Ligapokal:"Man muss sich doch mal streiten dürfen"

Im Rahmenprogramm des 4:1 der kreativen Bayern gegen Bremen treten die Manager Uli Hoeneß und Klaus Allofs auf.

Ulrich Hartmann

Womöglich haben die Leute vom FC Bayern München ihrem neuen Stürmer Miroslav Klose auch deshalb einen 450 PS starken Dienstwagen spendiert, damit er mal auf andere Gedanken kommt. Genau das tut Klose nämlich vielleicht ganz gut in einer Zeit, in der er mit dem geballten Zorn einer Fangruppe zu kämpfen hat, die ihm einst wohlgesonnen war. Immer, wenn Klose am Samstag in der Düsseldorfer Arena vor der mit Bremer Fans besetzten Tribüne entlang lief, wurde er mit allerlei Rufen und eindeutigen Gesten beleidigt.

Ligapokal: Uli Hoeneß (links) und Klaus Allofs können vortrefflich miteinander streiten.

Uli Hoeneß (links) und Klaus Allofs können vortrefflich miteinander streiten.

(Foto: Foto: dpa)

Gestenreiche Beschimpfungen in der Halbzeitpause

Klose hat das nach eigener Aussage kaum gekümmert. ,,Ich konzentriere mich aufs Fußballspielen'', sagte er gelassen. Bayern-Manager Uli Hoeneß, in diesem Fall gewissermaßen Kloses Anwalt, war weniger geduldig. ,,Was eure Fans da machen, das habt Ihr selbst ganz schön geschürt'', beschimpfte Hoeneß in der Pause gestenreich den Bremer Manager Klaus Allofs und gefiel sich vor laufender Kamera als zorniger Moralist. Was die Münchner Fußballer vor und nach Hoeneß' Auftritt darboten, war Wasser auf des Managers Mühlen. Seine spielfreudigen Bayern besiegten einen schwachen SV Werder Bremen im Viertelfinale des Ligapokals sehr souverän 4:1 (3:1) und zogen ins Halbfinale ein, in dem sie am Mittwochabend auf den VfB Stuttgart treffen.

Miroslav Klose hat keines der vier Münchner Tore geschossen, aber das lag eher nicht daran, dass ihn die Bremer Beleidigungen entnervt hätten. Er war maßgeblich an der Entstehung von zwei Toren beteiligt und zeigte insgesamt ein gutes Spiel. Das fiel ihm nicht schwer als Mitglied einer hochkreativen Bayern-Mannschaft, welche die Bremer mit Spielwitz und Leichtfüßigkeit derart auseinandernahm, dass es den Manager Allofs und den Trainer Thomas Schaaf richtig nervte. ,,Wir haben es den Bayern viel zu leicht gemacht'', schimpfte Schaaf. ,,Sie haben uns an die Wand gespielt'', klagte Allofs. Der Manager machte das Fehlen von Diego und Naldo sowie den Ausfall des noch nicht spielberechtigten Zugangs Carlos Alberto für die Demütigung mitverantwortlich. Er rechtfertigte diese These - trotz der auf Münchner Seite fehlenden Podolski, Sosa, Toni und Schlaudraff -, indem er anmerkte, ,,dass die Bayern in der Breite ganz andere Möglichkeiten haben als wir''.

Diese Behauptung bestätigte sich in der Spielphase, in der Bastian Schweinsteiger (24.) sowie Hamit Altintop (27.) und Franck Ribéry (35.) binnen elf Minuten den 0:1-Rückstand durch Tim Borowski (9.) in eine 3:1-Führung drehten. Im weiteren Verlauf gestatteten sie den Bremern weder eine Siegchance noch ein Fünkchen Spaß und erzielten durch Ribérys zweiten Treffer (54.) per Handelfmeter das 4:1. Mit diesem Triumph im Rücken ließen sich die Führungskräfte Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gern noch mal auf den seit Wochen gepflegten Disput mit den Bremern ein, obwohl gerade Rummenigge vor diesem Ligapokalspiel gefordert hatte, in Düsseldorf einen ,,Friedensgipfel'' zu veranstalten. Diese Hoffnung erwies sich in jenem Moment als unrealisierbar, als die Bremer Fans gegen Klose zeterten, und die Münchner derlei Misstöne noch einmal auf provokante Äußerungen der Spieler Torsten Frings (,,Miro hat viel kaputt gemacht'') und Tim Wiese (,,Schießen konnte er noch nie richtig'') zurückführten. ,,Es hätte vom Verein längst ein Machtwort gesprochen werden müssen'', schimpfte Hoeneß, ,,dieses Verhalten gehört sich nicht, weil Klose nichts Schlimmes gemacht hat.''

Der Zwist während der Pausenübertragung des Bezahlsenders Premiere wirkte freilich ein bisschen inszeniert, da Hoeneß und Allofs nach dem Spiel in versöhnlicher Körperhaltung und schulterklopfend in der Arena gesichtet wurden. ,,Man muss sich doch auch mal streiten dürfen'', sagte Allofs und mochte weder den Disput mit Hoeneß noch die spielerische Souveränität der Bayern als dramatisch bewerten. ,,Wir haben wieder mal gesehen, dass wir auf Diego und Naldo nicht verzichten können'', sagte er und betonte, er glaube nicht, dass die Münchener die ganze bevorstehende Saison ähnlich dominierten wie dieses Spiel.

Man konnte am Samstag aber genau diesen Eindruck bekommen. Mit Klose als einziger Spitze und einem Fünfermittelfeld mit den Offensivinitiatoren Schweinsteiger, Ribéry und Altintop tobten sich die Münchner aus, als hätten sie es bei den Bremern mit einem ehrfürchtigen Regionalligisten zu tun. ,,Dieses starke offensive Mittelfeld kann eine richtige Waffe für uns sein'', sagte der Trainer Ottmar Hitzfeld und lobte die Variabilität seiner Außenspieler Ribéry und Altintop. Ersteren hatte Hitzfeld nach einer Viertelstunde von Linksaußen in die Zentrale verschoben, und Letzteren sieht er seit Wochen in einer Spiellaune, die man kaum erwarte durfte. Dieses enorme und in der vergangenen Saison schmerzlich vermisste Kreativpotenzial der gesamten Mannschaft erklärte Assistenztrainer Michael Henke am Samstag auch ein bisschen mit dem fußballerischen Egoismus der Akteure. ,,Unsere Spieler wollen jederzeit den Ball haben'', sagte Henke, ,,das sind keine Spekulanten, die nur auf ihn lauern.''

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: