Mainz-05-Manager Christian Heidel:Leidenschaftlich, spitzbübisch - aber immer professionell

Seit zwanzig Jahren ist Christian Heidel bei Mainz 05: In dieser Zeit hat sich der Verein von der "grauesten Maus der grauen Mäuse" zu einem bunten Farbfleck in der Fußballrepublik entwickelt - und Heidel ist der dienstälteste Manager in der Bundesliga. Angebote anderer Vereine interessieren ihn immer noch nicht.

Tobias Schächter

Der dicke Schnauzer ist weg und die bunte Krawatte in der Mottenkiste. Fast könnte man beim Betrachten der alten Bilder meinen, Christian Heidel sei in den vergangenen 20 Jahren jünger geworden. Das ist natürlich Quatsch, erst am Donnerstag war der Manager des FSV Mainz 05 beim Arzt. Nicht, weil seine Nullfünfer der Abstiegszone ungesund nahe gekommen sind. "Aber mit bald 50 zwickt's halt hier und da." Wenn schon nicht jünger, so sind Mainz und sein Manager in den vergangenen zwei Dekaden doch immer moderner geworden.

Mehr als ein An- und Verkaeufer

Dass Mainz als Karnevalsverein wahrgenommen wird, sieht Heidel als seinen größten Erfolg.

(Foto: dapd)

Seit seinem Amtsantritt am 1. April 1992 machte Heidel aus der "grauesten Maus der grauen Mäuse", wie er sagt, einen bunten Farbfleck auf der Landkarte der Fußballrepublik. Dabei schien der FSV Mainz 05 von einer langfristigen Zukunft im Profifußball so weit entfernt wie die mittlerweile vergessenen Rivalen Wormatia Worms, Borussia Neunkirchen oder FK Pirmasens. Auf der Gegentribüne im alten Stadion am Bruchweg wuchs Gras, zu den Heimspielen in der zweiten Liga kamen 4000 Zuschauer.

"Wenn du damals in der Stadt die Leute gefragt hast, wie die Nullfünfer gespielt haben, hat das kaum einer gewusst." Doch der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters Herbert Heidel "träumte groß" und hat aus Mainz eine Fußballstadt gemacht. Heute kommen mehr als 30.000 zu jedem Heimspiel in eine neue Arena, für die Heidel gekämpft hat. "Früher verbanden die Leute nichts mit Mainz 05. Heute sprechen alle vom Karnevalsverein - und das positiv, das ist mein größter Erfolg", sagt er. Leidenschaftlich, spitzbübisch, nicht immer bierernst, aber immer professionell - so ist Heidel, und so ist Mainz 05, sein Lebenswerk.

In der überregionalen Wahrnehmung beginnt die Geschichte des 107 Jahre alten Klubs allerdings erst am Rosenmontag 2001. Ein gewisser Jürgen Klopp wurde Trainer, Heidel hatte in Eckhard Krautzun gerade den zehnten Coach seiner Amtszeit gefeuert. "Kloppo war der Glücksfall schlechthin", sagt Heidel. Mit ihm ging es 2004 erstmals rauf in die Bundesliga. "Kloppo" wuchs dann noch ein bisschen schneller als Mainz 05, aber auch ohne ihn ging es weiter.

Und vor schwierigen Entscheidungen drückte sich Heidel weiterhin nie, den Aufstiegstrainer Jörn Andersen setzte er noch vor dem ersten Spieltag der Saison 2009/10 vor die Tür. Der Jugendcoach Thomas Tuchel kam und prägt seitdem das Team ähnlich stilbildend wie Klopp. Mainz spielt im dritten Jahr hintereinander Bundesliga - "und das ohne Investor", betont Heidel, der trotz großer Geschäftstüchtigkeit auch immer Fußballromantiker und Fan geblieben ist.

Heidel begann mit anderthalb Angestellten in der Verwaltung, heute arbeiten 50 Mitarbeiter vier Geschäftsführern zu. "Außer dass zwei Tore auf dem Platz stehen, lässt sich der Fußball von heute mit dem Anfang der Neunziger nicht mehr vergleichen", sagt er. Heidel ist mit den Herausforderungen gewachsen. Der pfiffige Kommunikator hat die besten Spieler immer gewinnbringend verkauft, seine Transferbilanz ist außergewöhnlich positiv.

Bis 2006 managte der damalige Geschäftsführer eines Autohauses noch ehrenamtlich. Nun ist er der dienstälteste Manager im deutschen Profifußball, am Montag schmeißt der Klub zu seinem Dienstjubiläum eine Party. Der ewige Nullfünf-Präsident Harald Strutz will Heidel am liebsten lebenslang binden. Angebote anderer Klubs lehnte Heidel immer ab. "Hier bin ich geboren, hier bin ich verwurzelt. Ich weiß, dass ich das, was ich hier habe, nie woanders bekommen werde."

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