Löwen-Sieg über Aalen:Plötzlich aggressiv

TSV 1860 München Yuya Osako

Yuya Osako bejubelt seinen Treffer zum 2:0.

(Foto: dpa)

Offensivstark wie lange nicht mehr: Beim 4:0 gegen den VfR Aalen gelingt dem TSV 1860 München der höchste Sieg seit September 2012. Verantwortlich dafür ist die neue Taktik von Trainer Friedhelm Funkel.

Aus dem Stadion von Julian Beyer

Manchmal brauchen Segenswünsche ihre Zeit, bis sie ankommen - selbst, wenn sie von ganz oben sind. Papst Franziskus persönlich hatte den Münchener Löwen Mitte Februar "alles Gute" für die Rückrunde in der 2. Liga gewünscht. Fanvertreter hatten ihm auf dem Petersplatz in Rom ein Trikot überreicht. Doch der Beistand des Heiligen Vaters ließ auf sich warten.

Eine Niederlage gegen Ingolstadt, zwei Unentschieden gegen Paderborn und Sandhausen. Vielleicht war der Segen auf der Strecke zwischen Rom und München über den Dolomiten steckengeblieben. Am Freitagabend erreichte die päpstliche Hilfe dann offenbar doch noch die Münchner Arena. Nach sechs Spielen ohne einen Sieg zeigte der TSV 1860 München eine fast einwandfreie Darbietung. 4:0 fertigen die Löwen den VfR Aalen in der Münchener Arena ab. Es war der bisher höchste Sieg der Saison.

"Sie haben uns auseinandergenommen", klagte Aalens Trainer Stefan Ruthenbeck nach dem Spiel. Das klang zwar überhaupt nicht danach, als spreche Ruthenbeck von den Löwen der vergangenen Wochen, doch der TSV 1860 der vergangenen Wochen hatte wenig gemein mit den Löwen an diesem Abend.

Trainer Friedhelm Funkel hatte im Training aggressives Pressing einstudieren lassen. Früh anlaufen, früh stören, die Aalener zu Fehlern zwingen - Funkels Matchplan ging auf. Bestes Beispiel: das 3:0 von dem in die Startelf gerückten Andreas Ludwig. Der profitierte in der 37. Minute von einem Fehlpass von Aalens Verteidiger Sascha Traut. Moritz Stoppelkamp hatte Traut im richtigen Moment gestört, den Weg Richtung Mittelfeld versperrt. Traut blieb nur noch ein Rückpass zum Torwart, doch da kam der Ball nie an. Ludwig preschte dazwischen und vollendete den Spielzug mit einem herrlichen Lupfer über Aalens Torwart Jasmin Fejzic.

Stoppelkamp an allen Toren beteiligt

"Wir haben früh attackiert, das hat uns allen sehr gut getan", bilanzierte Ludwig, der mit seiner Vorlage auf Abräumer Yannick Stark in der 29. Minuten auch das 1:0 der Löwen eingeleitet hatte. Vorausgegangen war ein feiner Hackentrick von Stoppelkamp, der an allen vier Toren beteiligt war. Beim 2:0, nur eine Minute später, lieferte er die Vorlage für Yuya Osako. Das 4:0 in der 87. Minute erzielte Stoppelkamp dann selbst, diesmal hatten die Einwechselspieler Benjamin Lauth und Moritz Volz die Vorarbeit übernommen.

Schlapper Start, dominantes Ende

"Wir haben den Gegner beherrscht", sagte Stoppelkamp nach dem Spiel, "man hat von der ersten Minute an gesehen, wer gewinnen wird." Wobei der 27-Jährige bei seiner Analyse die ersten 20 Minuten ausgespart hatte. Zu Beginn der Partie deutete vieles auf einen schlappen Auftritt der Löwen hin.

Es war zunächst der VfR, der die Verteidigung der Löwen unter Druck setzte. Daniel Buballas Kopfball strich nach 18. Minuten knapp über das Tor, eine erste Warnung. Kurz darauf zog Robert Lechleiter drei Leute auf sich und schaffte viel Platz für Manuel Junglas, dessen Schuss Kiraly mit einer Faust gerade so abwehren konnte. An den ersten Sieg im Jahr 2014 glaubten zu diesem Zeitpunkt wohl nur wenige unter den 14.100 Zuschauern.

"In der Anfangsphase haben wir dem Gegner durch unnötige Ballverluste Räume gegeben", kritisierte Funkel, "aber wir haben an unserer Linie festgehalten". Dafür wurde seine Mannschaft ab der 20. Minute belohnt. Die Münchener drängten ihren Gegner bis tief in die eigene Hälfte zurück, hielten das Tempo lange am Anschlag. Nach dem ersten Durchgang hatten die Löwen nicht nur drei Tore herbeikombiniert, sondern auch 66 Prozent Ballbesitz im Zwischenzeugnis stehen.

In Aue ohne Yannick Stark

"Wir haben gezeigt, welches Potenzial in der Mannschaft steckt", sagte Andreas Ludwig nach dem Spiel. Das galt auch für ihn persönlich. Nachdem er in den vergangenen zwei Partien nicht zum Einsatz gekommen war, tauchte er gegen Aalen überraschend in der Startelf auf. Nach der Leistung von Freitag dürfte er auch am kommenden Samstag bei Erzgebirge Aue Funkels erste Wahl sein.

Dort will der Trainer an der aggressiven Spielweise festhalten. Die hatte ihm ja nicht nur den ersten Sieg im neuen Jahr beschert, sondern auch das beste Ergebnis seit September 2012, als die Löwen ebenfalls 4:0 gewonnen hatten, damals gegen Sandhausen. In Aue muss Funkel allerdings auf Yannick Stark verzichten. Durch ein unnötiges Foul in der 82. Minute holte er sich seine zehnte gelbe Karte und ist damit gesperrt.

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