Mannheim und Ingolstadt im Tief:Verkehrte Welt

Ingolstadt Zweikampf Dominik Bittner Nr 52 Adler Mannheim gegen John Laliberte Nr 15 ERC Ingols; Ingolstadt

Kämpfen nicht nur mit den Gegner: Dominik Bittner (links) vom Meister Adler Mannheim gegen John Laliberte (ERC Ingolstadt).

(Foto: Eibner/imago)

Vor kurzem standen sich die Adler Mannheim und der ERC Ingolstadt noch im Eishockey-Finale gegenüber. In der neuen Saison kämpfen sie nun mit ganz ähnlichen Problemen.

Von Christian Bernhard, München

Wer zu Beginn der Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) erklärt hätte, dass die Straubing Tigers nach fünf Spieltagen mehr Punkte haben würden als die Vorjahres-Finalisten Adler Mannheim und ERC Ingolstadt zusammen, der wäre wohl entgeistert angeschaut worden. Doch im Sport ist - fast - alles möglich. Straubing, der kleinste DEL-Standort, führt die Tabelle nach dem nächsten Überraschungssieg (2:1 bei Titelkandidat Köln) mit zwölf Punkten weiter an, Meister Mannheim (sechs Zähler, drei Niederlagen) und der Meisterschafts-Zweite Ingolstadt (vier Punkte, vier Niederlagen) setzten ihren Stotterstart fort und dümpeln im hinteren Tabellenbereich umher. Verkehrte Welt in der DEL.

Am Freitagabend schafften es beide Vorjahres-Finalisten nicht, selbst klare Führungen ins Ziel zu bringen. Die Ingolstädter führten auswärts bei den Iserlohn Roosters am Ende des Mitteldrittels mit 3:0, kassierten in der vorletzten Minute der regulären Spielzeit aber noch den Ausgleich und mussten sich schließlich im Penaltyschießen geschlagen geben. Entscheidender Mann war Iserlohns Jason Jaspers: Der Stürmer, der im Sommer aus Nürnberg ins Sauerland gewechselt war, erzielte die Treffer zum 1:3 (38.) und 2:3 (45.) und war im Penaltyschießen als einziger Schütze erfolgreich.

Mannheim lag zu Hause gegen die Düsseldorfer EG nach einem furiosen Anfangsdrittel verdient mit 2:0 in Front und ging im Schlussdrittel noch einmal in Führung (Jochen Hecht traf in der 42. Minute zum 3:2). Auch das reichte aber nicht, Düsseldorf drehte die Partie noch und verließ das Eis als 4:3-Sieger.

Ingolstadt kassiert zu viele Gegentore in Unterzahl

Ingolstadts Trainer Emanuel Viveiros haderte nach der vierten Liga-Pleite im fünften Spiel mit der Entstehungsgeschichte des späten Ausgleichstreffers. Sein Verteidiger Patrick McNeill war kurz davor von Boris Blank an der blauen Linie gecheckt worden, laut Viveiros gegen den Kopf. "Ich kann nicht nachvollziehen, warum das nicht gepfiffen wurde", erklärte er. Angreifer Bjön Barta räumte ein, dass der ERC nach dem 2:3 "vielleicht etwas zu passiv" gespielt habe. Bei den Ingolstädtern schwächeln derzeit gleich mehrere Spieler. "Wir brauchen von einigen Jungs sicherlich mehr, als sie bisher gezeigt haben", hatte Viveiros schon vor dem Iserlohn-Spiel betont.

Angesprochen gefühlt dürften sich dabei Daniel Irmen, Tomas Kubalik und Alexander Barta haben. Irmen und Kubalik konterten die Kritik in Iserlohn mit ihren ersten Liga-Treffern der Saison (Kubalik traf sogar doppelt), Alexander Barta ist hingegen weiterhin ohne Scorerpunkt. Das Fehlen von Topscorer Brandon Buck, der aufgrund einer Knieverletzung noch kein Ligaspiel bestreiten konnte, ist deutlich zu spüren.

Das größte Problem der Oberbayern ist aber die Defensive. Mit 19 Gegentreffern, also knapp vier pro Spiel, haben sie nicht nur die statistisch zweitschlechteste Abwehr der Liga, sondern kassierten auch noch die meisten Gegentore in Unterzahl (neun).

"Ich bin ein Problemlöser", sagt Mannheims Trainer Greg Ireland

Mannheim hat durchaus vergleichbare Probleme. Die Adler müssen sich an den neuen Trainer Greg Ireland gewöhnen, der in seiner ersten vollen Saison in Europa ist. Und sie verloren ähnlich wie Ingolstadt gleich zu Saisonbeginn verletzungsbedingt wichtige Spieler: Top-Zugang Marcel Goc (Unterkörperverletzung), Kapitän Marcus Kink (Meniskusriss) und Dennis Reul (zweifache Unterkieferfraktur). Zudem ist auch von ihrer sonst so beeindruckenden Heimstärke derzeit wenig zu sehen: Nach drei Liga-Heimspielen haben sie zuhause schon öfter verloren (zweimal), als in den kompletten Playoffs der Vorsaison. Ireland gibt sich trotz des schwachen Starts gelassen. "Die meisten Menschen sind entweder Problemmacher oder Problemlöser. Ich gehöre zur zweiten Kategorie", sagte er dem Mannheimer Morgen.

Ireland und Viveiros würden es sicherlich begrüßen, wenn sie unter der Woche in Ruhe an den verschiedenen Problemchen arbeiten könnten. Allerdings können sie sich nicht voll auf die Liga konzentrieren, da sie auch in der Champions Hockey League (CHL) mitmischen. Ingolstadt empfängt nach dem Liga-Heimspiel am Sonntag gegen Krefeld schon am Dienstag das schwedische Spitzenteam Frölunda Göteborg zum Sechzehntelfinal-Hinspiel. Mannheim, das am Sonntag in Iserlohn antritt, hat das bereits hinter sich: Nach der 1:4-Hinspiel-Auswärtsniederlage bei Espoo Blues (Finnland) könnte dieses Thema aber bald schon vom Tisch sein.

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