Mannschaft des Jahres:Weiter, immer weiter!

Mannschaft des Jahres: August, Rio de Janeiro: Laura Ludwig (links) wühlt sich mit Kira Walkenhorst zu Olympia-Gold.

August, Rio de Janeiro: Laura Ludwig (links) wühlt sich mit Kira Walkenhorst zu Olympia-Gold.

(Foto: Marcio Jose Sanchez/AP)

Trotz vieler Rückschläge unbeirrt zu Gold: Das Beachvolleyball-Duo Laura Ludwig/Kira Walkenhorst gilt als beispielhaft konsequent.

Von René Hofmann

Am 17. August haben Laura Ludwig und Kira Walkenhorst in Rio die Goldmedaille im Beachvolleyball gewonnen. Ein Triumph nach vier Jahren Anlauf, in einem riesigen Stadion, direkt am berühmten Strand in Copacabana, gegen ein brasilianisches Duo - was kann es danach für Beachvolleyball-Spieler eigentlich noch geben?

Diese Frage stellten sich die beiden drei Tage nach dem Erfolg. Es gab drei Optionen: Erstens: Die Saison sofort beenden, nur Interviews geben und durch TV-Shows tingeln. Zweitens: Sofort volle Konzentration auf die nächsten Turniere, die nationale Meisterschaft in Timmendorf und das Finale der Welttour in Toronto. Drittens: Von beidem etwas, ein bisschen Tingel- und ein bisschen Welttour. Coach Jürgen Wagner hatte für alle Varianten Trainingspläne zur Aussprache mitgebracht.

Laura Ludwig, 30, und Kira Walkenhorst, 26, entschieden sich für Option zwei und ließen ihrem ganz großen Coup noch zwei kleinere folgen. Auch in Timmendorf und in Toronto gewannen sie, was irgendwie passte. Wenn es ein Motto gibt, unter das sich ihr Aufstieg klammern lässt, dann ist es der Ausruf, mit dem Torhüter Oliver Kahn einst seine Mitspieler beim FC Bayern anstachelte: "Weiter, immer weiter!"

Ludwig und Walkenhorst erlitten auf dem Weg nach Rio so viele Rückschläge, dass sich damit 85 Dokumentarfilm-Minuten leicht füllen lassen. In dem Werk "Der Weg zu Gold" gibt es eine Sequenz, die zeigt, wie Walkenhorst vor die Wahl gestellt wird, ob sie sich ihren verletzten Meniskus sofort entfernen lassen will, um in Rio starten zu können, auch auf die Gefahr hin, später eine Arthrose zu entwickeln. Oder ob sie ihn sich - was langfristig klüger wäre - lieber nähen lassen möchte. Für Walkenhorst keine Frage: Für die Spiele riskiert sie auch Langzeitfolgen.

Kein Wunder, dass sie und Ludwig mit ihrer Entschlossenheit und Konsequenz nun als Vorbilder gehandelt werden, wenn es darum geht, wie der Leistungssport hierzulande künftig generell organisiert sein soll. Nach den Spielen von London 2012 hatten die beiden sich klug das Team des dortigen Gold-Duos Julius Brink und Jonas Reckermann gesichert. Mit dem zur Seite wollen Ludwig und Walkenhorst auch 2020 in Tokio angreifen.

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