Mario Basler:Kappe auf und durch

Der lebenslustige "Super-Mario" veranstaltet eine so genannte Abschieds-Gala und sorgt für reichlich Ärger.

Von Oliver Trust

Der Raum "Mönchengladbach" im Dorint-Hotel ist ziemlich klein. Hier, neben den schmucklosen Hochhäusern am Betzenberg in Kaiserslautern, könnte auch die Innung der Pfälzer Änderungsschneider ihren Schriftführer wählen. Mario Basler hätte man wirklich in einer anderen Räumlichkeit erwartet.

Wenigstens er selbst ist vor seinem Abschiedsspiel am Donnerstag im Fritz-Walter-Stadion wie immer. Großspurig, aufgesetzt und fürchterlich locker. Das gehört zum Habitus des Mannes, der sich mit Eskapaden und Sprüchen einen festen Platz in Magazinsendungen des Fernsehens eroberte, in denen sonst abgehalfterte Showstars zurück ins Licht der Öffentlichkeit streben.

Es sind viele Reporter da, weil der ehemalige Fußballprofi, 36, von Hertha BSC, Werder Bremen, Bayern München und Kaiserslautern rief und Werbung machen will. Was heißt hier überhaupt Abschiedsspiel? "Gala" nennen es seine Berater.

Dass Harry Koch, ebenfalls früherer FCK-Profi und nun beim Zweitligaklub in Trier aktiv, ebenfalls Abschied feiert, geht im Schatten des so genannten "Super-Mario" unter. Die Rogon AG, die Agentur seines Schwagers und Managers Roger Wittmann, und die mit der Gala beauftragte Agentur achten genau auf die Einhaltung des Drehbuchs fürs Basler-Theater.

Mobbing und tiefe Blicke ins Glas

"Kappen auf", sagt eine Stimme aus dem Off. Basler hat die Mütze eines Sportwettanbieters längst übergezogen, bevor die Kameras laufen. Nur Koch ziert sich.

Seit Tagen tänzelt Basler über die Sportseiten des Boulevards und verkauft in seinem Sinne konstruierte Geschichten. Das Deutsche Sportfernsehen überträgt live und ist froh, das Programm nicht mit Konserven oder schlüpfrigen Clips füllen zu müssen, sondern mit ihm.

Vom ehemaligen Bild-Fußballchef Ulrich Kühne-Hellmessen ließ Basler sich ein Buch schreiben. Nichts Anstrengendes, einfach strukturiert: "Meine Feinde - Meine Freunde." Damit können die, die den Egomanen so lieben, am meisten anfangen.

Wer wissen will, wann er zu tief ins Glas schaute und wie all die heißen, die ihm fortwährend Böses wollten, kommt auf seine Kosten. Die Münchner Bayern mobbten ihn, weil er einen langfristigen Vertrag ablehnte.

Bremens einstiger Manager Willi Lemke verbaute ihm den Weg zu Juventus Turin, weil er statt 14Millionen Euro 14,5 einstreichen wollte. Mit Halbwahrheiten geht Basler gerne hausieren.

"Die, wo mich wirklich kennen", sagt er und feiert sich als aufrechten Charakter, "wo es keine mehr gibt". Seit dieser Woche hat er einen Feind mehr. Kaiserslauterns Trainer Kurt Jara untersagte seinen Kickern, bei der Gala aufzulaufen. Dass sein Management die FCK-Spieler persönlich einlud, ohne den Klub zu informieren, erwähnt Basler nicht. "Man sieht sich immer zweimal im Leben", knurrte er.

Zudem steht noch nicht einmal fest, ob sich der lebenslustige Basler nie wieder in Wettkämpfe stürzt. Er ist Teamchef des Regionalligaklubs Jahn Regensburg. Dort hat er einen Spielerpass beantragt, damit mehr Zuschauer kommen.

Die Genehmigung lässt auf sich warten. Aber auch so hat er sein Ziel längst erreicht, bundesweite Aufmerksamkeit, mit allen Mitteln. "Trainer ist so ein leichter Job", sagt er, dabei besitzt er nicht einmal eine Trainerlizenz und hat deshalb Ärger mit dem DFB.

Auch das gehört zu Basler und seinen Beratern, die allesamt überzeugt sind, mit ihrer Herrlichkeit die Bundesliga regieren zu können. Früher war es vor allem der FCK, bei dem Wittmann das halbe Team zu seinen Klienten zählte. Heute sorgt der Wittmann-Clan schon mal in Stuttgart und beim FC Schalke für Verärgerung.

Fußball, so findet der 30-malige Nationalspieler, sei Showgeschäft: "Die Show hab ich immer gut vertreten." Er, der Freistöße so genial treten konnte wie kaum ein anderer, präsentiert sich als bodenständiger Pfälzer, der sich durch Ehrlichkeit die Anerkennung der Fans verdiente. Die nahmen seine Affären klaglos hin. Geschichten über den Lebenswandel des Helden ließen diesen nur menschlicher erscheinen.

Am Ende vergisst Basler nicht zu erwähnen, er unterstütze seit zehn Jahren eine Behindertenschule in Ladenburg. Darüber aber will er nicht ausführlich sprechen.

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