Luca Toni bei den Amateuren:Gelbe Karte, Querlatte, ciao

"Er hat sich angestrengt": Luca Toni testet bei Bayerns Amateuren, die gegen Regensburg 0:5 untergehen - und will wieder zu den Profis.

A. Burkert

Am Berg hinauf nach Giesing staute sich der Verkehr, und vor den Kassenhäuschen standen sie bis auf die Grünwalder Straße, als die Partie schon lief. Die Leute draußen redeten über ihn, und so entstand der Eindruck, dass sehr viele wegen ihm gekommen waren.

Dabei durfte Luca Toni, 32, nur eine Halbzeit spielen im Derby der dritten Liga zwischen der Bayern-Reserve und Jahn Regensburg, so hatte es Louis van Gaal unter der Woche verfügt, der strenge Trainer der Profis, für die sich der italienische Weltmeisterstürmer nach seiner fast dreimonatigen Spielpause empfehlen möchte. So ganz ist ihm das nicht gelungen, nicht am Freitagabend, der für Bayern II ungemütlich endete: Als Toni nach der ersten Halbzeit und der Dusche gerade auf der Haupttribüne Platz genommen hatte, erzielte Stoilov das 4:0 für die Gäste. Am Ende hieß es 5:0 (2:0).

Mehmet Scholl, der Trainer der Bayern-Reserve, hatte schon zur Halbzeit mit gequältem Lächeln die Kabine verlassen. Er hatte Tonis Einsatz befürwortet und ihn als Spieler und Typen gelobt, das schon. Aber die Aufregung um den prominenten Gastspieler konnte seiner ohnehin verunsicherten jungen Mannschaft nicht dienlich sein, das wusste er. Seine Burschen verließen denn auch leicht irritiert die Kabine zur zweiten Hälfte. Denn draußen verstopften Reporter den Gang. Sie warteten auf Toni, der sich noch frisierte.

Irgendwann kam er dann, zwei Fernsehstationen und fünfmal so viele Journalisten wie sonst drängten sich im Gang. Die Gazzetta dello Sport hatte ihren Korrespondenten vom Gardasee anreisen lassen, "in Italien ist das eine große, kuriose Geschichte", erzählte Pierfrancesco Archetti. Er hörte dann Toni sagen, dass er sich "gut auf dem Feld gefühlt habe" - ehe klar wurde, dass Toni seinen Auftritt in den Niederungen als Erklärung in eigener Sache verstanden wissen wollte. Er hätte gerne länger gespielt, sagte er, "aber dann hat man mir gesagt, dass ich nur 45 Minuten spielen darf". Ob er noch einmal mit den kleinen Bayern auflaufen wolle? "Sicher, aber ich würde jetzt mal gerne wieder mit den großen Bayern spielen", entgegnete er spitz. "Ich habe ja einige Tests absolviert, bei denen ich bessere Werte hatte als Spieler, die jetzt im Kader stehen - ich bin bereit für die erste Mannschaft."

Er geht vor dem Schlusspfiff

Viel deutlicher kann man einem autoritären Trainer wie van Gaal nicht mitteilen, dass er nun bitteschön einen Star endlich verschonen möge mit den endlosen Trainingswochen. Toni hat das sicher als amüsant empfunden, die Aussicht auf 200 Euro Punktprämie und den tiefen Rasen im altehrwürdigen Grünwalderstadion, wo es unten im Kabinengang nach feuchtem Stollenschuhleder und nassen Wänden riecht. Vor dem Spiel sah man in einem der kargen Räume Manager Uli Hoeneß mit dem früheren Nationalspieler Thomas Linke quatschen, auch Sportdirektor Christian Nerlinger war im Klubsakko gekommen, wegen Toni. Van Gaal fehlte unter den 2900 Zuschauern, er hatte Assistent Andries Jonker geschickt.

Toni hat ihm, neben seinem Willen, nicht viel zeigen können. Die Regensburger sind seit Freitagabend Tabellenführer, die Partie fand eher in der Münchner Hälfte statt. Ein paar Kopfballablagen zeigte Luca Toni zu Beginn, wenn er denn mal angespielt wurde, das erste Dribbling endete mit einem tiefen Loch im Rasen und Ballverlust. Nach einer Viertelstunde kam der Ball wieder hoch auf ihn, er köpfte ihn im hohen Bogen ins Tor, der Treffer aber zählte nicht, Abseits. Nach einer guten halben Stunde strebte er plötzlich allein auf Keeper Sattelmaier zu, wurde aber zurückgepfiffen. Foul, bedeutete der schwache Referee. Toni lamentiert und meckerte - gelbe Karte. Toni lachte.

Kurz darauf erhielt Regensburg einen fragwürdigen Freistoß zugesprochen, Toni rückte in die Mauer ein. Schütze Binder fand eine Lücke - 0:1 (36.). Eine Szene hatte Toni noch, ehe er ciao sagen musste, weil es van Gaal so wollte: Flanke durch Sikorski, Toni rennt, er bringt sich in Position, erreicht den Ball - Kopfball, Querlatte, der Ball springt auf die Linie. Tor? "Er war nicht drin", sagte Toni später.

Zehn Minuten vor dem Ende hat er das Grünwalder verlassen, auch hinterher ist ja Verkehr. Später feiern die Regensburger laut, sie haben doch gegen den Weltmeister gewonnen. Nach dessen Trikot hatten in der Halbzeit einige Regensburger gefragt, "ich habe es aber dem gegeben, der mich gedeckt hat", sagte Toni. Alexander Maul, der Gegenspieler, hat sich artig bedankt, über Toni sagte er: "Er hat sich angestrengt."

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