Liechtensteins Nationalspieler Martin Büchel:"Auf Trikottausch hatte ich keine Lust mehr"

05 09 2017 Vaduz Fussball Herren Saison 2017 2018 WM Qualifikation Liechtenstein Spanien 0 8 Bild

Seit vier Jahren spielt Martin Büchel für den FC Unterföhring, stieg mit ihm in die Regionalliga auf. Inzwischen ist er 30. Sein Debüt für Liechtenstein gab er mit 17. Das Nationalteam des kleinen Landes hat akute Nachwuchssorgen. Foto: imago

(Foto: Geisser/imago)

Der Osteopath Martin Büchel verlor zuletzt mit Liechtenstein in der WM-Qualifikation gegen Spanien mit 0:8. Im Interview erzählt der 30-Jährige, warum er lieber in der Regionalliga kickt.

Interview von Matthias Schmid

Der Liechtensteiner Martin Büchel, 30, hat zuletzt in der WM-Qualifikation gegen Spanien 0:8 verloren. Im Interview erzählt er, wieso er sich darüber so ärgert, obwohl er als Osteopath doch nur ein Freizeitkicker ist; und warum er sich nun darauf freut, an diesem Freitag für den FC Unterföhring wieder in der Regionalliga auflaufen zu dürfen.

SZ: Herr Büchel, haben Sie nach dem 0:8 gegen Spanien als kleinen Trostpreis wenigstens ein Trikot ergattert?

Martin Büchel: Nein, ich hatte danach keine Lust auf Trikottausch. Ich war ziemlich leer und enttäuscht.

Die Niederlage war doch zu erwarten.

Natürlich, aber ich konnte danach trotzdem nicht einschlafen und habe mich auch am nächsten Tag nicht gut gefühlt, ziemlich elend sogar. Die Niederlage tut weh.

Sie hatten schon im Hinspiel gegen Spanien mit 0:8 Toren verloren.

Ja, aber diesmal fühlt es sich noch deprimierender an. Im Hinspiel haben wir sehr gut gespielt und lagen zur Pause nur 0:1 hinten. Diesmal lagen wir schon nach zwei Minuten zurück. Gefühlt war jeder Schuss drin. Das lag nicht daran, dass die Spanier so gut gespielt hätten, sondern allein an uns, wir haben es ihnen mit unseren Fehlern zu einfach gemacht. Aber das Traurigste war nicht die Niederlage für mich, sondern die Tatsache, dass wir uns nicht gewehrt haben. Uns hat Leidenschaft gefehlt.

Und das im Spiel des Jahres.

Wir haben uns nicht auf Fußball konzentriert, sondern uns mit anderen Dingen beschäftigt.

Was meinen Sie?

Viele von uns haben schon beim Aufwärmen zu den Stars der Spanier geschaut, zu Ramos, Thiago oder Morata. Einige konnten nicht glauben, dass sie ihnen so nah kommen. Wir sind ja alle Fußballfans und kennen diese Spieler aus den Fernsehübertragungen. Wir waren viel zu ehrfürchtig. Aber wir sind doch auch Sportler, die sich für ihren Fußball nicht schämen brauchen. Wir müssen auch gewinnen wollen. Zugegeben, die Aussicht auf einen Erfolg lag vielleicht bei einem Prozent. Aber zumindest muss die Einstellung stimmen.

Was sind die Gründe?

Wir machen in Liechtenstein im Fußball gerade eine schwierige Phase durch. Der Generationswechsel macht uns zu schaffen, weil wir kaum Nachwuchskicker finden. Vor ein paar Jahren waren wir noch viel wettbewerbsfähiger.

"Gegen Spanien habe ich vielleicht 20 Mal den Ball berührt"

Liechtenstein ist nur so groß wie eine deutsche Kleinstadt.

Bei 37 000 Einwohnern ist es natürlich schwer, elf gute Fußballer zu finden. Da bin ich auch realistisch. Aber während sich die anderen kleinen Nationen weiterentwickeln, entwickeln wir uns zurück.

Da kommt das nächste Spiel mit dem FC Unterföhring gerade recht?

Ich freue mich drauf, weil wir ein super Team haben mit einer guten Stimmung.

Müssen Sie sich dumme Sprüche anhören oder muntern die Mitspieler Sie eher auf?

Wahrscheinlich beides. Die Sprüche wären sicher mehr gewesen, wenn die Mannschaft am Dienstag im Toto-Pokal nicht gegen 1860 München 0:4 verloren hätte. Das hatten sie sich auch anders vorgestellt. Die sind nun genauso enttäuscht wie ich.

Nach dem Aufstieg in die Regionalliga wartet Unterföhring noch auf den ersten Sieg.

Wir wollen gegen Rosenheim unbedingt den ersten Dreier holen. Wir haben es bisher nicht schlecht gemacht und könnten auch im gesicherten Mittelfeld stehen. Wir haben hier in jedem Fall noch Großes vor.

Erst Spanien, dann Rosenheim, das dürfte eine große Umstellung für Sie werden?

Nach 69 Länderspielen bin ich längst daran gewöhnt. In der Regionalliga spielen wir nicht vor 20 000 oder 30 000 Zuschauern, aber auch vor ordentlichen Kulissen. Ich freue mich vor allem darauf, wieder öfter an den Ball zu kommen. Gegen Spanien habe ich ihn vielleicht 20 Mal berührt. Ich spiele lieber Fußball als zu laufen, sonst hätte ich Marathonläufer werden können.

Um noch mal auf den Trikottausch zurückzukommen: Auf welches Trikot sind Sie besonders stolz?

Ich habe mir vor fünf, sechs Jahren das von Andrés Iniesta gesichert. Großartiger Kicker. Deshalb habe ich schon im Hinspiel gegen Spanien nicht mehr getauscht.

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