Lionel Messi vor dem Halbfinale:Audienz beim heiligen Leo

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Erster Auftritt seit fast zwei Jahren: Lionel Messi spricht auf einer Pressekonferenz des FC Barcelona. Der Argentinier gibt Einblicke, wie wichtig ihm die Partie gegen den FC Bayern ist - und wie unterkühlt sein Verhältnis zu Pep Guardiola.

Von Thomas Hummel, Barcelona

Von außen wirkt die Ciutat Esportiva beschaulich wie immer. Das Trainingsgelände des FC Barcelona im Außenbezirk Sant Joan Despí liegt an diesem Dienstagmittag ruhig unter der katalanischen Sonne. Drinnen allerdings, im Sala de Premsa, geht es zu wie in einem Bienenstock. Angekündigt: der heilige Leo.

Fast zwei Jahre sind vergangen seit seinem letzten öffentlichen Auftritt vor einem Spiel seines Klubs. Der 27-Jährige macht sich gerne rar, lässt sich selten blicken vor der Welt. Es gehört zum Mythos des sogenannten Superstars, dass nicht zu viel nach außen dringt. Doch jetzt soll er tatsächlich gleich erscheinen. Seine Audienz gibt einen Hinweis, welchen Stellenwert das Champions-League-Halbfinale gegen den FC Bayern München für ihn hat.

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Allein die Ankündigung, dass der Argentinier auf der Pressekonferenz sprechen würde, sorgte für erhebliche Aufregung in der Stadt. Die Zeitungen berichteten, TV-Stationen warfen Sendepläne um, Internetseiten tickerten live. Als es auf 12.45 Uhr zugeht, ist der Saal überfüllt. Es ist heiß - und hitzig. Vorne drängeln sich 40, 50 Kameraleute um die besten Plätze. Um 12.55 Uhr öffnet sich die Tür.

Erst ein Windhauch, dann Messi

Ein kleiner Windhauch weht herein, aber Lionel, genannt Leo, Messi schwebt nicht hinterher. Er wird auch nicht von Helfern in einer Sänfte getragen. Nein, er geht auf seinen zwei Beinen (wenngleich sehr wertvollen) wie jeder andere auch.

Messi trägt ein gelbes Polohemd und eine kurze Hose. Er sieht überraschenderweise aus wie ein Fußballer. Er schreitet die paar Meter auf das Podium, umringt von klickenden Linsen und sendenden Kameras. Leo! Leo! Bitte hierherschauen. Leo! Bitte! Er lächelt, dreht sich drei, viermal im Halbkreis, um allen sein Gesicht zu zeigen. Das Gerattere schwillt an zu einem beeindruckenden Lärm. Der merklich irritierte, fast verängstigte Medienadjutant des Klubs bittet die Meute schließlich, sich zu entfernen. Diese folgt brav.

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Die Welt sieht nun einen sehr entspannten, sehr selbstsicheren Lionel Messi. Er nuschelt und murmelt, doch die Botschaft ist deutlich: Leo, vor zwei Jahren setzte es aus Hin- und Rückspiel ein 0:7 im Halbfinale gegen Bayern. "Wir erinnern uns noch daran. Wir möchten es diesmal anders angehen. Wir haben ein anderes Team, es wird ein vollkommen anderes Spiel."

Leo, worin liegt die aktuelle Stärke von Barça? "Wir sind zusammengewachsen, und das war schwer mit einem neuen Trainer. Aber wir haben seine Ideen aufgenommen und erleben jetzt einen sehr guten Moment."

Noch im vergangenen Herbst war geunkt worden, ob sich Messi mit Trainer Luis Enrique überworfen habe. Doch aktuell führt der Klub die Primera División vor Real Madrid an, steht im Pokalfinale und in diesem Halbfinale der Champions League. Die "Triplete" ist möglich, wie 2009 unter Pep Guardiola. Zu Luis Enrique erklärte Messi brav: "Es sind einige Sachen passiert aber wir haben keine Probleme. Ich habe eine hervorragende Beziehung zu ihm."

Tatsächlich glaubt Barcelona wieder einmal, gerade den vielleicht besten Messi überhaupt zu sehen. Zusammen mit seinen Angriffspartnern Neymar und Luis Suárez kommt er inzwischen auf den Rekordwert von 108 Saisontoren in allen Wettbewerben. Zuletzt gab es ein 8:0 beim Tabellenletzten Córdoba.

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Vor zwei Jahren, beim 0:4-Untergang im Halbfinale in München, war Messi müde und uninspiriert über den Platz geschlichen. Er hatte wohl eine zuvor erlittene Muskelverletzung nicht auskuriert. Im Rückspiel saß er deswegen sogar auf der Ersatzbank. Danach wurde es kaum besser, die vergangene Saison gehört nicht zu Messis besten. "Es war ein schwieriges Jahr für mich", sagt er jetzt, "ich hatte das Pech, verletzt zu sein. Auch danach fühlte ich mich nicht so, wie ich es wollte." Dennoch wäre er fast Weltmeister geworden. Gestoppt erst im Finale - von den Deutschen. Von denen er nun viele wiedertrifft. Und endlich einmal besiegen will.

Ein Lächeln, ein Klick-Orkan

Jede seiner Bewegungen führt im Sala de Premsa zu einem Klick-Orkan der Fotografen. Ein Lächeln, die Hand am Mund, die Stirn in Falten. Falls es wieder zwei Jahre dauert, ihn so zu sehen, müssen die Bilder bis dahin reichen.

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Ob er denn noch Kontakt zu Pep Guardiola habe? Den Trainer, mit dem er die meisten Erfolge feierte und der nun der Gegner sein wird? Es ist der Moment, in dem klar wird, dass Freundschaften im Fußballgeschäft eben doch nicht alltäglich sind. Kontakt? "Nein, eigentlich nicht. Wir haben uns auf einer Fifa-Gala gesehen und ein wenig gesprochen." Messi zieht die Mundwinkel nach unten. Er habe eine gute Beziehung zu Guardiola wie zu allen Kollegen. "Wenn wir uns über den Weg laufen, sagen wir Hallo." Sentimentalitäten? Nicht doch.

Nach 20 Minuten endet die Audienz. Messi erhebt sich und schreitet die paar Meter hinüber zur Tür. Noch einmal durch ein Spalier von Linsen und Kameras. Er schwebt noch immer nicht.

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