Mainz - Leverkusen:Neuer Trainer, alte Klage

FSV Mainz 05 - Bayer Leverkusen

Wende eingeleitet: Muto (li., mit Kollege Öztunali) traf für Mainz zum 1:1.

(Foto: Torsten Silz/dpa)

Auch beim 1:3 in Mainz lässt die Herrlich-Truppe "Mentalität" vermissen. Mit nur einem Punkt steht man auf dem vorletzten Platz. Die Mainzer wiederum können nach ihrem ersten Sieg aufatmen und darauf hoffen, eine Wende eingeleitet zu haben.

Von Tobias Schächter, Mainz

Rouven Schröder drückte Sandro Schwarz so fest und innig, dass man fast Angst um den Trainer von Mainz 05 bekam. Schröder, der Sportvorstand, ist ja ein wuchtiger Mann, und diese Erleichterung nach dem 3:1 gegen Bayer Leverkusen musste einfach raus. Später sprudelten die Worte aus Schröder wie aus einem Wasserfall, der erste Saisonsieg nach zwei Pleiten gegen die Aufsteiger Hannover und Stuttgart bedeutete ja den ersten Erfolg in Liga eins für den neuen Trainer: "Willkommen in der Bundesliga", habe er Schwarz beim Veitstanz unten auf dem Platz ins Ohr geflüstert, erzählte Schröder.

Schwarz, ein alter Nullfünf-Kicker, der bislang in Wehen, Eschborn und bei der zweiten Mannschaft der Mainzer Trainer-Erfahrung sammelte, soll einen erneuten Abstiegskampf verhindern. Am Samstag überlebte der 38-Jährige also die Jubelattacke des Sportchefs, und auch wenn er sich selbst ebenfalls sehr freute, bemerkte er, dass sich ein Sieg mit Eschborn oder Mainz II auch nicht anders anfühle.

Wahrscheinlich fühlen sich auch Niederlagen mit Regenburg oder der U 17 des FC Bayern nicht wesentlich anders an als eine Niederlage mit Leverkusen in Mainz. Seit diesem Sommer ist der ehemalige Münchner Jugendcoach und Regensburg-Trainer Heiko Herrlich Chefcoach bei Bayer. Nur ein Punkt aus drei Spielen steht in der Statistik - so schlecht startete Leverkusen noch nie in eine Saison. Der bisher letzte Bundesligasieg als Trainer ist für Herrlich 13 Spiele und fast sieben Jahre her, als er mit Bochum Hoffenheim bezwang. In Leverkusen soll mit Herrlich nach der völlig verkorksten Vorsaison alles besser werden, die Rückkehr ins internationale Geschäft ist das klare Ziel. Der Start ist nun aber missglückt, und Sportdirektor Rudi Völler bemerkte: "Wir wissen, wo wir hinwollen, jetzt müssen wir sehen, dass wir schnell punkten."

Seit Amtsantritt hat Herrlich sein zentrales Anliegen wie ein Mantra ständig wiederholt: Mentalität wolle er der Qualität der talentierten Bayer-Elf hinzufügen. Weit ist der 45-Jährige dabei noch nicht gekommen, enttäuscht stellte er fest: "Uns fehlte wie schon gegen Hoffenheim die Mentalität, den Sack zuzumachen. Aber zur Mentalität gehört auch, Gegentore zu verhindern." Deren acht in drei Spielen seien zu viel, haderte Herrlich. Auch der Ex-Mittelstürmer Völler findet: "Wir kriegen zu einfach Tore." Überhaupt, so Völler, zwar leise im Ton, aber alarmierend im Inhalt: "Nur mit Zaubern geht's halt nicht."

Bayer war 45 Minuten dominant, aber nachdem kurz nach der Führung durch Dominik Kohr (22.) Kevin Volland die Chance zum 2:0 verstolperte, verloren die Bayer-Profis ihre Spannung - und mit dem 1:1 des Mainzers Yoshinori Muto kurz vor der Pause endgültig die Konzentration. Die ersten Bundesligatore des französischen U 21-Kapitäns Abdou-Lakhad Diallo (57.) und von Suat Serdar (71.) für Mainz folgten dem zunehmenden Kontrollverlust von Bayer.

Die Analyse des Mainzer Trainers musste für Herrlich besonders bitter klingen, Schwarz sagte: "Die Art und Weise, wie wir das Spiel nach zwei Niederlagen und dem erneuten 0:1 noch gedreht haben, spricht für unsere Mentalität." Bayer war Aufbauhelfer für Mainz, und Herrlich weiß: "Wir stehen jetzt gegen Freiburg schon ein bisschen mit dem Rücken zur Wand."

Vielleicht hilft dabei der für 17, 5 Millionen Euro von Olympiakos Piräus verpflichtete Grieche Panagiotis Retsos, 19. Das Innenverteidiger-Talent fehlte in Mainz noch ebenso wie Stürmer Lucas Alario, 24, der für 20 Millionen Euro von River Plate abgelöst werden soll. Bislang aber verweigert der Klub aus Buenos Aires mit Hilfe des argentinischen Verbandes die Freigabe. Nun nehme alles seinen juristischen Lauf, er sei optimistisch für eine schnelle Freigabe, sagte Völler. Glatt läuft derzeit wenig bei Bayer.

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