ManCity nach dem 1:3 gegen den FCB:"Sie haben uns gezeigt, warum sie die Besten sind"

Manchester City v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League

Kommt ein Hart geflogen: Der Keeper von ManCity zeigte gegen die Bayern nicht sein bestes Spiel.

(Foto: Getty Images)

Vorgeführt und ausgespielt: Manchester City muss gegen den übermächtigen FC Bayern erkennen, dass die Deutschen zurzeit einfach den besseren Fußball spielen. Die englische Presse erfindet sogar neue Wörter für die bayerische Dominanz.

Von Carsten Eberts, Manchester

Die Kapitulation folgte wenige Minuten nach der Niederlage. Die Homepage von Manchester City schaltete in den Demutsmodus. "Beaten by Bayern brilliance", stand dort geschrieben. Besiegt von der Brillanz der Bayern also. Das ist im Englischen eine passable Alliteration, und transportierte auch die allgemeine Stimmungslage. Niemand haderte, niemand lamentierte.

Unten auf dem Platz war schon wenige Sekunden nach Schlusspfiff kein Angestellter von Manchester City mehr zu sehen. Sie waren in die Katakomben geflüchtet, zu den Klängen der alten Oasis-Hymne "Wonderwall", die aus den Boxen strömte. Oasis (mittlerweile zerstritten und getrennt) stammen aus Manchester, die Gallagher-Brüder haben nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr sie ManCity verehren und den Stadtrivalen United verachten. "Wonderwall" wurde vielfach als bester britischer Popsong der vergangenen 20 Jahre bezeichnet. Vielleicht sollte die Musik Trost spenden.

Trost hatte mancher Profi des englischen Meisters von 2012 auch nötig. Etwa Micah Richards, der junge Rechtsverteidiger, der es zuvor mit Franck Ribéry zu tun bekommen hatte. Richards hatte zwar ein besseres Spiel gemacht, als viele von ihm erwartet hatten, er konnte Ribérys Führungstreffer nach sieben Minuten trotzdem nicht verhindern. "Wir haben gegen das bessere Team verloren. Uns wurde heute eine Lehrstunde erteilt", sagte Richards.

Der Verteidiger gab einen kurzen Einblick in das Seelenleben seines Teams. Ganz England hatte das Champions-League-Finale vor wenigen Monaten im Londoner Wembleystadion verfolgt, sich ein wenig gewundert, weshalb da nach all den Jahren englischer und spanischer Dominanz plötzlich zwei deutsche Teams so formidabel um die Krone Europas kämpften. "Vor dem Spiel waren wir alle aufgeregt, gegen das aktuell beste Team der Welt anzutreten", erzählte Richards nun. Kurze Pause. Er fuhr fort: "Dann haben sie uns gezeigt, weshalb sie die Besten sind."

Das beste am nächsten Gegner in der Champions League, ZSKA Moskau? "Sie sind nicht die Bayern", sagte Richards. Da lächelte er kurz.

Auch Trainer Manuel Pellegrini hatte wenige Erklärungen parat. Etwa, warum seine Mannschaft es nicht verstand, die vermeintlich schwächere linke Bayern-Seite vehementer zu bespielen, zu attackieren. Weshalb der Trainer es zeitweise im 4-4-2 versuchte, mit zwei Stürmern, und den ohnehin ballsicheren Bayern damit das Mittelfeld überließ. Warum Joe Hart, sein Torwart, bei mindestens einem, wenn nicht gar zwei Treffern stark verbesserungswürdig agierte.

Pellegrini fehlen die Antworten

Überzeugende Antworten hatte Pellegrini keine. "Ich war überrascht", gestand der Chilene nur. Der Unterschied zwischen seinem Team und dem des FC Bayern sei "während des gesamten Spiels" sichtbar gewesen. "Es gab viele Gründe, weshalb das heute passiert ist", sagte der neue City-Coach, "und es ist wichtig für mich, Lösungen dafür zu finden."

Erst mit Álvaro Negredo, der in der 57. Minute für den nahezu unsichtbaren Edin Dzeko kam, brachte seine Elf etwas mehr offensiven Esprit auf den Platz. Bis dahin waren die Bayern über ihren Gegner hinweggewalzt, sie bespielten die Briten aus allen Lagen, gaben ihnen im Kurzpassspiel keinerlei Zugriffsmöglichkeiten. "Ich hätte etwas mehr erwartet von City. Sie haben uns manchmal zu viel Raum gelassen", befand Arjen Robben.

Negredo war es auch, der zehn Minuten vor Schluss zum 1:3-Anschluss traf. Es folgte eine kurze Drangphase, die die Münchner - bis auf die rote Karte für Boateng - unbeschadet überstanden. Das Tor war nur eine kleine Randnotiz am Ende, urteilte auch Pellegrini. Am Gesamteindruck änderte der Treffer nichts mehr.

Auch die englische Presse hatte genügend Hinweise erhalten, dass der Fußball in der Premier League nicht mehr der beste in Europa zu sein scheint. "Manche haben sich gefragt, was Pep Guardiola tun kann, um diese Mannschaft zu verfeinern", fragte etwa der Analyst des Guardian, "hier war die Antwort." Manchester City sei nicht nur besiegt worden - "they are bayerned", so die Wortschöpfung des Abends. Weggebayert also.

Das deutlichste Zeichen der Wertschätzung erhielt Robben. Der Niederländer ist normalerweise unverdächtig, in fremden Stadion große Sympathien auf sich zu vereinen. Zu egoistisch war lange Jahre sein Auftritt, zu sehr haftet ihm das Image an, in engen Spielsituationen auch mal theatralisch zu Boden zu sinken.

Doch als Robben in der 78. Minute ausgewechselt wurde, klatschte das ganze Stadion im Osten von Manchester. Manche standen sogar auf, für Robben, der 20 Minuten zuvor mit einem fulminanten Sololauf den dritten Münchner Treffer besorgt hatte. Besiegt von der Brillanz der Bayern, das gestanden sich auch die englischen Fans ein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: