Mainz 05 verliert 1:3:"Wie gefährlich ist die Lage?"

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Ein Tag neben der Spur: Die Mannschaft ist gegen Augsburg chancenlos, sogar der Stadionsprecher verhaspelt sich. Mainz stellt sich spätestens nach der siebten Saisonniederlage auf Abstiegskampf ein.

Von Frank Hellmann, Mainz

Die entscheidende Frage stellte sich der Trainer ausnahmsweise selbst. "Wie gefährlich ist die Lage?", fragte Sandro Schwarz nach der ernüchternden 1:3 (0:2)-Niederlage gegen den FC Augsburg. Nur beantworten mochte sie der Mainzer Trainer nicht.

Der Blick aufs Restprogramm - bei RB Leipzig, gegen Borussia Dortmund und bei Werder Bremen - verheißt zumindest nicht zwangsläufig viele Punkte bis zum Jahreswechsel, weshalb Schwarz auch nur eine vage Prognose einfiel: "Wir sind in der Lage, auch wieder Spiele zu gewinnen." Gewiss aber nicht in der Verfassung wie am Samstag gegen die disziplinierten Augsburger, die ihren Höhenflug auf eindrucksvolle Art fortführten.

Erst erzielte der überragende Michael Gregoritsch seinen siebten Saisontreffer, zu dem Philipp Max seine siebte Tor-Vorbereitung beisteuerte (22.). Dann verwandelte Alfred Finnbogason einen Foulelfmeter (43.), den wieder Gregoritsch und Max herausgeholt hatten: Nach Flanke des nachdrücklich für die A-Nationalmannschaft empfohlenen FCA-Linksverteidigers (Manager Stefan Reuter: "Früher oder später wird er dazukommen") bekam der Mainzer Schlussmann Robin Zentner den Ball nicht unter Kontrolle - und packte stattdessen in die Beine des Augsburger Allrounders.

"Augsburg hat es gut gemacht. Sie spielen kompakt, einfach, rustikal", lobte hinterher der Mainzer Sportvorstand Rouven Schröder. Für seinen Klub kündigte er eine "saubere Aufarbeitung" an, denn: "Wir haben 15 Punkte. Aber mit 15 Punkten kann man die Klasse nicht halten. Trotzdem haben wir den Klassenerhalt voll im Blick."

"30 Meter vor dem Tor ist alles verpufft", sagt Schwarz

Gleichwohl blieb für die Heimelf nur die bittere Erkenntnis, "dass 30 Meter vor dem Tor alles verpufft ist", wie Schwarz beschrieb. Seine Umstellung nach der Pause auf ein 3-5-2-System zeigte keinerlei Wirkung, stattdessen trat sein Team seltsam unrund auf: bisweilen sorglos in der Defensive, harmlos in der Offensive. Zwar traf Danny Latza nach acht Minuten den Pfosten, doch am Ende konnte FCA-Trainer Manuel Baum gelassen feststellen: "Es war ein verdienter Sieg."

Beim Gastgeber liefen alle Beteiligten neben der Spur. Selbst Stadionsprecher Klaus Hafner verhaspelte sich bei der Ansage des dritten FCA-Tores, das er versehentlich dem längst verletzt ausgewechselten Erik Thommy zusprach. Finnbogason hatte einen verunglückten Caiuby-Schuss ins Tor gelenkt (86.) - und damit direkt nach dem Anschlusstreffer von Gerrit Holtmann (86.) mit dem 3:1-Endstand geantwortet.

Vor allem die Begleitumstände müssen den Mainzer Verantwortlichen zu denken geben. Am kalten Dezember-Nachmittag kamen nur 25037 Zuschauer in die Arena, fast 9000 Plätze blieben leer. Schon im Frühjahr hatte der Bundesligist größte Mühe, sein Publikum für den Abstiegskampf zu sensibilisieren, und für den Stadionbesuch zu mobilisieren. Diese Saison könnte der Kraftakt noch größer werden.

Denn hinzu kommt ein Machtkampf in der Vereinsführung, rund um den umstrittenen Präsidenten Johannes Kaluza. Sportvorstand Schröder ist von der vertrackten Gemengelage, die eine Mitgliederversammlungen im neuen Jahr erforderlich macht, so genervt, dass er nun nach dem Spiel verbittert konstatierte: "Ich empfehle den vollen Fokus auf den Sport - damit haben wir genug zu tun."

© SZ vom 03.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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