Lukas Podolski:Das 160.000-Euro-Projekt

Lukas Podolskis Heimatverein in Bergheim brauchte dringend ein neues Fußballfeld. Da stellte der Nationalspieler postwendend einen Scheck aus - und mischte sich bei der Eröffnungsfeier unter die Leute.

Philipp Selldorf

Längst dunkelte es über den Feldern bei Thorr und dem Wohnpark Zieverich, die Ehrengäste waren heimgegangen, die Fernsehleute und Reporter abgezogen, nur Lukas Podolski wollte noch nicht weg. Eben hatte er seine Freunde vom Fußballklub Hilal Maroc Bergheim in deren neuer Umkleidekabine besucht, zur Halbzeitpause des Landesligaspiels gegen den SV Breinig, und nun stand Podolski wieder draußen in der kühlen Luft, den müden Sohn Louis auf dem Arm, und war sichtlich zufrieden mit dem Tag, seinen Mitmenschen und der Welt.

Lukas Podolski

Spendierte seinem zweiten Heimatort einen Sportplatz: Lukas Podolski.

(Foto: action press)

"Das ist für die Kids und die Jugendlichen", entgegnete er, als ihn wieder jemand zu seiner guten Tat beglückwünschte. Er hat das oft erklären müssen an diesem Tag, an dem die Bürgermeisterin von Bergheim im Beisein von mehr als 3000 Leuten den "Lukas-Podolski-Sportpark" eröffnete.

Maria Pfordt, die Bürgermeisterin der Kreisstadt in der Nähe von Köln, erzählt eine kleine Geschichte, wenn sie gefragt wird, wie eng der Kölner Nationalspieler seiner zweiten Heimatstadt Bergheim noch verbunden ist (geboren wurde er ja in Gleiwitz in Polen). Sie geht zurück auf den Tag der Abreise der Nationalmannschaft zur WM nach Südafrika.

An jenem Sonntag Anfang Juni traf sie Podolski am Nachmittag um drei Uhr bei einem Turnier von Hilal Maroc im Sportpark, um 19 Uhr musste er auf Geheiß des Bundestrainers in Frankfurt sein. Aber Eile war ihm nicht anzumerken. "Es macht einfach Spaß, hier zu sein. Nach Frankfurt komme ich immer noch", hat er der Bürgermeisterin gesagt, und heute weiß sie: "Das ist es, was ihm wichtig ist: Seine Familie, zu der er auch seine Freunde zählt." Diesen erweiterten Familienbegriff wendet er außer auf die Kumpels von Hilal Maroc auch auf den 1.FC Köln an, der für Podolski einerseits Arbeitgeber ist, andererseits zum Freundeskreis zählt.

An jenem Sonntag vor fünf Monaten hat Lukas Podolski im Gespräch mit der Bürgermeisterin bemerkt, dass der alte Ascheplatz im Sportpark Bergheim, auf dem er schon als Kind gespielt hatte, endlich mal durch ein neues Spielfeld ersetzt werden sollte. "Wenn Du uns einen Sponsor besorgst, dann geht das vielleicht", hat sie ihm geantwortet, und Podolski hat sie beim Wort genommen: Er hat einfach selbst den Scheck über 160.000 Euro ausgestellt, den Betrag hat er längst durch weitere Stiftergaben erhöht.

Im Sportausschuss der Stadt wurden seine Spenden als "Bezuschussung" geführt, weil der andere Anteil für den Neubau eines Kunstrasenfeldes aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung stammt. Aber ohne die Großzügigkeit des Privatmanns Podolski wäre keine Schaufel bewegt worden (er hat sogar selbst auf dem Traktor gesessen und den alten Belag abgetragen), und deswegen heißt die neue Heimat der drei örtlichen Fußballklubs Viktoria Thorr, Hilal Maroc und Bergheim 2000 nicht "Konjunkturpaket-II-Stadion", sondern eben "Podolski-Sportpark".

Die Bürgermeisterin aber freut sich nicht nur über das Geschenk an die Gemeinde, sondern auch über den Anstoß zur "gelebten Integration", wie sie es nennt: Mit Beginn der Bauarbeiten haben die drei Vereine beschlossen, ihre jeweiligen Jugendabteilungen zusammenzulegen.

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