Manchester City vor dem Bayern-Spiel:Nur Jovetic verspricht Hoffnung

Manchester City's Stevan Jovetic celebrates after scoring a goal against Swansea City during their English Premier League soccer match at the Etihad stadium in Manchester

ManCitys Hoffnung: Stevan Jovetic.

(Foto: REUTERS)

Die Bayern blicken lässig auf den Champions-League-Abend in Manchester, für City steht eine ganze Saison auf dem Spiel: Die Engländer brauchen dringend einen Sieg. Ihre Hoffnung beruht auf Erinnerungen.

Von Jonas Beckenkamp, Manchester

Es passte alles zusammen, bei Xabi Alonso ist das meistens so. Der Anzug saß, der verwegene Fünftagebart, die Frisur. Diesen bayerischen Basken bringt auch das Inselwetter in Manchester nicht aus der Fassung. Einen Übersetzer braucht ein Mann von Welt schon gar nicht: Englisch, Spanisch, Liverpoolerisch - geh' weiter, no Problem!

Alonso hockte bei der Pressekonferenz des FC Bayern aber nicht nur da, um gut auszusehen, er sollte ein paar Fragen beantworten. Schließlich ist er in Sachen englischer Fußball der ortskundige Auskenner seines Klubs. Seine Zeit beim FC Liverpool hat ihn gestählt, sein Erbe umfasst sogar Tore von jenseits der Mittellinie.

Also, was taugt Manchester City, diese millionenteure Mannschaft, auf die man an diesem Abend trifft? "City ist in einer schwierigen Lage, aber sie haben zuletzt zweimal die Premier League gewonnen", wusste Alonso zu berichten: "Sie haben tolle Spieler. Auch wenn morgen einige fehlen, ist das eines der besten Teams in Europa." Ein ähnliches Urteil sprach Mario Götze, der im Gegensatz zu Alonso im Schlabberlook erschienen war: "Wir haben schon letztes Jahr gegen sie gespielt. Sie haben eine sehr, sehr gute Mannschaft."

In England werden sie solche Respektsbekundungen gerne hören - angesichts der dürftigen Ausbeute von zwei Punkten in der Champions League fühlt sich City dieser Tage ganz schön graumäusig. Weil der Titelverteidiger auch in der Premier League schon acht Punkte hinter Tabellenführer Chelsea vor sich hin werkelt, droht die Saison trotz aller Investitionen ein Reinfall zu werden. Die Partie im City-of-Manchester-Stadion bedeutet für den Gastgeber somit deutlich mehr als für die längst achtelfinalreifen Gäste aus Germany.

Nur ein Sieg garantiert den "Citizens" die Chance, es noch als Zweiter in die nächste Runde zu schaffen. Als Problem könnte sich erweisen, dass mit den gesperrten Yaya Toure und Fernandinho gleich zwei Stützen im Zentrum fehlen, zudem sind Edin Dzeko, David Silva und Verteidiger Alexandar Kolarov wegen Verletzungen unpässlich. In dieser Situation trifft die immer noch respektable Rumpfelf von Trainer Manuel Pellegrini ausgerechnet auf den Gegner, der sie vor einem Jahr mit einem 3:1 in der eigenen Arena fachgerecht filetiert hat.

"Wir können froh sein, überhaupt noch eine Chance zu haben", sagt der Franzose Samir Nasri, der diesmal im Mittelfeld für Finesse sorgen soll, "normalerweise bist du mit zwei Punkten nach vier Spielen raus." Dass jetzt mit Guardiolas Bayern lauter "Allstars" (so die der Zeitung Daily Mirror) nach Manchester kommt, verzwickt die Lage zusätzlich.

Mit Rotstift in der Vita vermerkt

Trainer Pellegrini stünde bei einem vorzeitigen Aus ein ungemütlicher Winter bevor, nicht wenige erwarten sogar seine Demission im Falle eines Scheiterns. Der Chilene gab sich daher betont unbeugsam: "Wenn wir Bayern schlagen, würden wir vieles gerade rücken. Keiner kann mit unseren bisherigen Auftritten zufrieden sein."

Ein Problem seiner Elf war im bisherigen Saisonverlauf ihre Ausrechenbarkeit. Vieles konzentriert sich auf die Künste des Argentiniers Sergio Agüero, der in der Liga bereits zwölf Tore erzielte. Bis zum 2:1 gegen Swansea am vergangenen Wochenende hatte City nur Spiele gewonnen, wenn der Stürmer traf.

"Springen Agüeros Kameraden ihm endlich zur Seite?" fragte entsprechend besorgt die Daily Mail. Dass Maradonas Ex-Schwiegersohn (er ist mittlerweile von dessen Tochter geschieden) leicht angeschlagen in die Partie geht, kehren sie im Königreich lieber unter den Teppich.

Neben ihm soll wie zuletzt in der Meisterschaft Stevan Jovetic für Gefahr sorgen - immerhin er verspricht Hoffnung. Den Montenegriner haben die Bayern mit Rotstift in ihrer Vita vermerkt: In einem Sturm -und Chaosspiel piesackte er sie 2010 mit dem AC Florenz gehörig. Auf ähnliche positive Erfahrungen mit dem deutschen Meister blickt Außenrenner James Milner zurück, den Pellegrini allein schon deswegen auf der rechten Seite aufbieten wird. Der Nationalspieler traf vergangene Saison beim 3:2 der Hellblauen in Fröttmaninger Arena. Auch damals regierte aber eher der Zufall.

Dass die Bayern nun spendable Wurschtigkeit walten lassen, erwarten selbst die kühnsten Optimisten auf der Insel nicht. Pellegrini ist sich sicher: "Nur weil sie schon durch sind, werden sie nicht mit halber Kraft spielen." Die gleiche Meinung vertritt ein anderer Auskenner, der es wissen muss: Martin Demichelis, der in München schon die gleiche Mähnenfrisur trug wie heute in Manchester: "Ich kenne die deutsche Mentalität. Der FC Bayern kommt hierher, um zu gewinnen." So wird es wohl sein, beim Barte des Alonso.

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