Mainz :Gesucht: Plan B

Der FSV schließt einen neuen Vermarktungsvertrag ab, will ein "Weiterbildungsverein" sein und wird wohl bald einen neuen Stürmer verpflichten

Von Sebastian Fischer, Mainz

Manchmal können ein paar Sekunden ein ganzes Fußballspiel charakterisieren, es braucht dann eigentlich gar keine Erklärungen mehr. Aus Sicht der Fußballer des FSV Mainz 05 war das am Samstagnachmittag im Spiel gegen den Aufsteiger FC Ingolstadt die folgende Szene: Es lief die 90. Minute, Mainz lag mit 0:1 zurück, es musste jetzt noch was passieren, drei Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt, draußen winkte Trainer Martin Schmidt wie wild. Nach vorne muss der Ball! Den führte Julian Baumgartlinger, 27, seit vergangener Woche neuer Mannschaftskapitän. Er musste jetzt Verantwortung übernehmen, die Last lag auf seinen Schultern, er musste sich was einfallen lassen.

Er spielt den Ball dann zurück zu seinem Torwart Loris Karius.

Schmidt sagte dann trotzdem noch etwas zu dem Auftritt seiner Mannschaft, das Offensichtliche: "Von der Mentalität her hat mir heute ein Tick gefehlt." Und: "116 Kilometer rechen nicht zum Gewinnen." Das war die Anzahl an Kilometern, die seine Spieler im Laufschritt zurückgelegt hatten. Die Ingolstädter dagegen waren gefühlt nicht einmal während der 93 Minuten stehen geblieben.

Mainz will "Weiterbildungsverein" sein

Der FSV Mainz 05 um Manager Christian Heidel ist seinem ausgezeichneten Ruf in diesem Sommer zum wiederholten Mal gerecht geworden. Heidel erhielt 22 Millionen Euro allein für Torjäger Shinji Okazaki (zu Leicester City) und Mittelfeldspieler Johannes Geis (zum FC Schalke 04). Er verpflichtete sieben neue talentierte Spieler, unter anderem Fabian Frei vom FC Basel, der in Zukunft das Mainzer Spiel sortieren soll.

Nebenbei schloss Heidel auch noch einen millionenschweren Vertrag mit dem Vermarkter Infront ab. "Mainz 05 ist ein Riesending geworden in den letzten Jahren", sagte er und erklärte die Metamorphose seines Klubs, vom Ausbildungs- zum "Weiterbildungsverein". Es dürfe ruhig ein bisschen erfolgreicherer werden als in den vergangenen Jahren, so konnte man das verstehen.

Das Pressing im Schwarm klappte nicht

Allen Mainzern war am Samstagabend die Enttäuschung anzusehen, dass es mit ihrem Plan vom "Pressing im Schwarm", von dem Trainer Schmidt gesprochen hatte, im ersten Saisonspiel so gar nicht geklappt hatte. "Das war schon sehr enttäuschend", sagte der bemühte, aber glücklose Christian Clemens.

"Unsere Strukturen fallen nicht zusammen", betonte Schmidt nach dem Spiel, es ist jetzt natürlich nicht alles hinfällig. Aber Nachholbedarf sah er, auch personellen. Heidel soll ihm noch einen "großen und breiten Stürmer" finden. Für den Plan B, lange Bälle nach vorne, der gegen Ingolstadt fällig gewesen wäre. Die gute Nachricht, verriet Schmidt: Heidel hat wohl schon jemanden gefunden.

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