Luiz Gustavo bei der Fußball-WM:Brasiliens Staubsauger

Fußball-WM, Luiz Gustavo, Brasilien, Kroatien

Herr der Zweikämpfe und Pässe: Luiz Gustavo (li.) bedrängt Kroatiens Mateo Kovačić

(Foto: AFP)

Das Publikum in São Paulo johlte auf, sobald Brasiliens Neymar im Eröffnungsspiel gegen Kroatien den Ball berührte. Doch auch ohne zwei Tore hatte Luiz Gustavo ebenso großen Anteil am Sieg der Seleção. Die WM-Analyse des Tages.

Von Johannes Knuth

Die prägendste Figur des Eröffnungsspiels war: Luiz Gustavo. Das war zum einem dem Bart geschuldet, den der 26-Jährige beim Eröffnungsspiel der Fußball-WM 2014 zwischen Brasilien und Kroatien zur Schau stellte:

Das stellte sogar die Lockenpracht von David Luiz in den Schatten. Zum anderen gelang dem Mittelfeldmann vom VfL Wolfsburg ein bemerkenswertes Statistik-Kunststück, abgesehen von Marcelos Heldentat (der eine Flanke von Ivica Olić ins eigene Tor stolperte und damit das erste Eigentor in Brasiliens WM-Historie produzierte):

Während das Publikum in São Paulo kreischte, sobald Neymar auch nur in Sichtweite des Balles gelangte, war es Luiz Gustavo, der das Spiel der Brasilianer stabilisierte, leise aber effektiv. Brasiliens Offensivkonzept ist durchaus riskant. Die meisten Spieler belästigen den Gegner weit in dessen eigener Hälfte, auch die Außenverteidiger. Gustavo muss die weit aufgerückte Offensive mit Pässen füttern, Fehlpässe sind in diesem Stadium ungünstig. Umso hilfreicher war seine Passquote, insbesondere im ersten Durchgang (Daten von unserem Kooperationspartner Opta):

Verlor Brasilien doch einmal den Ball - was insbesondere im ersten Durchgang durchaus vorkam -, brachte Gustavo seine zweite Schlüsselqualifikation ein: jene als Staubsauger vor der Innenverteidigung. Er füllte Lücken, auf Flügeln, weil Dani Alves und Marcelo ausgeflogen waren, im Zentrum, weil vom Offensivpersonal (Neymar!) wenig Hilfe zu erwarten ist.

Die erste Hälfte war insofern ein Stresstest für Gustavo und seine Innenverteidiger. Die Kroaten klauten bevorzugt den brasilianischen Außenverteidigern den Ball, dann tobten sie sich auf den verwaisten Flügeln in der brasilianischen Hälfte aus. Vor dem 0:1 jagte Gustavo Kroatiens Olić erfolglos hinterher, ansonsten fing er zuverlässig Bälle ab, klärte Schüsse, sicherte im Verbund mit David Luiz und Thiago Silva die eigene Hälfte.

Kein Wunder, dass Gustavo der einzige Spieler war, der fast genauso viel rannte wie Kroatiens Langstreckenläufer Ivica Olić. Was einem anderen Spieler die Freiheiten gab, sich ums Toreschießen zu kümmern: Neymar.

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