Ski alpin: Männer:Verlegener Fünfter

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Thomas Dreßen belegte in Wengen einen starken fünften Platz. (Foto: Jean-Christophe Bott/AP)

Thomas Dreßen gelingt eine starke Abfahrt in Wengen und ist dennoch nicht rundum glücklich - weil er den Sprung aufs Podium selbst verbockt.

Thomas Dreßen traute sich nicht, seinem kopfschüttelnden Cheftrainer Mathias Berthold in die Augen zu schauen. "Der denkt sich: 'So ein Trottel, jetzt macht er so einen Scheiß schon wieder'", ahnte Dreßen. Doch Boss Berthold war gnädig mit dem 24-Jährigen. Dreßen hatte bei der traditionsreichen Weltcup-Abfahrt im Schweizer Wengen zwar einen "Stockerl"-Platz verschenkt, Platz fünf aber war aller Ehren wert.

Dreßen ging als Vierter auf die mit 4270 m längste Strecke im Weltcup und bewältigte die Minsch-Kante, das technisch anspruchsvolle Kernen-S oder das Österreicherloch ohne Probleme. Als er zum Ziel-S kam, wo er am Freitag bereits bei der Kombi-Abfahrt gepatzt hatte, brannten seine Oberschenkel. Oder, wie Dreßen es in der Skifahrersprache sagte: "Da hat die Blaumeise schon ganz schön zugeschlagen."

In goldener Gesellschaft

Trotzdem entschied er sich, weiter Risiko zu gehen. "Du prügelst den Haneggschuss runter und merkst es in den Hax'n. Du denkst: Schaue ich, dass ich noch Kraft spare fürs Ziel-S? Aber ich hab mir gedacht: Scheiß drauf", sagte Dreßen. Das war die falsche Taktik. Dreßen erwischte die Stelle, an der der Schweizer Weltmeister Beat Feuz seinen zweiten Wengen-Sieg vor Aksel Lund Svindal (Norwegen) herausfuhr, "nicht so optimal". Sein Hintern wurde auf die Skier gedrückt, aus 0,46 Sekunden Rückstand auf Feuz wurden 0,93 im Ziel. "Das wurmt mich ein bisschen", sagte Dreßen, "ansonsten war das eine geile Fahrt."

Olympiasieger Matthias Mayer und der frühere Super-G-Weltmeister Hannes Reichelt (beide Österreich) waren danach ebenfalls noch schneller als Dreßen. Damit lagen ausnahmslos Athleten vor ihm, die bei Olympia oder WM schon einmal mit Gold dekoriert wurden. "Ich bin zufrieden", sagte Dreßen versöhnt und lächelte. Während Feuz seinen zweiten Wengen-Triumph nach 2012 bejubelte, verpassten die anderen Deutschen die Top 20. Manuel Schmid (Fischen) durfte mit Platz 24 bei seiner Wengen-Premiere zufrieden sein. Andreas Sander (Ennepetal) und Josef Ferstl (Hammer) enttäuschten dagegen mit den Rängen 29 und 46. "Bis zu den letzten beiden Kurven bin ich sehr gut gefahren. dann weiß ich auch nicht, was ich da vorhatte", sagte Sander. So, ergänzte er, "ist es ein sehr schlechtes Ergebnis".

© SZ vom 14.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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