagen wieder einmal gesäuert und gerollt worden, bis sie nicht mehr für das standen, was Götze sagen wollte. Genauso wie die Aussagen zu seiner Zukunft.

Rund um den geplanten Wechsel des Chilenen Arturo Vidal von Juventus Turin zum FC Bayern haben italienische Medien nun gemeldet, dass Juventus am FC-Bayern-Spieler Götze interessiert sei. Der 23-Jährige selbst sagte daraufhin einem Internetportal: "Ich denke, im Ausland zu spielen, könnte eine gute Erfahrung sein. Man lernt eine neue Sprache und eine neue Kultur kennen. Aber ich bin erst am Anfang meiner Karriere und werde sehen, was die Zukunft bringt." Die Aussagen wurden anschließend in den Gerüchtegefäßen der Fußballbranche als "vielsagend" eingelegt, und so wurde Mario Götze wieder einmal missverstanden.

Seit seinem Wechsel vor zwei Jahren zum FC Bayern hat Götze den Ruf eines eingebildeten Millionarios, manchmal hat er an diesem Image etwas unglücklich mitgearbeitet, etwa bei seiner Vorstellung in München, als er sich von einem Vertrauten ein Nike-T-Shirt überstreifen ließ. Ein Eklat beim Adidas-Verein FC Bayern. An dieser Wahrnehmung konnte er in all den zwei Jahren kaum etwas ändern, nicht einmal sein Tor zum WM-Titel im Juli 2014 half ihm. Das öffentliche Bild von Mario Götze ist immer das von einem Spieler geblieben, der zuerst an sich denkt und dann lange an nichts. Ein Bild, in das es gut hinein passt, dass er mit einem Wechsel ins Ausland kokettiert. Allerdings hatte Götze nach SZ-Informationen in diesem Sommer nie die Absicht, den FC Bayern zu verlassen. Ganz im Gegenteil.

Beim 4:1 in Peking gegen den FC Valencia fehlte Götze noch - Muskelverhärtung

Mario Götze beim FC Bayern: Er will doch nur spielen: Mario Götze vom FC Bayern

Er will doch nur spielen: Mario Götze vom FC Bayern

(Foto: AFP)

"Mario ist mein Spieler"

Auch Götze weiß, dass er in den ersten beiden Jahren nicht all sein Potenzial abgerufen hat, dieses Potenzial, dass ihn zu einem wendigen Lückenschlüpfer machen kann, zu einem Techniker mit einem sanften Ballgefühl. Stattdessen ist er oft in ein Loch geschlüpft, von dort musste er mitansehen, wie das Spiel an ihm vorbei rauscht. In den entscheidenden Partien der vergangenen Saison setzte Trainer Pep Guardiola kaum auf ihn. Was den Spieler wiederum zusätzlich verunsicherte, wie sein Berater Volker Struth kürzlich in einem Interview kritisierte: "Wenn Mario Vertrauen spürt, ist es für ihn einfacher, noch mehr von seinem unglaublichen Potenzial abzurufen. Dann ist er einer der besten Spieler der Welt." Ein Potenzial, das Götze in der nächsten Saison unbedingt zeigen möchte, und zwar unbedingt beim FC Bayern.

In der Sommerpause hat er akribisch an seinem Körper gearbeitet, er hat sich zwei Tage lang an der Deutschen Sporthochschule in Köln testen lassen, er hat einen Ernährungsberater engagiert, und aus dem Urlaub in den USA meldete er sich in den sozialen Netzwerken regelmäßig mit Bildern und Videos, die sein marterndes Krafttraining dokumentieren sollten.

Mindestens ein Jahr lang will Götze noch versuchen, sich beim FC Bayern durchzusetzen - vor allem, wenn er das Vertrauen des Klubs spürt. Im Verein haben sie deshalb auch versucht, ihren Spieler zu schützen, indem sie die Debatte um einen Wechsel kleinhalten. Und während der China-Reise stärkte Guardiola auf einer Pressekonferenz am Sonntag in Shanghai erstmals seit Langem wieder den sensiblen Götze. "Mario ist mein Spieler. Er ist ein Top-Spieler", sagte der Trainer, "in meinem Kopf bleibt Mario hier." Beim ersten Test, dem 4:1 am Samstag gegen den FC Valencia, fehlte Götze noch wegen einer Muskelverhärtung, er musste daher von draußen sehen, dass Zugang Douglas Costa ein ernsthafter Konkurrent auf den Offensivpositionen werden wird. Beim nächsten Test am Dienstag gegen Inter Mailand, sagte Guardiola, werde Götze aber wieder spielen. Es wird der erste Einsatz für einen abgehärteten und härteren Götze, ein erster Einsatz in seinem nächsten Anlauf.

Und das Ausland? Reizt Götze schon, vielleicht in ein paar Jahren. Dort lassen sich ja nicht nur über Sushi viele interessante Dinge erfahren.

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