Magdalena Neuner verpasst zweites WM-Gold:"Ich war für ein paar Sekunden nervös"

Missgeschick für Magdalena Neuner beim WM-Verfolgungsrennen: Beim letzten Schießen geht einer ihrer Schüsse so weit vorbei, dass ihn die elektronische Anzeige nicht mehr erfasst. So gewinnt die Weißrussin Darja Domratschewa, Neuner wird Zweite - und sieht ihre Situation sehr entspannt.

Carsten Eberts, Ruhpolding

Die Konfusion setzte ein, als Magdalena Neuner zum vierten Schießen kam. Sie lief zum Schießstand, begann gewohnt schnell, verfehlte jedoch den ersten Schuss, den zweiten auch, traf dann dreimal sicher. Die automatische Anzeige zeigte jedoch nur einen Fehler an. Was war passiert? Wieder ein technischer Fehler mit den Scheiben, wie schon in der Mixed-Staffel?

IBU Biathlon World Championships - Women's 10km Pursuit

Da wusste sie wohl schon, dass es nicht zum Sieg reichen würde: Magdalena Neuner kurz nach dem letzten Schießen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Diesmal war es kein technischer Fehler, die fehlerhafte Anzeige hatte einen einfachen Grund: Neuners erster Schuss beim finalen Schießen war ihr so sehr missglückt, dass ihn die elektronische Anzeige nicht mehr erfasste. "Lena ist wahrscheinlich an den Abzug gekommen", versuchte Bundestrainer Uwe Müßiggang zu erklären, so weit ging das Projektil vorbei.

Neuner kam am Ende als Zweite ins Ziel, lockere 50 Sekunden vor der Russin Olga Wiluchina, jedoch 25 Sekunden hinter der neuen Weltmeisterin Darja Domratschewa. Und freute sich hinterher: "Ich bin sehr stolz auf die Silbermedaille. Heute hatte ich ein paar Sekunden, in denen ich nervös war."

Lange hatte es so ausgesehen, als würde Neuner nach ihrer Goldmedaille im Sprintrennen auch das Verfolgungsrennen gewinnen. Auf der Strecke reduzierte die laufstarke Domratschewa den anfänglichen Rückstand schnell von 15 auf neun Sekunden, nach dem ersten Schießen - beide blieben fehlerfrei - waren es wieder 16 Sekunden. Eine erste Schrecksekunde dann für Neuner, als sie beim zweiten Liegendschießen die vierte Scheibe verfehlte. Doch auch Domratschewa schoss einen Fehler.

Eine der beiden Läuferinnen würde das Rennen gewinnen - so viel war bereits nach dem zweiten Schießen klar. Neuner oder Domratschewa, die beide enorm viel Respekt voreinander haben, was allein zeigt, wie die Weißrussin Neuners anstehenden Rücktritt bedauert hat. "Ich bin sehr enttäuscht, dass sie ihre Karriere so früh beenden wird", sagte Domratschewa, "ich würde gerne noch länger gegen Lena antreten."

30 Sekunden Vorsprung reichen nicht

Die Vorentscheidung - so dachten alle - fiel indes beim dritten Schießen, als Neuner mit ihrem abermals irren Rhythmus fehlerfrei blieb, Domratschewa jedoch einmal in die Strafrunde musste. Zielstrebig zog Neuner davon, 30 Sekunden betrug ihr Vorsprung nun.

BIATHLON-WORLD-RUHPOLDING

Zum ersten Mal bei einer WM ganz oben - die Weißrussin Darja Domratschewa auf dem Weg zum Sieg.

(Foto: AFP)

Doch es kam anders. Neuner hätte sich wohl einen weiteren Schießfehler leisten können, jedoch nicht zwei. "Es war schon ärgerlich, weil ich derzeit in der Lage bin, null zu schießen", sagte Neuner. Warum ihr der erste Schuss extrem weit abgerutscht war, wollte Neuner nicht kommentieren: "Keine Ahnung, was da passiert ist. Zwei Fehler sind einfach zu viel."

Die anderen Deutschen zeigten sich nach dem enttäuschenden Sprint-Rennen verbessert, auch wenn keine mehr von ihnen bis ganz nach vorne fahren konnte. Das wäre bei Andrea Henkel auch ein Wunder gewesen, schließlich war sie als 34. in die Verfolgung gestartet. Nach einer starken Vorstellung mit vier fehlerfreien Schießen kam sie auf Platz elf ins Ziel.

"Gestern habe ich mich wirklich geschämt und bin sehr froh, dass ich heute gezeigt habe, dass ich es kann", erklärte Henkel erleichtert. Nach vorne schieben konnte sich auch Tina Bachmann auf Platz 14, Miriam Gössner landete auf Rang 22.

Ihrem Ziel von sechs WM-Medaillen ist Neuner mit diesem Tag trotzdem näher gekommen. Nun sind es drei - "einen halben Satz habe ich schon", sagte Neuner und grinste. Und auch für ihre Dauerrivalin Domratschewa hatte sie nette Worte übrig: "Wenn es eine verdient hat, dann die Darja."

Domratschewa selbst lief jubelnd durch den Zielbereich, umarmte jeden, der ihr in den Weg kam. "Für mich war es sehr wichtig, Magdalena wieder einmal zu schlagen", erklärte sie später: "Der Zweikampf geht ja schon die ganze Zeit so."

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