Mainzer 3:0-Sieg:Zwei Grüße nach Tokio

Yoshinori Muto hätte auch zum FC Chelsea wechseln können, aber er entschied sich für Mainz. Mit seinen ersten beiden Toren zeigt der Japaner, dass er hohen Erwartungen gerecht werden will.

Von Tobias Schächter, Mainz

Martin Schmidt sagt: Die Verbeugung mit den zusammengeschlagenen Händen vor der Brust sei spontan und aus der Emotion heraus gekommen. Der Trainer von Mainz 05 ließ in der 87. Minute seinem Stürmer Yoshinori Muto bei dessen Auswechslung also eine ganz besondere Ehre zukommen. Und der Japaner verneigte sich mit der gleichen Geste vor dem Publikum. Muto war der gefeierte Mann beim 3:0 (2:0)-Sieg der Mainzer gegen desolate Hannoveraner. Mit seinen beiden ersten Bundesligatoren (15., 29.) legte Muto den Grundstein zum Sieg.

"Das ist ein wichtiger Tag für mich. Ich glaube, alle haben meine Stärken gesehen. Und ich hoffe, ich kann noch öfter mit den Fans auf dem Zaun feiern." Muto, 23, wusste zwar nicht, was er da mit den Mainzer Anhängern nach dem zweiten Mainzer Sieg im dritten Ligaspiel gesungen hatte, aber das schien ihm egal zu sein. Dem schmächtigen Stürmer ist eine Last von den Schultern gefallen. Denn ähnlich wie sein Landsmann und Vorgänger Shinji Okazaki, der im Sommer zu Leicester City wechselte, glaubt Muto, seiner Mannschaft nur helfen zu können, wenn er Tore erzielt.

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Ausgespielt: Der Mainzer Yoshinori Muto kann mit dem Ball zusammen ins Tor springen, Torwart Zieler (hinten) ist ohne Chance.

(Foto: imago)

Auch bei den Mainzer Verantwortlichen war die Erleichterung groß. Der Stürmer war für 2,8 Millionen Euro vom FC Tokio gekommen, dort war er Publikumsliebling mit seinen 24 Toren in 54 Spielen. In seiner Heimat ist Muto ein Star, bei seiner Verabschiedung waren 20.000 Zuschauer im Stadion. Gegen Hannover deutete der schnelle, bewegliche Angreifer zum ersten Mal an, warum auch der FC Chelsea an seiner Verpflichtung interessiert war. Das Angebot aus England aber schlug Muto aus, Spielpraxis bei Mainz erschien ihm sinnvoller als das schnelle Geld und die Ersatzbank beim Champions-League-Klub.

Als er zum Saisonstart gegen Ingolstadt zunächst auch bei Mainz auf der Ersatzbank Platz nehmen musste, schien er sich fast ein bisschen zu schämen. In Mainz zogen sie deshalb sogar in Erwägung, dem jungen Mann zu verbieten, die japanischen Zeitungen zu lesen. Der Erwartungsdruck in der Heimat ist riesengroß, auch gegen Hannover waren rund ein Dutzend Journalisten aus Fernost im Stadion. "Ich mache den Hype um den Jungen nicht mit", sagt der Mainzer Manager Christian Heidel: "Wir wissen um Mutos Potenzial, aber er steckt in der Entwicklung."

Schema & Statistik

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Der lernbegierige Spieler, ausgestattet mit einem Vertrag bis Ende Juni 2019, passt genau ins Konzept der Mainzer, die entwicklungsfähige Spieler holen und sie dann gewinnbringend an größere Klubs verkaufen. Soweit ist es im Fall des Japaners noch lange nicht, aber Muto zeigte gegen Hannover seine Qualitäten nun auch vor dem Publikum in Deutschland.

Wenn Muto in zehn Tagen von einer Länderspiel-Reise zurückkehrt, könnte er einen neuen Kollegen im Angriff begrüßen. Die Mainzer suchen einen großen, kräftigen Stürmer, der mit Muto in einem 4-4-2-System spielen könnte. Ein Kandidat ist ein alter Bekannter: Adam Szalai spielt in Hoffenheim keine Rolle mehr, der Wechsel des Ungarn dürfte aber nur dann zustande kommen, wenn die Hoffenheimer einen Teil des Gehalts von Szalai übernehmen. Klappt es nicht mit der Verpflichtung eines weiteren Stürmers, dann hat Yoshinori Muto mit seiner Leistung am Samstag das Vertrauen in ihn in jedem Fall gestärkt. Ein Anfang ist gemacht.

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