Leverkusens 4:1 über Borissow:Grüße nach Dortmund

Bayer 04 Leverkusen v FC BATE Borisov - UEFA Champions League

Besser als in Gelb-Schwarz: Neuzugang Kevin Kampl (l.) überzeugte in der Leverkusener Zentrale, was ihm in Dortmund zuvor selten gelungen war.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Weil Zugang Kevin Kampl im Zentrum überzeugt, kann sich Trainer Schmidt eine Spitze gegen dessen vorherigen Klub nicht verkneifen.

Von philipp selldorf, Leverkusen

"Chiiiichariiitooo" riefen die Fans von Bayer Leverkusen im Chor, als der mexikanische Mittelstürmer 20 Minuten vor Spielschluss vom Platz ging, um sich auswechseln zu lassen. Außer dem Adressaten, der sich für die Grüße höflich bedankte, hörte aber auch ein anderer Betroffener die Gesänge aus der Nordkurve. Und bevor der bekanntermaßen empfindsame Stürmer Stefan Kießling, der jetzt als Ersatzmann für Javier Hernandez den Rasen betrat, darüber nachdenken konnte, ob er wegen des Neulings aus Manchester seinen Rang als Publikumsliebling eingebüßt habe, stimmten die Anhänger den nächsten Chor an: "Steeeefan Kiiiießling", riefen sie. Puh, gerade noch rechtzeitig.

Die Frage ist: Kann Torschütze Hernandez mit Kießling stürmen?

Leverkusens 4:1-Sieg gegen Bate Borissow zum Start der Champions-League-Saison brachte nicht so viele Aufregungen hervor, dass die Partie für Generationen von Bayer-Sympathisanten Gesprächsstoff bilden wird. Nicht ganz zu Unrecht erkundigte sich ein weißrussischer Reporter bei Roger Schmidt, ob Borissow womöglich nicht gut genug für die Eliteliga sei - der Bayer-Trainer verneinte wohlwollend. Trotz der Überraschung über den zwischenzeitlichen Gleichstand nach der frühen Leverkusener Führung durch Mehmedi (4.) ging die Brisanz des Abends im Grunde aus der Aufstellung hervor, die den Platzhirschen Kießling als Reservisten und "Chicharito" Hernandez in der Startelf auflistete. Aber auch hier handelt es sich, so betonte Schmidt später, nur um eine Schein-Spannung. Demnach lautet die Frage für den Coach nicht, ob er künftig entweder Kießling oder Chicharito spielen lässt, sondern wie er Kießling UND Chicharito als Sturmduo in der Startelf unterbringt.

Die andere kleine Neuigkeit des Abends bestand darin, dass Schmidt den zweiten späten August-Zugang Kevin Kampl zunächst anstelle von Christoph Kramer im zentralen Mittelfeld postierte. Dort gelang dem 24-Jährigen eine ansehnliche Vorstellung, die im Kontrast zu den vielen weniger ansehnlichen Vorstellungen im Dienst von Borussia Dortmund stand. Beim BVB blieb Kampl daher nur ein halbes Jahr, im August wechselte er für zehn Millionen Euro nach Leverkusen. Schmidt, Kampls Trainer aus gemeinsamen guten Zeiten in Salzburg, hat sich über den prompten Aufschwung seines Schülers nicht gewundert: "Kevin ist sicher kein Flügelspieler", sagte er und erklärte: "Auf der Position ist er in Dortmund oft eingesetzt worden."

Dieser Hinweis durfte durchaus als spitze Grußadresse an den BVB und dessen vormaligen Trainer Jürgen Klopp verstanden werden. Schon an diesem Sonntag kann Kampl erneut zeigen, wie sich die Borussia in ihm getäuscht hat - dann tritt Bayer in Dortmund an.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: